Ulrike Guérot zur Debatte um Konzert-Äußerungen

"Danke, Herr Grönemeyer!"

06:47 Minuten
Das Foto zeigt Herbert Grönemeyer Ende August 2019 bei einem Konzert in Erfurt.
Herbert Grönemeyer Ende August 2019 bei einem Konzert in Erfurt: Klare Kante gegen rechts. © dpa / dpa-Zentralbild / picture alliance / Martin Schutt
Moderation: Korbinian Frenzel |
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Herbert Grönemeyer nutzt die Bühne, um gegen rechts auszuteilen. Das sei Hassrede, tobt die AfD. Und auch aus liberalen Ecken kommt Kritik. Was die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot nicht nachvollziehen kann. Sie nimmt den Sänger in Schutz.
Herbert Grönemeyer hat sich klar gegen rechts positioniert - und das laut und in einem harschen Tonfall. Bei einem Konzert in Wien rief er das Publikum dazu auf, "keinen Millimeter nach rechts" zu rücken. Wenn Politiker schwächelten, "dann liegt es an uns, zu diktieren, wie 'ne Gesellschaft auszusehen hat. Und wer versucht, so 'ne Situation der Unsicherheit zu nutzen für rechtes Geschwafel, für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze, der ist fehl am Platze."

Kritik am Tonfall

Scharfe Kritik vor allem aus dem AfD-Lager war die Folge. Die stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch, twitterte: "Das ist die furchterregendste, übelste, totalitärste Hassrede, die ich je gehört habe." Aber auch der Autor Bernd Stegemann, politisch links zu verorten, schrieb: "Der Tonfall, mit dem Grönemeyer sein Publikum politisch anheizt, macht mir ein wenig Angst. Ich sag's ungern, aber er klingt wie ein Redner vor 1945."
Andere wiederum verteidigten Grönemeyer - so beispielsweise Außenminister Heiko Maas. Auch die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot stellt sich ganz auf die Seite des Sängers: Grönemeyer sei eine Institution im Rheinland, wo sie auch selbst herkomme, und "völlig unverdächtig" - es komme eben auch immer darauf an, wer etwas wie sage. Insofern sei die Äußerung von Stegemann deplatziert - weil sie den Sprecher, also Grönemeyer, nicht kontextualisiere.
Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot
Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot: "Da muss man sich eben argumentativ wehren und das soll die AfD doch jetzt mal machen."© picture alliance/Geisler-Fotopress
Das Wort "diktieren" in Grönemeyers Äußerung sei allerdings ebenfalls deplatziert, so Guérot: "Das mag ihm wahrscheinlich so rausgerutscht sein, würde ich mal vermuten. Es ist eine Konzertsituation. Der ist spontan, der ist wahrscheinlich auch erschöpft, der schreit das da rein - Männer, Männer, Männer - der redet immer so. Man redet überhaupt im Ruhrpott so. Da sind die Menschen noch echt und authentisch und schreien sich auch schon mal an."

Politik ist immer Streit

Doch abgesehen von eben diesem Wort sei sie "völlig dabei", betont die Politikwissenschaftlerin: "Danke, Herr Grönemeyer!" Dessen Aussagen seien ein klares Bekenntnis. Und dass jetzt darüber diskutiert werde, ob der Pop-Star das so sagen dürfe, sei nichts anderes als "Sprachpolizei" und "Erosion der Demokratie".
Zum Vorwurf, Grönemeyer habe mit seinen Äußerungen Menschen mit anderen Meinungen ausgeschlossen, sagte sie, Politik sei immer Streit: "Streit um die bessere Idee." Da fühlten sich automatisch dann einige ausgeschlossen. Doch nach den Worten Salman Rushdies habe niemand das Recht, gekränkt zu sein, so Guérot: "Da muss man sich eben argumentativ wehren und das soll die AfD doch jetzt mal machen."
(ahe)

Die ganze Sendung mit Ulrike Guérot hören Sie hier:
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