Umstrittene "Nationale Ikonen"
Evita Perón, Che Guevara sowie die Tango- und Fußball-Legenden Carlos Gardel und Diego Maradona sollen bei der Frankfurter Buchmesse 2010 das Gastland Argentinien auf Wunsch der Gäste vertreten. Zwar wurde der Kreis inzwischen um die Schriftsteller Jorge Luís Borges und Julio Cortazar erweitert, doch die Diskussion über die nationalen Ikonen für Frankfurt reißt nicht ab.
Ich dachte sofort, das sind ja gar keine Schriftsteller, wie befremdlich, dass bei der Auswahl von vier Persönlichkeiten für eine Buchmesse kein einziger Autor dabei ist – der Schriftsteller Pablo de Santis schildert sein Erstaunen über den offiziellen Plan, dass Argentinien, im übernächsten Jahr Gastland bei der Frankfurter Buchmesse, dort mit vier sogenannten nationalen Ikonen auftreten soll: Evita Perón, Che Guevara sowie den Tango- und Fußball-Legenden Carlos Gardel und Diego Maradona.
Zwar wurde der Kreis inzwischen um den berühmtesten Vertreter der argentinischen Literatur, Jorge Luís Borges, und den Schriftsteller Julio Cortazar erweitert, doch die Diskussion über die nationalen Ikonen für Frankfurt reißt nicht ab. Empört ist Isay Klasse, angesehener argentinischer Verleger und langjähriger Kenner der Buchmesse am Main:
" Diese Auswahl ist ideologisch und politisch motiviert. Sie ist ein politischer Irrtum. Von den sechs Figuren sind vier keine Schriftsteller. Und keiner dieser vier taugt dafür, bei einem Branchentreffen von Buchhandel und Buchindustrie präsentiert zu werden. Das Hauptziel der Frankfurter Messe ist schließlich der Kauf und Verkauf von Autorenrechten. Ein Gastland muss sich dort mit seiner besten Literatur, mit seinen besten alten und neuen Schriftstellern zeigen. "
Der Vorwurf, die Auswahl der Ikonen, die Argentiniens linksperonistische Präsidentin Cristina Kirchner höchstpersönlich traf, sei ideologisch geprägt, kommt auch von anderen Vertretern des Literatur- und Kulturbetriebs – etwa von Pedro Luís Barcia, dem Präsidenten der Argentinischen Akademie für Geisteswissenschaften:
" Es wird eine Galerie offizieller Ikonen aufgestellt, die uns Argentinier repräsentieren sollen, aber das tun sie nicht. Viele Argentinier sind dagegen, dass uns ein Guerillero wie Che Guevara vertritt. Und es gibt viele Antiperonisten, die nicht mit Evita Perón einverstanden sind. Statt des Tangosängers Carlos Gardel hätte man auch den Komponisten Astor Piazzolla nehmen können, oder einen Rockstar. Ich persönlich würde unsere drei Nobelpreisträger in die Galerie aufnehmen. Es ist sehr zweifelhaft, offizielle nationale Ikonen zu bestimmen. "
Die Direktorin des Komitees, das den argentinischen Gastland-Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse 2010 vorbereitet und beim Außenministerium in Buenos Aires angesiedelt ist, heißt Magdalena Faillace. Sie weist die Kritik an der Ikonen-Liste zurück und verwahrt sich gegen den Vorwurf der Ideologisierung:
" Wir wollen in Frankfurt unser Land zeigen, denn diese Ikonen repräsentieren Argentinien in der Welt, ob es einigen Intellektuellen und Verlegern gefällt oder nicht. Außer Evita ist keine dieser sechs Ikonen peronistisch. Und Evita Perón ist weltweit anerkannt, über sie sind Romane geschrieben und Filme gedreht worden. Sie steht für Argentinien. Es geht uns gar nicht darum, dass sich alle Argentinier von den sechs Ikonen vertreten fühlen. Auch mit dem Schriftsteller Borges identifiziert sich nicht jeder. Ich liebe Borges, aber Borges war ein überzeugter Gegner der Peronisten, und ich bin Peronistin. Es gibt durchaus Leute, die sich von Borges nicht vertreten fühlen. "
Pablo de Santis, dessen Romane wie "Die sechste Laterne" und "Die Fakultät" auch ins Deutsche übersetzt wurden, sieht das anders. Es sei gerade die Kultur, die ein Land jenseits politischer Differenzen repräsentiere, und Borges vereine alle Argentinier hinter sich, auch die Peronisten, meint der Erfolgsautor. Nur Literatur, aber keine nationalen Ikonen gehörten ins Gepäck, wenn Argentinien in zwei Jahren als Gastland nach Frankfurt reise. Der Schriftsteller Sergio Olguín, der auf Deutsch das Buch "Die Traummannschaft" veröffentlichte, hält die Ikonen-Debatte für komplett zweitrangig.
