Sein Fazit: "Fracking ist eine sterbende Technologie."
Wie gefährlich ist Fracking?
"Fracking ist sicher", meint Gernot Kalkoffen, Europa-Chef des Öl- und Gaskonzerns ExxonMobil. "Wir brauchen es nicht", sagt der Grünen-Politiker Robert Habeck. Kalkoffen und Habeck diskutieren "Im Gespräch" über die umstrittene Form der Energiegewinnung.
Robert Habeck ist Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. Gernot Kalkoffen ist Europa-Chef des weltgrößten privaten Öl- und Gaskonzerns ExxonMobil und zusätzlich Vorsitzender des Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung. Der Physiker Kalkoffen ist ein großer Anhänger des Frackings. Habeck gehört zu den vehementen Kritikern der Technologie, mit der Erdgas- und Erdölvorkommen erschlossen werden sollen.
Beim Stichwort "Fracking" scheiden sich die Geister. Die Befürworter sehen darin eine Zukunftstechnologie, die Deutschland unabhängiger von Importen macht. Kritiker warnen vor den Gefahren dieser Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten für Mensch und Umwelt. Am 1. April hat das Bundeskabinett grünes Licht für das Fracking in Deutschland gegeben – allerdings nur zu Probezwecken und unter strengen Auflagen. Der Bundestag muss dem umstrittenen Gesetzespaket noch zustimmen.
"Ich finde das Risiko unnötig"
"Die geplanten Regelungen sind löchrig wie ein Schweizer Höhlenkäse", sagt der Grünen-Politiker Robert Habeck.
"Letztlich geht es der Bundesregierung offenbar darum, kommerzielles Fracking durch die Hintertür zuzulassen."
Der Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein gehört zu den Kritikern des Frackings. Sein Versuch, diese Art der Gasförderung in Deutschland zu verbieten, scheiterte im Bundesrat.
Seine Überzeugung:
"Wir brauchen es nicht! Wir sind in Schleswig-Holstein Energiewende-Land. Und da sind wir auch stolz drauf. Wir wollen keine neuen Kohlekraftwerke, keine CCS-Technik – und kein Fracking. Wir versuchen, Naturwärmenetze aufzubauen: Weg von Ölheizungen, weg von Gasheizungen. Das Fracking verstößt gegen die ganze energiepolitische Strategie. Und ich finde das Risiko unnötig; Grundwasser ist so ein hohes Gut bei uns, dass man jede Gefährdung ausschließen sollte."
Dies gelte für ganz Deutschland und stehe im Übrigen den Plänen der Energiewende entgegen:
"Bis 2050 soll der CO2-Austoß um 80 Prozent gemindert sein. Wo ist da Raum für billiges Gas?"
Es müsse generell weniger Energie verbraucht werden – und nicht immer mehr gefördert.
"Wir können die Energiewende nicht ohne Erdgas stemmen."
"Fracking ist sicher", sagt Gernot Kalkoffen. Der Physiker sieht große Zukunftschancen für das Fracking:
"Wir können die Energiewende nicht ohne Erdgas stemmen."
Deutschland habe für viele Jahrzehnte eigenes Erdgas – insbesondere Schiefergas; dies könne aber nur mittels Fracking gefördert werden. Ein Drittel der konventionellen Gas-Produktion beruhe zudem bereits heute auf diesem Verfahren.
"Bislang hat es bei uns weder Umweltschäden, Grundwasser-Verunreinigungen noch Gebäudeschäden gegeben. Das gleiche Verfahren mit sogar weniger chemischen Zusätzen wollen wir nun für die Schiefergas-Förderung nutzen."
Die jahrelange Diskussion über das Fracking schade der Industrie und gefährde die Energieversorgung in Deutschland.
Seine Mahnung: "Ohne einen verlässlichen und verhältnismäßigen Rechtsrahmen steht die heimische Förderung vor dem Aus."
Umstrittene Energiegewinnung: Wie gefährlich ist Fracking?
Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Robert Habeck und Gernot Kalkoffen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de sowie über Facebook und Twitter.