Umbruch in der holländischen Malerei
Die wirtschaftliche Blüte in der niederländischen Stadt Haarlem im 17. Jahrhundert hatte wesentliche Neuerungen in der Malerei zur Folge. Denn die Bürger der Stadt gaben keine mythologischen oder religiösen Themen in Auftrag, sondern bevorzugten "erbauliche Darstellungen". Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung dokumentiert mit "Franz Hals und Haarlems Meister der Goldenen Zeit" diesen Umbruch in der Malerei.
Der Weg durch die Ausstellung gleicht einer Reise. Vom Meer aus beginnen die Besucher das holländische Haarlem zu entdecken. Seestücke und Landschaften stehen am Anfang. Bilder von sanften Dünen, Stränden oder Flusslandschaften sind zu sehen. Aber auch Schlachtengemälde, die von Kämpfen zwischen Amsterdamer und englischen Kriegsschiffen zeugen.
Der eigentliche Protagonist der Ausstellung, "Frans Hals", ist in den ersten Räumen noch kaum oder gar nicht anzutreffen. Denn anders als seine Kollegen versuchte er nicht die Landschafts- und Marinemalerei zu revolutionieren, sondern das Porträt. Für jene reich gewordenen, selbstbewussten Bürger suchte er einen Ausdruck, die im wirtschaftlich prosperierenden Haarlem die bestimmenden Kräfte geworden waren. Als ein Meister der Psychologie und feinen Emotionen gilt Frans Hals, so Kurator Pieter Biesboer.
"Er bringt Personen in Bewegung. Und er macht sprechende Porträts, es entsteht ein Dialog mit dem Seher. Und man ist nicht steif posiert und vornehm-aristokratisch, wie das zuvor war. Und da kommen persönliche Bewegungen, persönlicher Ausdruck in die Gesichter. Auch in der Textur der Haare, Textur der Haut und Detaillierung rund um Nase, Mund, den Augen, macht er sehr viele, individuelle Charakteristiken. Und kann er phantastisch zum Ausdruck bringen. Und viele meister vor ihm haben das nicht getan und einfach vielleicht auch nicht gekonnt. Und das ist wirklich etwas phantastisches, dass das geschieht."
In der Ausstellung ist der zentrale, größte Raum ausschließlich den Porträts gewidmet. Ein Genre, in dem Frans Hals in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts führend wird. Vitale, lebensfrohe Gesichter bestimmen die Bilder. Steifes Repräsentationsgehabe fehlt. Den Patriziern und Regenten der Stadt haucht der Maler Natürlichkeit ein. Neben Einzelporträts entstehen viele Gruppenbilder, die groß, aufwändig und besonders eindrucksvoll sind. Individualität spricht aus diesen Werken. Lebendige Blicke, Gesten und eine raffinierte Lichtregie lassen keinen der Dargestellten einfach so untergehen in der Menge. Auch wenn es sich bei den Bildern teils um scheinbar zufällige Momentaufnahmen handelt. 1664, als Frans Hals bereits 80 Jahre alt ist, malt er zwei großformatige Bilder, die zu seinen Besten gehören: die Regenten und Regentinnen des Altmännerhospizes.
"Hier ist die letzte Phase von Franz Hals, wo er wirklich ganz locker geworden ist und sich nur konzentriert auf die Expression in den Gesichtern. Und in die Gestik der Hände und schnell malt und nicht alles im Detail ausführt. Auch die Hände sind sehr schnell und sehr skizzenhaft, beinahe impressionistisch vorgestellt … Es ist sehr gut überdacht und sehr spontan. Aber es ist kontrollierte Spontanität und das ist das Faszinierende."
Faszinierend wie so vieles in dieser Ausstellung sind auch die in Haarlems sogenannter "goldenen Zeit" entstandenen Landschaftsbilder. Modernität ist auch in diesen Werken zu finden. "Weg durch die Dünen" heißt hier ein Bild Jacob van Ruidals, das hell, leicht, licht und flirrend in den Farben ist. Ein Bild, das, anders als viele Werke dieser Zeit, nicht nachgedunkelt.
