Keine Menschenwürde an Europas Grenzen
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Seit dem Brand im Flüchtlingslager Moria ist die Empörung über die Unterbringung Geflüchteter groß. Die Bedingungen seien aber an den Außengrenzen Europas überall menschenunwürdig, kritisiert der Entwicklungshelfer Kilian Kleinschmidt.
Der Unternehmer, Berater und Entwicklungshelfer Kilian Kleinschmidt hat schon das größte jordanische Flüchtlingslager Zaatari gemanagt. Mit seinen Krisenerfahrungen ist er derzeit auch in Griechenland gefragt. Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos gehe es nun darum, dem Notlager sehr schnell ein neues "vernünftiges" Camp folgen zu lassen, sagt er. Aber er fügt hinzu: "Für mich ist es nicht nur Lesbos."
Insgesamt fehle es an den Grenzen Europas an Möglichkeiten, "Menschen menschenwürdig zu helfen, auch denjenigen, die einen Schutz sofort brauchen", so Kleinschmidt.
"Das passiert im Augenblick überhaupt nicht oder sehr spät. Das heißt, allein reisende Frauen, Familien mit Kindern, unbegleitete Minderjährige werden nicht versorgt, geschützt, wie sie das brauchen. Das muss man innerhalb der ersten Stunden hinbekommen nach der Ankunft."
Unvorstellbar, was Flüchtlingen in Libyen passiert
Europa muss sich nach Überzeugung Kleinschmidts aber auch "endlich Gedanken" über die Frage machen, was "da draußen" eigentlich passiere:
"Was sind denn nun wirklich die Gründe, warum Menschen nicht nur sehr viel Geld für Schmuggelei ausgeben, sondern sich in Gefahren begeben, die unvorstellbar sind, von Folter bis Vergewaltigung. Da sind die Antworten meiner Ansicht nach noch sehr schwach, auch wenn man über die berühmte Fluchtursachen-Bekämpfung spricht, da ist noch sehr viel Luft nach oben."
Man müsse die Bedingungen verstehen, die dazu führen, dass sich auf dem afrikanischen Kontinent die Gesellschaft gerade "gewaltig verändert – und natürlich auch in Zeiten der Pandemie ganz neue große Aufgaben auf alle zukommen".
(bth)