Wenn Nivea und Pepsi zum Politikum werden
Zwei Werbungen sorgen für Aufregung im Netz. Eine kommt von Nivea und zeigt eine dunkelhaarige Frau. Sie trägt einen weißen Bademantel. Dazu der Slogan: "White is purity" - Weiß ist Reinheit. Rassismus, finden Kritiker. Wie geht man damit um, fragen wir Werbefachmann Mirko Derpmann.
Kendall Jenner, Modell und US-Reality-TV-Star, verlässt im Pepsi-Werbevideo ein Fotoshooting. Reißt sich eine blonde Perücke vom Kopf, wischt sich ihren Lippenstift ab. Und stürzt sich in eine Friedensdemo. In der sich die unterschiedlichsten, allesamt Pepsi-trinkenden Menschen zusammen finden - skeptisch beäugt von Polizisten. Doch Kendall Jenner weiß die Skepsis aufzulösen: Sie gibt einem Polizisten eine Dose Pepsi, alle trinken Pepsi - und die Stimmung ist rundum gelöst.
Politische Naivität oder Instinktlosigkeit bei Pepsi und Nivea?
Es ist naiv, finden die Kritiker, die offensichtlich keinen Gefallen daran finden, dass die ganz reale Polizeigewalt gegen Schwarze sich dermaßen in Banalität auflöst. Pepsi hat die Werbung, die zum Politikum wurde, inzwischen zurückgezogen.
Mirko Derpmann, Kreativdirektor der Werbeagentur Scholz & Friends, hält den Pepsi-Spot für eine Katastrophe mit Ansage: Offenbar hätten Unternehmen und ausführende Werbeagentur die Grundprinzipien von Protest nicht verstanden. Es sei offenkundig nur darum gegangen, durch einen Star - Kendall Jenner - Zugwirkung zu erlangen.
Beiersdorf entging die Doppeldeutigkeit
Die Nivea-Werbung wiederum - eine dunkelhaarige Frau, von hinten gezeigt, im weißen Bademantel, dazu der Slogan: "White is purity" - Weiß ist Reinheit - sei ein gutes Beispiel für Betriebsblindheit. Denn offenkundig seien die Macher so auf die weiße Creme fixiert gewesen, dass ihnen die Doppeldeutigkeit von "purity" in diesem Zusammenhang komplett entgangen sei.
Die Werbung löste einen Shitstorm aus - Nivea-Produzent Beiersdorf stoppte daraufhin die Kampagne.