"Hier ist es alles gut erhalten geblieben. Und dann sieht man in allen Details, wie weit Ruidals und wie expressiv Ruidals die Natur vorstellen kann. So wie Hals das mit den Porträts tut, mit den Menschen tut, so vertieft er sich in die Natur. Und observiert er das Sonnenlicht, mit sehr feinen Lichtdetails. Und auch hier bei dem Sand, wo die Sonne aufkommt, dass es hell aufleuchtet. Das sind alles Sachen, die noch nie zuvor in der Landschaft observiert worden sind. Und in Farbe dann, in Pigment auch zum Ausdruck gebracht werden."
Ein vielseitiges und lebendiges Panorama wird in der Ausstellung entworfen. Neben Bürgern, Regenten und den umliegenden Landschaften zeigen einige Maler auch sehr detaillierte Ansichten der Architektur oder vom Marktplatz und Genreszenen aus dem einfachen Volk. Immer wieder vermag die Malerei der Haarlemer Künstler zu verblüffen. So in den von Pieter Saenredam gemalten Kirchenräumen. Hier werden große, weiß getünchte Mauern mit Bögen und Säulen gezeigt, in deren Rundungen fein abgestuft das Licht spielt. Eine besondere Ruhe, Klarheit und Spiritualität geht von diesen Bildern aus. Oft wurde die Architektur zunächst vermessen und es entstanden exakte Zeichnungen und Skizzen, bevor der Maler zum Pinsel griff.
"Alle Spezialisten, die eine erneuernde Rolle gespielt haben, sind in die Ausstellung aufgenommen … wie Saenredam, der Kirchenarchitektur so klar und mathematisch vorstellt, das ist auch unique in der ganzen holländischen Kunst. Und das so zu präsentieren in all seiner Klarheit und Nüchternheit."
Weniger nüchtern und klar als prunkvoll sind die in der Ausstellung gezeigten Stillleben. Sie hingen meist in den Salons der wohlhabenden Bürger und waren beliebt unter den Kunstkennern der Zeit. Zwar gab es auch in Haarlem einige Stilllebenmaler, die Neuerungen eingeführt hatten. Doch sie gehörten nicht zu den bedeutendsten Malern ihrer Epoche. Frans Hals und Haalems Meister der goldenen Zeit wurden in den Stillleben ausnahmsweise von Künstler aus Utrecht und Middelburg noch übertroffen.
Service:
Die Ausstellung "Franz Hals und Haarlems Meister der Goldenen Zeit" ist vom 13.2. bis zum 7.6.2009 in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München zu sehen.
Der eigentliche Protagonist der Ausstellung, "Frans Hals", ist in den ersten Räumen noch kaum oder gar nicht anzutreffen. Denn anders als seine Kollegen versuchte er nicht die Landschafts- und Marinemalerei zu revolutionieren, sondern das Porträt. Für jene reich gewordenen, selbstbewussten Bürger suchte er einen Ausdruck, die im wirtschaftlich prosperierenden Haarlem die bestimmenden Kräfte geworden waren. Als ein Meister der Psychologie und feinen Emotionen gilt Frans Hals, so Kurator Pieter Biesboer.
"Er bringt Personen in Bewegung. Und er macht sprechende Porträts, es entsteht ein Dialog mit dem Seher. Und man ist nicht steif posiert und vornehm-aristokratisch, wie das zuvor war. Und da kommen persönliche Bewegungen, persönlicher Ausdruck in die Gesichter. Auch in der Textur der Haare, Textur der Haut und Detaillierung rund um Nase, Mund, den Augen, macht er sehr viele, individuelle Charakteristiken. Und kann er phantastisch zum Ausdruck bringen. Und viele meister vor ihm haben das nicht getan und einfach vielleicht auch nicht gekonnt. Und das ist wirklich etwas phantastisches, dass das geschieht."
