Umstrittene Glaubensgemeinschaft

Von Peter Kolakowski |
Scientology wurde in den 50er Jahren in den USA gegründet. Seit den 70er Jahren ist die Organisation auch in Deutschland aktiv. Hier kämpft sie bislang vergeblich um den Status einer Religionsgemeinschaft. Die von den großen Kirchen als Psycho-Sekte eingestufte Organisation steht unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Die Gründung von Scientology geht auf den 1986 verstorbenen Amerikaner L. Ron Hubbard zurück. Der ehemalige Gebrauchtwagenhändler sah sich als Erfüllung einer Prophezeiung des indischen Religionsstifters Buddha.

Buddha verkündete, dass zu einer Zeit weltweiter Degeneration ein Mann aus dem Westen mit einer befreienden Technologie in Erscheinung treten würde, um ein geistiges goldenes Zeitalter auf Erden herbeizuführen. Hubbard sah die von ihm entwickelten Dogmen als eine "Erlösungsreligion an, die laut Hubbard

""dem Menschen den Zustand vollständiger spiritueller Freiheit von dem endlosen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt vermitteln und ihn von seinen Banden im materiellen Universum befreien will"."

Die wahre Identität des Menschen ist nach Vorstellung von Scientologen nicht sein Körper oder Name, sondern ein so genannter "Thetan" der sich über Materie, Energie, Raum, Zeit und Denken erhebt. Um diesen Zustand zu erreichen, muss der Mensch verschiedene von Scientologen entwickelte "Therapien" durchlaufen. Vor allem durch diese Kurse gelangt die Organisation immer wieder in die Schlagzeilen. Menschen würden hier psychisch von der Sekte abhängig gemacht, sie würden ihr gesamtes Vermögen nach und nach für die Bezahlung der oft teuren Kurse und Lehrmaterialien aufwenden, Kontakte zu Freunden und Bekannten abbrechen, die der Lehre Hubbards Ideologie kritisch gegenüberstehen.

Obwohl die Gewinnerzielung bei Scientology die Hauptaufgabe darstellt, bemühen sich die Scientologen in Deutschland seit Jahren als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Bislang ohne Erfolg. Stattdessen liegen dem Verfassungsschutz Anhaltspunkte dafür vor, dass die Organisation anstrebe, wesentliche Grund- und Menschenrechte, wie die Menschenwürde, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Recht auf Gleichbehandlung außer Kraft zu setzen oder einzuschränken. Im scientologischen Wertesystem hängt die Existenz des Einzelnen vom willkürlichen Ermessen der Organisation ab.

Grundrechte stünden demzufolge nur den Personen zu, die aus Sicht der Organisation nach einer Auslese zu den "Ehrlichen" gehörten. Kritiker von Scientology werden als "Unterdrücker" bezeichnet, die durch Zwang entfernt beziehungsweise möglichst ruiniert, ihres Eigentums beraubt, verletzt, verklagt, hereingelegt, belogen oder zerstört werden dürfen.
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