Ulrich Wickert zu Notre-Dame in Paris

"Ein kulturelles Symbol für Frankreich"

05:20 Minuten
Blick auf das Baugerüst von Notre Dame - vor und nach dem Brand
Blick auf die Kathedrale vor und nach dem Brand. "Die Franzosen haben gestern geschwiegen und viele haben geweint", sagt Ulrich Wickert. © Daniel Fouray/MAXPPP/dpa
Ulrich Wickert im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Mit der Kathedrale von Notre-Dame wurde ein geschichts- und symbolträchtiger Ort ein Opfer der Flammen, wie Frankreich-Kenner Ulrich Wickert erklärt. Dies sei "eine ganz schreckliche Geschichte", von der Präsident Macron aber wohl profitieren werde.
Der Brand von Notre-Dame in Paris hat Frankreich ins Herz getroffen. Denn die Kathedrale war mehr als ein religiöser Ort: "Ein weltliches und kulturelles Symbol für Frankreich, und zwar für die Geschichte Frankreichs", betont der Frankreichkenner und -liebhaber Ulrich Wickert, ehemaliger Paris-Korrespondent und "Tagesthemen"-Moderator.
Vor dem Altar der Kathedrale Notre-Dame in Paris steigt am 15.4.2019 Rauch auf.
Blick ins Innere der Kathedrale: Notre-Dame de Paris sei mehr als ein religiöser Ort, sagt Ulrich Wickert.© AFP / Philippe Wojazer / Pool
Zum Beispiel habe sich in Notre-Dame Napoleon 1804 zum Kaiser krönen lassen. Dort hätten auch die großen Trauerfeiern für die verstorbenen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und François Mitterrand stattgefunden.

"Der Glöckner von Notre-Dame" machte sie berühmt

Wirklich berühmt wurde die Kathedrale jedoch durch ein Buch, durch Victor Hugos 1831 erschienenen Roman "Der Glöckner von Notre-Dame".
"Dieser Roman hat ganz viel bewirkt", betont Wickert. Danach habe man die Kirche, die man vorher zwei Jahrhunderte lang mehr oder weniger sich selbst überlassen gewesen sei, renoviert und aufgebaut.
Ulrich Wickert, aufgenommen im Oktober 2017 auf der 69. Frankfurter Buchmesse.
"Das Zentrum Frankreichs", sagt der Frankreichliebhaber und langjährige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert zur Bedeutung von Notre-Dame.© picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Heute ist Notre-Dame nicht nur Teil des Unesco-Welterbes und Anziehungspunkt für Millionen Touristen jedes Jahr, sondern im wahrsten Sinne das Zentrum Frankreichs:
"Auf diesem Platz vor Notre-Dame ist ein kleiner Messingeinlass – und was ist da? Das ist der Meter Null. Von diesem Punkt an wird jede Entfernung nach Frankreich gemessen."

Macron könnte von dem Unglück profitieren

Entsprechend groß ist die Trauer im Land: "Die Franzosen haben gestern geschwiegen und viele haben geweint", berichtet Wickert. Es sei sehr wichtig gewesen, dass Präsident Macron sofort nach Notre-Dame gefahren sei und versprochen habe, dass die Kathedrale wiederaufgebaut werde.
Überhaupt werde dem Präsidenten das Unglück nutzen: "Jetzt ist plötzlich Frankreich geeint in der Trauer, und jetzt sind alle Streitigkeiten erst mal vergessen", sagt Wickert mit Blick vor allem auf die sogenannten Gelbwesten-Proteste.
(uko)
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