Kein Anrecht auf unkritische Berichterstattung
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Wie sollten Journalisten angesichts hoher Umfragewerte über die AfD berichten? Vor allem seriös, sagt der Kommunikationswissenschaftler Volker Lilienthal. Dazu gehöre, nicht immer auf altbekannte Provokationen einzusteigen.
Bis zu 24 Prozent der Stimmen in Sachsen, 21 Prozent in Brandenburg: Die AfD erhält in den Umfragen vor den Landtagswahlen hohe Zustimmungswerte. Das sei eine "enorme Größenordnung", so Volker Lilienthal, Professor für Journalistik an der Universität Hamburg, im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
Über diesen Zuspruch müsse Journalismus "sehr seriös berichten". In Interviews mit AfD-Politikern sollte es nach Meinung Lilienthals nicht darum gehen, immer wieder auf "altbekannte Provokationen" einzusteigen. Das führe nur zu einem Abwehrreflex.
Widersprechen, wenn rote Linien überschritten werden
Vielmehr müssten Journalisten nach konkreten Vorschlägen gegen den von der AfD behaupteten Reformstau fragen: "Da kommen dann in der Regel windelweiche Antworten. Wenn die kommen, muss man auch nochmal nachfragen."
Provokationen neuer Qualität, wenn etwa rote Linien bei der Achtung von Menschenrechten überschritten würden, müssten Journalisten allerdings ernst nehmen: "Da muss natürlich ein Journalist, der auf sich hält, der sich auch an das Grundgesetz gebunden fühlt, engagiert widersprechen."
Die AfD habe als Partei ein Anrecht auf eine nüchterne, distanzierte Berichterstattung über ihre politischen Forderungen. "Aber sie hat kein Recht darauf, unkritisch betrachtet zu werden", sagte Lilienthal.
(bth)
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