" Mich beunruhigt, dass mit dem Unwichtigsten begonnen wurde. Es scheint mehr Interesse daran zu geben, Argentinien zu zeigen, als die argentinische Literatur. Die Frankfurter Buchmesse ist in erster Linie eine Veranstaltung für die argentinischen Autoren und Verleger. Was wir dort verkaufen müssen, ist die Qualität unserer Literatur. Und zwar der Literatur, die heute, die jetzt produziert wird. Wir sollten und nicht so sehr an die Tradition binden, sondern uns bemühen, aktuelle argentinische Literatur zu verkaufen, die Schriftsteller der letzten Jahrzehnte. "
Laut Magdalena Faillace, Direktorin des Organisationskomitees für Frankfurt 2010, gibt es neben der Ikonen-Galerie bereits eine Liste mit 33 Werken der argentinischen Literatur vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Zwar wurde der Kreis inzwischen um den berühmtesten Vertreter der argentinischen Literatur, Jorge Luís Borges, und den Schriftsteller Julio Cortazar erweitert, doch die Diskussion über die nationalen Ikonen für Frankfurt reißt nicht ab. Empört ist Isay Klasse, angesehener argentinischer Verleger und langjähriger Kenner der Buchmesse am Main:
" Diese Auswahl ist ideologisch und politisch motiviert. Sie ist ein politischer Irrtum. Von den sechs Figuren sind vier keine Schriftsteller. Und keiner dieser vier taugt dafür, bei einem Branchentreffen von Buchhandel und Buchindustrie präsentiert zu werden. Das Hauptziel der Frankfurter Messe ist schließlich der Kauf und Verkauf von Autorenrechten. Ein Gastland muss sich dort mit seiner besten Literatur, mit seinen besten alten und neuen Schriftstellern zeigen. "
Der Vorwurf, die Auswahl der Ikonen, die Argentiniens linksperonistische Präsidentin Cristina Kirchner höchstpersönlich traf, sei ideologisch geprägt, kommt auch von anderen Vertretern des Literatur- und Kulturbetriebs – etwa von Pedro Luís Barcia, dem Präsidenten der Argentinischen Akademie für Geisteswissenschaften:
" Es wird eine Galerie offizieller Ikonen aufgestellt, die uns Argentinier repräsentieren sollen, aber das tun sie nicht. Viele Argentinier sind dagegen, dass uns ein Guerillero wie Che Guevara vertritt. Und es gibt viele Antiperonisten, die nicht mit Evita Perón einverstanden sind. Statt des Tangosängers Carlos Gardel hätte man auch den Komponisten Astor Piazzolla nehmen können, oder einen Rockstar. Ich persönlich würde unsere drei Nobelpreisträger in die Galerie aufnehmen. Es ist sehr zweifelhaft, offizielle nationale Ikonen zu bestimmen. "
Die Direktorin des Komitees, das den argentinischen Gastland-Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse 2010 vorbereitet und beim Außenministerium in Buenos Aires angesiedelt ist, heißt Magdalena Faillace. Sie weist die Kritik an der Ikonen-Liste zurück und verwahrt sich gegen den Vorwurf der Ideologisierung:
" Wir wollen in Frankfurt unser Land zeigen, denn diese Ikonen repräsentieren Argentinien in der Welt, ob es einigen Intellektuellen und Verlegern gefällt oder nicht. Außer Evita ist keine dieser sechs Ikonen peronistisch. Und Evita Perón ist weltweit anerkannt, über sie sind Romane geschrieben und Filme gedreht worden. Sie steht für Argentinien. Es geht uns gar nicht darum, dass sich alle Argentinier von den sechs Ikonen vertreten fühlen. Auch mit dem Schriftsteller Borges identifiziert sich nicht jeder. Ich liebe Borges, aber Borges war ein überzeugter Gegner der Peronisten, und ich bin Peronistin. Es gibt durchaus Leute, die sich von Borges nicht vertreten fühlen. "
Pablo de Santis, dessen Romane wie "Die sechste Laterne" und "Die Fakultät" auch ins Deutsche übersetzt wurden, sieht das anders. Es sei gerade die Kultur, die ein Land jenseits politischer Differenzen repräsentiere, und Borges vereine alle Argentinier hinter sich, auch die Peronisten, meint der Erfolgsautor. Nur Literatur, aber keine nationalen Ikonen gehörten ins Gepäck, wenn Argentinien in zwei Jahren als Gastland nach Frankfurt reise. Der Schriftsteller Sergio Olguín, der auf Deutsch das Buch "Die Traummannschaft" veröffentlichte, hält die Ikonen-Debatte für komplett zweitrangig.
" Mich beunruhigt, dass mit dem Unwichtigsten begonnen wurde. Es scheint mehr Interesse daran zu geben, Argentinien zu zeigen, als die argentinische Literatur. Die Frankfurter Buchmesse ist in erster Linie eine Veranstaltung für die argentinischen Autoren und Verleger. Was wir dort verkaufen müssen, ist die Qualität unserer Literatur. Und zwar der Literatur, die heute, die jetzt produziert wird. Wir sollten und nicht so sehr an die Tradition binden, sondern uns bemühen, aktuelle argentinische Literatur zu verkaufen, die Schriftsteller der letzten Jahrzehnte. "
Laut Magdalena Faillace, Direktorin des Organisationskomitees für Frankfurt 2010, gibt es neben der Ikonen-Galerie bereits eine Liste mit 33 Werken der argentinischen Literatur vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.