Ein theologischer Regenbogen
Sein 25. Jubiläum beging das "Ultima Oslo Contemporary Music Festival" gleich im Eröffnungskonzert mit einer religiösen Offenbarung: Vasily Petrenko leitete das Philharmonische Orchester der Hauptstadt in Olivier Messiaens imposanter "Turangalîla-Symphonie".
Der katholische Glaube, die Tristansage und der Vogelgesang - diese Trias - so der Komponist Olivier Messiaen - habe sein Werk geprägt. Einen "theologischen Regenbogen" hatte Messiaen vor Augen, eine »Kirchenfenstermusik«, jenseits aller für die europäisch-klassische Tradition typischen Zielgerichtetheit: Eine Musik, die "die Begrenzung der Zeit ausdrückt, die Allgegenwart".
Der Begriff »Natur« war das Motto des 25. Ultima Oslo Contemporary Music Festivals. Und es sind nicht nur die Vogelstimmen, die Olivier Messiaen zeit seines künstlerischen Lebens sammelte, sondern der allumfassende, universale Impuls, die uns als Naturgewalten entgegen kommen.
Das Wort »Turangalîla« stammt aus dem Sanskrit und bildet mit »Lila« (wörtlich Spiel oder auch Liebe) und »Turanga« (Zeit, die Bewegung einschließend) einen verschiedene Bedeutungen zulassenden Begriff, der so umfassend wie die Sinfonie selbst erscheint.
Mit der Turangalîla-Sinfonie schuf Messiaen ein hinsichtlich Dauer, Besetzung, kompositorischem Aufwand und Anspruch ins Überdimensionale gesteigertes Werk. Messiaen selbst nannte sie ein Liebeslied, eine Hymne an die Freude. Von 1946-48 arbeitete Messiaen an den zehn Sätzen der Sinfonie. Jeder ihrer Sätze verfolgt »besondere technische und rhythmische Recherchen« und weist eine besondere »harmonische Farbe« auf.
Vasily Petrenko, Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Oslo, hat die synästhetischen Impulse wörtlich genommen und das Orchester in einen Lichtrausch tauchen lassen, der von Rot-Gold über Violett hin zu Stahlblau reichend, Messiaens metaphysische Emphase visualisiert.
Ultima Festival Oslo
Konserthus Oslo
Aufzeichnung vom 10. September 2015
Olivier Messiaen
"Turangalîla-Symphonie" für Klavier, Ondes Martenot und großes Orchester
Steven Osborne, Klavier
Cynthia Millar, Ondes Martenot
Philharmonisches Orchester Oslo
Leitung: Vasily Petrenko