Umjubelte Pilzköpfe
Im Juni 1966 kamen die Beatles zu einer Kurztournee durch Deutschland. Drei Städte standen auf dem Tourkalender, für die jugendlichen Fans das Ereignis des Jahres. Die Songs der Beatles waren Ausdruck einer Rebellion und eines Lebensgefühls, das nach Elvis Presley einen neuen Protagonisten gesucht hatte.
"Ganz bescheiden in einem Linienflugzeug und nicht etwa in einer Sondermaschine landeten heute Mittag John, Paul, George und Ringo auf dem Flughafen Riem. Das laute Geheule der Beatles-Fans begann im gleichen Augenblick als der erste Beatlesfuß deutschen Boden berührte."
Die Ankunft der Beatles am 23. Juni 1996 zu ihrer Blitztournee durch Deutschland - im Radio eine emotionslose Nachricht, für die Fans das Ereignis des Jahrhunderts. Die vier Jungs aus Liverpool waren wieder da. Im Hamburg Starclub und im Kaiserkeller hatte ihre Karriere 1961 begonnen, damals noch wild und ungezähmt. München, Essen und Hamburg standen auf dem Tourplan, und jetzt waren sie den Lederjacken der Rocker entwachsen und Auslöser einer Massenhysterie. Mädchen fielen beim Anblick der Fab Four in Ohnmacht, und ihre Eltern standen ratlos vor diesen Gefühlsaubrüchen und schüttelten den Kopf.
"Wir erlebten den Auftakt des großen Ballyhoos. Inzwischen stehen etwa tausend Kinder und Jugendliche, mit Ausnahme ein paar gewitzter, die sich bis zur Maschine durchgeschmuggelt haben, brav wartend vor dem Flughafengebäude und werden mit Musik der Beatles unterhalten, die aus vielen Lautsprechern bis zu uns aufs Vorfeld klingt. Doch jetzt werden die Journalisten zurückgedrängt und sie kommen, die Beatles."
Deutschlands größte Jugendzeitschrift "Bravo" hatte diese Tournee 1966 organisiert. Eigentlich war es auch nur ein Zwischenstopp der Beatles auf dem Weg nach Japan. Aber, was damals nur die Beatles wussten und wie sie Jahre später in Interviews verrieten, das Hamburger Konzert bei ihrer Deutschlandtournee sollte der letzte Auftritt der vier Liverpooler auf einer europäischen Bühne werden. Die Aufregung der Fans, der Presse und vor allem das Fehlen von Privatleben hatte sie zu diesem Entschluss gebracht. Nach Hamburg folgten zwar noch Konzerte in Asien und den USA, dann aber war endgültig Schluss.
Nach Deutschland kamen die Beatles - auf eigenen Wunsch - bereits einen Tag früher als geplant. Eigentlich wollten sie in aller Ruhe München erkunden, doch es blieb bei diesem frommen Wunsch. 1966 befand sich die Beatlesmania auf ihrem Höhepunkt. Lennon hatte erklärt, die Beatles seien populärer als Jesus - es gab für die vier kein Entkommen.
Zwei Konzerte pro Tag - am Nachmittag und am Abend - gab es während der Blitztournee. Und nicht nur der erste Auftritt im Münchner Zirkus-Krone-Bau geriet zum Medienspektakel, auch Essen und Hamburg hatten mit den außer Rand und Band geratenen Fans ihre Mühe. Doch etwas wirklich Besonderes waren die Auftritte nicht. Die Beatles zogen ihren Stiefel durch, spielten die gleichen Stücke wie bei allen ihren Konzerten - mit einer Ausnahme: George Harrison versuchte sich, auf Deutsch, an dem Schlager "Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehen", aber nach einer knappen halben Stunde waren alle Songs abgespult und die vier verschwanden von der Bühne. Den Rest oder besser den Anfang der Konzerte füllten Bands wie die Rattles, Peter & Gordon und Cliff Bennett & The Rebel Rousers.
Die Revolution, die die vier Pilzköpfe auslöste, erschütterte damals die Welt wie Jahre zuvor der Hüftschwung von Elvis. Probleme hatte die etablierte Gesellschaft, die in dieser Musik eine Gefahr sah. Wie absurd die Beatles betrachtet wurden, zeigt ein "Zeit"-Artikel:
"Wir haben lange überlegt: Wen bitten wir, über die Blitz-Tournee der Beatles zu berichten? Bis wir dann auf den Gedanken kamen, dem Musikkritiker das Wort zu geben. Seine Deutung dieser Veranstaltung als musique concrète trifft einen wichtigen Aspekt. Interessante Resultate wären gewiss auch auf einem Grenzgebiet zwischen Physik, Neurologie und Verhaltensforschung zu gewinnen."
