Ulrich Wickert: "Der Ehrliche ist der Dumme. Über den Verlust der Werte"
Verlag Hoffmann und Campe 2022, 288 Seiten, 24 Euro
Buch von Ulrich Wickert
Pflicht heißt Selbstverpflichtung, betont Ulrich Wickert in seinem neuen Buch – und im Interview. © picture alliance / Jörg Carstensen
Der Ehrliche ist immer noch der Dumme
10:11 Minuten
Gleicher Titel, fast gleiches Cover, gleiche Botschaft: In der Neuausgabe seines Bestsellers von 1995 "Der Ehrliche ist der Dumme" fordert Ulrich Wickert Gemeinschaftssinn und Einhaltung von Regeln. Gerade seitens der Politik, betont der Autor.
Gut 25 Jahre nach dem ersten Erscheinen hat der langjährige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert eine Neuausgabe seines Bestsellers „Der Ehrliche ist der Dumme. Über den Verlust der Werte“ veröffentlicht. Denn auch wenn sich die Zeiten geändert haben: Der Ehrliche ist offenbar immer noch der Dumme.
Man sieht es, so Wickert, etwa an dem Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki von der FDP, der sich im vergangenen Sommer offen dazu bekannt hatte, im Lockdown Kneipen besucht zu haben, die trotz des Verbots geöffnet waren.
„Wenn ein Bundestagsvizepräsident schon sagt: Ich brauche die Regeln nicht einzuhalten, und er hinterher dann auch noch angibt, dass sein Spruch noch nicht mal Folgen gehabt hätte außer vielleicht einem bösen Brief vom Landrat, dann sage ich mir: Derjenige, der die Regeln einhält, der wird sagen, dann bin ich doch der Dumme, wenn ich es tue“, kritisiert Wickert.
Cum-ex-Geschäfte, Maskendeals, Abgasskandale
Kubicki ist für Wickert allerdings nicht der einzige Politiker, der sich nicht an die Regeln hält.
„Da gibt es die CDU/CSU-Politiker, die mit den Masken irre Gelder machen, da gibt es die Bankiers, die jetzt gerade wieder eingesperrt werden, wie wir gesehen haben, weil sie dem Staat Milliarden weggenommen haben durch irre Finanzgeschäfte“, sagt er mit Blick auf die Cum-ex-Verfahren.
„Da gibt es Automanager, die im Gefängnis sitzen, weil sie die Käufer betrogen haben mit den Motorabgasen.“ Was ist das für eine Gesellschaft, fragt der Autor. „Und da sage ich immer: Es fehlt an Regeln in der Gemeinschaft.“
Pflicht folgt Einsicht
Auch von Pflicht sei in seinem Buch die Rede, erzählt Ulrich Wickert. Verstanden wissen will er diesen Begriff allerdings als Selbstverpflichtung:
„Wenn ich Pflicht meine, ist das nicht die Pflicht, die einem Befehl gehorcht, sondern die der Einsicht folgt, ich muss so handeln, ich kann nicht anders.“
(uko)