Umstrittener Nationalfeiertag: Demos und Feiern am "Australia Day"

Begleitet von landesweiten Protesten haben die Menschen in Australien ihren Nationalfeiertag "Australia Day" begangen. Mit dem Tag wird der Ankunft der "First Fleet" (ersten Flotte) in Sydney Cove am 26. Januar 1788 gedacht, in deren Folge der fünfte Kontinent kolonisiert wurde. Die indigene Bevölkerung spricht vom "Invasion Day" (Invasionstag). Mit der Ankunft der Europäer verbindet sie vor allem Gräueltaten und ihre Enteignung. Von Sydney über Melbourne bis Brisbane und Perth gab es am Donnerstag Kundgebungen, bei denen die indigene Bevölkerung ihre Kultur mit Tänzen und Gesängen feierte. Auf der Sydney Harbour Bridge wurden sowohl die australische Flagge als auch die Flagge der indigenen Völker gehisst. Die Segel des Opernhauses am Hafen der Stadt waren in den Farben eines Aborigine-Kunstwerks beleuchtet. Seit Zehntausenden Jahren produzieren die Aborigines Malereien, einst auf Felsen und in Höhlen, heute als viel beachtete, tief spirituelle Kunstform. Für das Leid der indigenen Bevölkerung gab es erst 2008 eine offizielle Entschuldigung durch den damaligen Premier Kevin Rudd, der um Vergebung für das erlittene Unrecht bat. Viele Jahrzehnte lang wurden früher Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen und mussten in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen. Die Betroffenen werden in Australien als "gestohlene Generation" bezeichnet. Schon lange gibt es Forderungen, den Nationalfeiertag an einem anderen Datum zu begehen. Premierminister Anthony Albanese erklärte in der Hauptstadt Canberra, der "Australia Day" sei ein schwieriger Tag für die indigene Bevölkerung. "Lassen Sie uns alle das einzigartige Privileg anerkennen, das wir haben, diesen Kontinent mit der ältesten kontinuierlichen Kultur der Welt zu teilen".