Papst Franziskus ermahnt Polen zu mehr Offenheit
Papst Franziskus hat im Rahmen seines Polen-Besuchs an polnische Auswanderer erinnert - und so die ablehnende Haltung der Regierung gegenüber Flüchtlingen thematisiert. Die jüngsten Gewalttaten in Europa sprach er nicht an.
Der Papst wurde in Polen nicht nur mit militärischen Ehren empfangen: Viele Mitglieder der polnischen Delegation küssten ihm nach der Ankunft am Flughafen den Bischofsring an seiner Hand, darunter der Außen- und der Innenminister. Sie machten damit deutlich, dass Franziskus von einer katholisch geprägten Regierung empfangen worden sei.
Tausende säumten die Straßen in Krakau, als der Papst auf den Wawel-Hügel fuhr.
Die Themen, die er dabei anriss, könnten in den kommenden Tagen die Kernbotschaften seiner Polen-Reise werden. Franziskus lobte das Geschichtsbewusstsein der Polen, die er als edle Nation bezeichnete, er lobte auch die historische Versöhnung mit Deutschland und den polnischen Drang zur Freiheit. Das Kirchenoberhaupt mahnte jedoch auch:
"Die Frage der Migration verlange von uns Klugheit und Barmherzigkeit, sagte er, damit wir Ängste überwinden und das höchste Gut verwirklichen. Wir müssten die Gründe für die Auswanderung aus Polen identifizieren - und denen, die das wollen, die Rückkehr erleichtern. Gleichzeitig verlangte der Papst Bereitschaft, diejenigen aufzunehmen, die vor Krieg und Hunger fliehen."
Kritik an ablehnender Haltung gegen Flüchtlinge
Damit berührte der Papst ein für Polen empfindliches Thema. Denn die polnische Regierung weigert sich, Flüchtlinge aus dem Nahen Osten aufzunehmen. Und auch die meisten Polen lehnen die Aufnahme von muslimischen Flüchtlingen ab, wie Umfragen zeigen. Dadurch, dass der Papst auch an polnische Auswanderer erinnerte, wollte er die Menschen offenbar für das Thema sensibilisieren.
Bemerkenswert an der Rede des Papstes war, dass er nicht auf die Attentate und Gewaltverbrechen der vergangenen Wochen zu sprechen kam, die Europa erschütterten. Schon im Flugzeug nach Krakau hatte er gegenüber Journalisten zwar gesagt, die Welt sei, so wörtlich, im Kriegszustand. Anschließend betonte er jedoch ausdrücklich, dass er damit keinen Krieg der Religionen meinte. Vielmehr sei dies ein Krieg der Interessen, ein Krieg um Geld und ein Krieg um natürliche Ressourcen.
Der polnische Präsident Andrzej Duda begrüßte den von Katholiken sogenannten Heiligen Vater mit den Worten:
"Es ist etwas Außergewöhnliches für uns Polen, dass dieses große Ereignis, dieses Fest der Freude und des Geistes in dieser Stadt stattfindet, der Stadt des heiligen Johannes Paul des Zweiten, in Krakau."
"Ein würdiger Nachfolger auf dem Petrusstuhl"
Auch Franziskus knüpfte wiederholt an seinen Vorvorgänger an, der in Krakau Erzbischof war und während seines Pontifikats den Weltjugendtag ins Leben rief.
Die Hundertausenden jungen Menschen, die aus aller Welt nach Krakau gekommen sind, wollen indes vor allem ihren Glauben und ihre Gemeinschaft feiern. Der Papst sei sympathisch, erklärte Marcin, ein 18-Jähriger aus Warschau. Er ging extra zum Bischofspalast, wo der Papst den jungen Menschen aus dem Fenster zuwinkte - wie einst Johannes Paul der Zweite.
"Er ist ein würdiger Nachfolger auf dem Petrusstuhl. Er setzt sich für die Ärmsten und die Schwächsten ein. Wir sollten uns ein Beispiel an ihm nehmen, dann werden wir selig."
Die nächste Station von Papst Franziskus ist das Kloster auf dem Hellen Berg in Tschenstochau - der bekannteste polnische Wallfahrtsort. Am Freitag wird Franziskus das ehemalige deutsche Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau besuchen.