Die Choreographie für den Trump-Besuch
Mit einer klugen Strategie hat Emmanuel Macron den US-Präsidenten nach Paris gelockt, sagt Ulrich Wickert. Der langjährige Frankreich-Korrespondent analysiert die Choreografie für den Besuch des Ehrengastes der französischen Nationalfeiern.
"Ein Amerikaner in Paris" ist ein Leitmotiv der US-Kultur: Nicht nur die Orchesterkomposition von George Gershwin oder der Film von Vincente Minelli sind so betitelt. Auch Werke von Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, Gertrude Stein über Cole Porter bis hin zu Woody Allen beschäftigen sich mit diesem Mythos. Nun hat die französische Hauptstadt erneut einen Amerikaner in ihren Bann gezogen.
Emmanuel Macron hat seinen US-amerikanischen Kollegen Donald Trump als Ehrengast zur Militärparade am französischen Nationalfeiertag empfangen. So habe der Präsident Frankreichs seinen US-Kollegen kurz nach dessen letzter Europareise erneut auf den alten Kontinent locken können, erläuterte Ulrich Wickert die Strategie des Franzosen im Deutschlandfunk Kultur: "Da musste er ihm etwas bieten", so der langjährige Fernsehkorrespondent in Paris und Washington - und Autor verschiedener Bücher über Frankreich.
Besuche am Grab Napoleons und im Restaurant von Alain Ducasse hätten Macrons Choreografie für das Trump-Programm komplett gemacht. Dies sei genau das Richtige für den US-Präsidenten gewesen, der sich bestimmt gerne selbst als eine Art Napoleon sehe und auch nicht wisse, dass das Restaurant im Eiffelturm in erster Linie ein Touristenlokal sei, sagt Wickert:
"Er hat keine Ahnung von Paris und jetzt sitzt er da, und man sagt ihm, Ducasse ist der beste Koch der Welt. Da guckt er auf dieses glitzernde Paris, der Blick ist atemberaubend."
Beeindruckender Blick über die "Stadt des Lichts"
Das sei in jedem Fall ein hervorragendes Erlebnis, weiß Wickert, schließlich trage die Hauptstadt Frankreichs verdientermaßen den Titel "Stadt des Lichts".
Er selbst glaube nicht, dass Trump die besonderen Paris-Bezüge der US-Literatur kenne und er wird vielleicht auch nicht den Film "Midnight in Paris" von Woody Allen gesehen haben, vermutete der langjährige Frankreich-Korrespondent. Vielmehr sei in diesem Fall die faktische Schönheit der Metropole entscheidend, so Wickert:
"Für mich ist Paris tatsächlich die schönste Stadt der Welt. Sie können gleich sagen: Venedig. Aber Venedig ist nur ein Disney-World. Paris lebt ja, Paris ist eine wunderbare Stadt - und es lebt."