In der Ausstellung ist der zentrale, größte Raum ausschließlich den Porträts gewidmet. Ein Genre, in dem Frans Hals in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts führend wird. Vitale, lebensfrohe Gesichter bestimmen die Bilder. Steifes Repräsentationsgehabe fehlt. Den Patriziern und Regenten der Stadt haucht der Maler Natürlichkeit ein. Neben Einzelporträts entstehen viele Gruppenbilder, die groß, aufwändig und besonders eindrucksvoll sind. Individualität spricht aus diesen Werken. Lebendige Blicke, Gesten und eine raffinierte Lichtregie lassen keinen der Dargestellten einfach so untergehen in der Menge. Auch wenn es sich bei den Bildern teils um scheinbar zufällige Momentaufnahmen handelt. 1664, als Frans Hals bereits 80 Jahre alt ist, malt er zwei großformatige Bilder, die zu seinen Besten gehören: die Regenten und Regentinnen des Altmännerhospizes.
"Hier ist die letzte Phase von Franz Hals, wo er wirklich ganz locker geworden ist und sich nur konzentriert auf die Expression in den Gesichtern. Und in die Gestik der Hände und schnell malt und nicht alles im Detail ausführt. Auch die Hände sind sehr schnell und sehr skizzenhaft, beinahe impressionistisch vorgestellt … Es ist sehr gut überdacht und sehr spontan. Aber es ist kontrollierte Spontanität und das ist das Faszinierende."
Faszinierend wie so vieles in dieser Ausstellung sind auch die in Haarlems sogenannter "goldenen Zeit" entstandenen Landschaftsbilder. Modernität ist auch in diesen Werken zu finden. "Weg durch die Dünen" heißt hier ein Bild Jacob van Ruidals, das hell, leicht, licht und flirrend in den Farben ist. Ein Bild, das, anders als viele Werke dieser Zeit, nicht nachgedunkelt.
"Hier ist es alles gut erhalten geblieben. Und dann sieht man in allen Details, wie weit Ruidals und wie expressiv Ruidals die Natur vorstellen kann. So wie Hals das mit den Porträts tut, mit den Menschen tut, so vertieft er sich in die Natur. Und observiert er das Sonnenlicht, mit sehr feinen Lichtdetails. Und auch hier bei dem Sand, wo die Sonne aufkommt, dass es hell aufleuchtet. Das sind alles Sachen, die noch nie zuvor in der Landschaft observiert worden sind. Und in Farbe dann, in Pigment auch zum Ausdruck gebracht werden."
Ein vielseitiges und lebendiges Panorama wird in der Ausstellung entworfen. Neben Bürgern, Regenten und den umliegenden Landschaften zeigen einige Maler auch sehr detaillierte Ansichten der Architektur oder vom Marktplatz und Genreszenen aus dem einfachen Volk. Immer wieder vermag die Malerei der Haarlemer Künstler zu verblüffen. So in den von Pieter Saenredam gemalten Kirchenräumen. Hier werden große, weiß getünchte Mauern mit Bögen und Säulen gezeigt, in deren Rundungen fein abgestuft das Licht spielt. Eine besondere Ruhe, Klarheit und Spiritualität geht von diesen Bildern aus. Oft wurde die Architektur zunächst vermessen und es entstanden exakte Zeichnungen und Skizzen, bevor der Maler zum Pinsel griff.
"Alle Spezialisten, die eine erneuernde Rolle gespielt haben, sind in die Ausstellung aufgenommen … wie Saenredam, der Kirchenarchitektur so klar und mathematisch vorstellt, das ist auch unique in der ganzen holländischen Kunst. Und das so zu präsentieren in all seiner Klarheit und Nüchternheit."
Weniger nüchtern und klar als prunkvoll sind die in der Ausstellung gezeigten Stillleben. Sie hingen meist in den Salons der wohlhabenden Bürger und waren beliebt unter den Kunstkennern der Zeit. Zwar gab es auch in Haarlem einige Stilllebenmaler, die Neuerungen eingeführt hatten. Doch sie gehörten nicht zu den bedeutendsten Malern ihrer Epoche. Frans Hals und Haalems Meister der goldenen Zeit wurden in den Stillleben ausnahmsweise von Künstler aus Utrecht und Middelburg noch übertroffen.
Service:
Die Ausstellung "Franz Hals und Haarlems Meister der Goldenen Zeit" ist vom 13.2. bis zum 7.6.2009 in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München zu sehen.