Als diese Zeilen am 1. Juli in der Wochenzeitung zu lesen waren, hatten die Beatles schon längst Asien erreicht. Am 27. Juni hatten sie um 16.05 Uhr von Hamburg-Fuhlsbüttel Richtung Japan abgehoben. Zurück blieben 117 verhaftete, jugendliche Randalierer, wie es im Polizeibericht hieß, und die Feststellung - von Hamburgs damaligem Innensenator Helmut Schmidt: Es ist tatsächlich Musik.
Die Ankunft der Beatles am 23. Juni 1996 zu ihrer Blitztournee durch Deutschland - im Radio eine emotionslose Nachricht, für die Fans das Ereignis des Jahrhunderts. Die vier Jungs aus Liverpool waren wieder da. Im Hamburg Starclub und im Kaiserkeller hatte ihre Karriere 1961 begonnen, damals noch wild und ungezähmt. München, Essen und Hamburg standen auf dem Tourplan, und jetzt waren sie den Lederjacken der Rocker entwachsen und Auslöser einer Massenhysterie. Mädchen fielen beim Anblick der Fab Four in Ohnmacht, und ihre Eltern standen ratlos vor diesen Gefühlsaubrüchen und schüttelten den Kopf.
"Wir erlebten den Auftakt des großen Ballyhoos. Inzwischen stehen etwa tausend Kinder und Jugendliche, mit Ausnahme ein paar gewitzter, die sich bis zur Maschine durchgeschmuggelt haben, brav wartend vor dem Flughafengebäude und werden mit Musik der Beatles unterhalten, die aus vielen Lautsprechern bis zu uns aufs Vorfeld klingt. Doch jetzt werden die Journalisten zurückgedrängt und sie kommen, die Beatles."
Deutschlands größte Jugendzeitschrift "Bravo" hatte diese Tournee 1966 organisiert. Eigentlich war es auch nur ein Zwischenstopp der Beatles auf dem Weg nach Japan. Aber, was damals nur die Beatles wussten und wie sie Jahre später in Interviews verrieten, das Hamburger Konzert bei ihrer Deutschlandtournee sollte der letzte Auftritt der vier Liverpooler auf einer europäischen Bühne werden. Die Aufregung der Fans, der Presse und vor allem das Fehlen von Privatleben hatte sie zu diesem Entschluss gebracht. Nach Hamburg folgten zwar noch Konzerte in Asien und den USA, dann aber war endgültig Schluss.
Nach Deutschland kamen die Beatles - auf eigenen Wunsch - bereits einen Tag früher als geplant. Eigentlich wollten sie in aller Ruhe München erkunden, doch es blieb bei diesem frommen Wunsch. 1966 befand sich die Beatlesmania auf ihrem Höhepunkt. Lennon hatte erklärt, die Beatles seien populärer als Jesus - es gab für die vier kein Entkommen.
Zwei Konzerte pro Tag - am Nachmittag und am Abend - gab es während der Blitztournee. Und nicht nur der erste Auftritt im Münchner Zirkus-Krone-Bau geriet zum Medienspektakel, auch Essen und Hamburg hatten mit den außer Rand und Band geratenen Fans ihre Mühe. Doch etwas wirklich Besonderes waren die Auftritte nicht. Die Beatles zogen ihren Stiefel durch, spielten die gleichen Stücke wie bei allen ihren Konzerten - mit einer Ausnahme: George Harrison versuchte sich, auf Deutsch, an dem Schlager "Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehen", aber nach einer knappen halben Stunde waren alle Songs abgespult und die vier verschwanden von der Bühne. Den Rest oder besser den Anfang der Konzerte füllten Bands wie die Rattles, Peter & Gordon und Cliff Bennett & The Rebel Rousers.
Die Revolution, die die vier Pilzköpfe auslöste, erschütterte damals die Welt wie Jahre zuvor der Hüftschwung von Elvis. Probleme hatte die etablierte Gesellschaft, die in dieser Musik eine Gefahr sah. Wie absurd die Beatles betrachtet wurden, zeigt ein "Zeit"-Artikel:
"Wir haben lange überlegt: Wen bitten wir, über die Blitz-Tournee der Beatles zu berichten? Bis wir dann auf den Gedanken kamen, dem Musikkritiker das Wort zu geben. Seine Deutung dieser Veranstaltung als musique concrète trifft einen wichtigen Aspekt. Interessante Resultate wären gewiss auch auf einem Grenzgebiet zwischen Physik, Neurologie und Verhaltensforschung zu gewinnen."
Als diese Zeilen am 1. Juli in der Wochenzeitung zu lesen waren, hatten die Beatles schon längst Asien erreicht. Am 27. Juni hatten sie um 16.05 Uhr von Hamburg-Fuhlsbüttel Richtung Japan abgehoben. Zurück blieben 117 verhaftete, jugendliche Randalierer, wie es im Polizeibericht hieß, und die Feststellung - von Hamburgs damaligem Innensenator Helmut Schmidt: Es ist tatsächlich Musik.