Die Deutschen sind sich einig
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Eine Umfrage zeigt, dass die Situation der Flüchtlinge auf Lesbos in Deutschland von viel Empathie begleitet wird: 87 Prozent würden Flüchtlinge von dort aufnehmen. Deutschland stehe die Mitmenschlichkeit gut zu Gesicht, sagt der Journalist Martin Bialecki.
Deutschland ist in der Frage der Aufnahme von Flüchtlingen offenbar längst nicht so zerstritten, wie die öffentliche Debatte darüber manchmal suggeriert. Im ARD-Deutschlandtrend haben sich 87 Prozent der Befragten für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem abgebrannten Lager Moria ausgesprochen. Rund die Hälfte von ihnen will eine Aufnahme aber davon abhängig machen, dass es eine europaweite Verteilung gibt.
Mitmenschlichkeit und Solidarität
Für den Journalisten Martin Bialecki, Chefredakteur der Zeitschrift Internationale Politik (IP) und des Online-Magazins Berlin Policy Journal (BPJ), ist das eine "sehr gute Nachricht". "Das hätte nach der Flüchtlingskrise 2015, der sogenannten, auch ganz anders aussehen können", gibt er zu bedenken. Deutschland stehe die Mitmenschlichkeit und die Solidarität sehr gut zu Gesicht.
Für eine gemeinsame Flüchtlingspolitik müsse man in Europa nun mehr werben und Länder wie Polen und Ungarn überzeugen, sagt Bialecki. Ob das gelinge, sei unklar. Dennoch könne die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, "mehr Gradlinigkeit" zeigen. Sie müsse dem ungarischen Regierungschef Orban vermitteln, dass das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit ein Wert sei, auf den sich Europa verpflichtet habe.
Auch AfD-Anhänger würden Flüchtlinge aufnehmen
Besonders interessant ist beim ARD-Deutschlandtrend ein Blick auf die AfD-Anhänger, die sich zumindest in dieser Umfrage wesentlich empathischer zeigen als die Partei, bei der sie ihr Kreuz machen würden: Die Hälfte von ihnen würde die Aufnahme von Flüchtlingen im Rahmen einer europäischen Lösung unterstützen. Vier von zehn AfD-Anhängern würden dagegen grundsätzlich keine Flüchtlinge aus Moria in Deutschland aufnehmen.
(ahe)