Xavier Naidoo provoziert erneut
07:49 Minuten
Bühnenfigur und private Meinung: Beides sei bei Xavier Naidoo nun nicht mehr zu trennen, sagt der Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs nach einem neuen umstrittenen Video des Sängers. Selbst frühere Unterstützer seien nun verstummt.
Der Sänger Xavier Naidoo geriet erst Anfang März heftig in die Kritik, als er sich öffentlich rassistisch äußerte. Er sprach in mehreren Videos von einer Gefahr durch Flüchtlinge und positionierte sich deutlich rechts. Als Konsequenz darauf feuerte der Privatsender RTL den Sänger, er durfte nicht mehr in der Jury der Sendung "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) sitzen.
In einem neuen Video gab der Musiker nun ein Interview und filmte sich dabei selbst. Der Fragesteller ist nicht zu sehen, es soll sich dabei aber um den Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten Oliver Janich handeln. Neben rassistischen Äußerungen soll Naidoo in dem Interview gesagt haben, er habe sich die Reichweite von RTL zunutze gemacht, um sein neues Album zu promoten.
Wunsch nach Skandal
Das neueste Video habe eine "neue Qualität", sagt der Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs, der an der Universität Mainz zu Rechtsrock forscht. Offenbar gehe es Naidoo vor allem darum, Skandale zu produzieren und nicht nur die Reichweite von RTL zu nutzen. Er wolle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und daraus für sich Geldgewinn schaffen. Auf dem Video verbreite der Sänger außerdem erneut seine kruden Erkenntnisse zum Klimawandel und rufe die Deutschen dazu auf, sich am eigenen Volk nicht zu versündigen.
Naidoo habe ökonomische Macht, aber auch "symbolisches, kulturelles Kapital", sagt Hindrichs. Viele Leute hätten ihm lange beiseite gestanden. Sie hätten immer noch so argumentiert, dass man zwischen der privaten Figur und der Bühnenfigur Xavier Naidoo trennen solle. Es sei auch manchmal belächelt worden, dass Naidoo "vielleicht ein bisschen ein Rad ab habe", aber eben ein guter Musiker sei.
Naidoo habe ökonomische Macht, aber auch "symbolisches, kulturelles Kapital", sagt Hindrichs. Viele Leute hätten ihm lange beiseite gestanden. Sie hätten immer noch so argumentiert, dass man zwischen der privaten Figur und der Bühnenfigur Xavier Naidoo trennen solle. Es sei auch manchmal belächelt worden, dass Naidoo "vielleicht ein bisschen ein Rad ab habe", aber eben ein guter Musiker sei.
Schweigen bei den früheren Unterstützern
"Jetzt mit dieser aktuellen Aktion hat es Xavier Naidoo tatsächlich geschafft, diese Trennung aufzuheben", sagt Hindrichs. Es sei jetzt nicht mehr möglich, zwischen der privaten Meinung und der Bühnenfigur Naidoo zu trennen. "Das ist jetzt ein und dieselbe Figur geworden."
Das mache es jetzt auch für diejenigen, die den Musiker immer noch verteidigt hätten, schwierig. Die Unterstützer hielten sich seiner Beobachtung nach ziemlich bedeckt. Der einzige, der sich bisher zu Wort gemeldet habe, sei Smudo von der Band "Fantastische Vier", sagt der Musikwissenschaftler. "Ansonsten ist da großes Schweigen im Walde" – auch bei all denen, die 2015 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" noch eine Solidaritätsanzeige für Naidoo unterzeichnet hätten, sagt Hindrichs. "Das ist interessant."
(gem)