Weitere Information zu "Ulysses" finden Sie auf der Homepage des Deutschen Theaters.
Anstrengender Abend mit starken Momenten
Auf der Folie von Homers Odyssee zeigt James Joyces "Ulysses" die Wege und Irrwege Leopold Blooms durch den Dubliner Alltag im Jahr 1904. Joyce schichtet Ebenen übereinander und wechselt zwischen Sprachregistern und Diskursen. Sebastian Hartmann hat "Ulysses" am DT konsequent inszeniert, so unser Kritiker.
Der Regisseur Sebastian Hartmann verzichte bei seiner Inszenierung auf alle erzählerischen Elemente, sagte unser Kritiker André Mumot im Deutschlandfunk Kultur:
"Es fällt alles weg, was mit klar erkennbaren Figuren oder der Handlung zu tun hat."
"Es fällt alles weg, was mit klar erkennbaren Figuren oder der Handlung zu tun hat."
Ein Ulysses ohne Leopold Bloom
Der Regisseur konzentriere sich in seiner Inszenierung "ganz auf einzelne Passagen des Textes, auf Reden, auf komplexe, komplizierte Auslassungen, auf Dialogteile, Gedankenreflexionen", so Mumot.
Es gebe auch gar keinen Leopold Bloom. Es gebe aber Elemente aus den typischen Bloom-Reflexionen: Da gehe es um sehr existentielle Aspekte des menschlichen Daseins, um Sexualität, um die Geburt, um den Körper und um den Tod und das Sterben.
"Man versteht sehr oft nicht genau, aus welchem Kontext kommt jetzt welcher Monolog? Was will derjenige, der da gerade auf der Bühne steht, uns eigentlich damit sagen?", meint Mumot.
Es gebe auch "Stream of Consciousness"-Momente, aber das Entscheidende für den Regisseur sei wohl an diesem Abend das Prinzip der Assoziation:
"Bei dem `Ulysses`-Roman ist es ja so, dass aus jeder Kleinigkeit neue Reflexionen erwachsen, dass einen das kleine Detail irgendwo ganz anders hinführt."
"Bei dem `Ulysses`-Roman ist es ja so, dass aus jeder Kleinigkeit neue Reflexionen erwachsen, dass einen das kleine Detail irgendwo ganz anders hinführt."
Formale Reichhaltigkeit des Romans fehlt in der Inszenierung
Die starken ästhetischen Brüche der Vorlage vollziehe Regisseur Hartmann zum Beispiel nach, indem er eine Pause einlege, bei der der Schauspieler Bernd Moss einen lustigen und interessanten Vortrag über die Quantenphysik halte.
"Das ist eine sehr entspannender und schöner Moment und gut im Geiste von James Joyce, aber insgesamt wird die formale Reichhaltigkeit des Romans nicht auf die Bühne gebracht", urteilt unser Kritiker.
"Ich habe schon lange nicht mehr einen so anstrengenden und schwierigen Abend auf der Bühne gesehen", so Mumot, aber es sei andererseits auch sehr faszinierend, "weil Sebastian Hartmann so wahnsinnig konsequent ist."
Das Ensemble sei sehr stark, Judith Hoffmann sei da zu nennen und Cordelia Wege, die den Monolog der Molly Bloom andeute:
"Das ist großartig gemacht, dazu gibt es eine tolle Tanzchoreographie, und dann eben auch ein beeindruckendes Video."
"Das ist großartig gemacht, dazu gibt es eine tolle Tanzchoreographie, und dann eben auch ein beeindruckendes Video."
Man gehe schon mit großen Gefühlen da raus, sagte André Mumot.
"Man musste viel aushalten (...) und viel trockenes Brot schlucken an diesem Abend, aber es gibt auch starke, eindringliche, wuchtige Momente, die man so schnell auch, glaube ich, nicht wieder vergessen wird."
"Man musste viel aushalten (...) und viel trockenes Brot schlucken an diesem Abend, aber es gibt auch starke, eindringliche, wuchtige Momente, die man so schnell auch, glaube ich, nicht wieder vergessen wird."