Markus Lüpertz und die Kacheln von Karlsruhe
Ein international bekannter Künstler verschönert die Haltestellen der geplanten UStrab - einer Kombination aus Straßen- und U-Bahn – in Karlsruhe mit Keramikkunst. Klingt gut, aber das Vorhaben von Markus Lüpertz geht nicht nur Karlsruher Künstlern zu weit.
In Karlsruhe sorgt eine Initiative des Unternehmers Anton Goll für Kontroversen: In Zusammenarbeit mit dem international renommierten Künstler und Wahl-Karlsruher Markus Lüpertz möchte er sieben Stationen der derzeit geplanten "U-Strab" – einer Kombination aus Straßen- und U-Bahn – mit großflächigen Keramik-Kunstwerken zu einer fortlaufenden Kunstgalerie ausgestalten.
"Genesis – Die Sieben Tage des Herrn" lautet Thema und Inhalt des Kunstprojekts, für das Goll bereits um Sponsoren wirbt. Unter anderem mit diesem Werbefilm, dem es an überzeugtem Pathos nicht mangelt:
In Karlsruhe stößt das Vorhaben jedoch nicht nur auf Wohlwollen, erklärt SWR-Kulturjournalistin Marie-Dominique Wetzel im Deutschlandfunk Kultur. Demnach stehe insbesondere das intransparente Verfahren, bei dem ein längst arrivierter Künstler bevorzugt werde, in Teilen der Karlsruher Öffentlichkeit in der Kritik:
"Bitte keine alten Männer mit biblischen Themen"
"Warum eigentlich der", fragen sich laut Wetzel die Gegner des Projekts.
"Wer hat das beschlossen? Es wurde nie öffentlich darüber abgestimmt. Es gab keinen Wettbewerb, keine Ausschreibung. Und dann gibt es eine junge Kunstszene, die sagt, jetzt mal ganz provokant: 'Bitte keine alten Männer mit biblischen Themen!'"
Sauer stoße vielen Karlsruherinnen und Karlsruhern auch auf, dass der Initiator des Projekts ehemaliger Geschäftsführer eben jener Keramikfabrik ist, die durch diesen Auftrag wirtschaftlich begünstigt werde. Dies wirke nach Ansicht der Kritiker des Projekts "ein bisschen ausgekungelt", sagt Wetzel dazu.
Dürfen wohlhabende Bürger über den öffentlichen Raum bestimmen?
Goll argumentiere zwar, dass für dieses Projekt keine öffentlichen Mittel in Anspruch genommen würden, weshalb es auch keine öffentliche Debatte brauche. Dennoch sei fraglich, ob wohlhabende Bürger ohne Absprache mit der Öffentlichkeit beschließen dürfen, was an öffentlichen Haltestellen zu sehen ist, so Wetzel.
Die Kunstszene der Stadt reagiere mit offener Ablehnung. Der künstlerische Nachwuchs an der Kunsthochschule reklamiert die Haltestellen der U-Strab als "Experimentierfläche" für sich und fordert Berücksichtigung. Peter Weibel, der Leiter des ZKM, des renommierten Zentrums für Kunst und Medien, pocht in einem offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt auf die "guten demokratischen Gepflogenheiten" bei der Vergabe von öffentlichen Kunstprojekten.
Konfessionelle Kunst gehöre in die Kirche
Weibel kritisiert auch die inhaltliche Ausrichtung des Projekts. Mit dem ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung positioniere sich Karlsruhe als Stadt der Moderne, erklärt Wetzel. Das Projekt "Genesis – Die sieben Tage des Herrn" sei indessen rückwärts gewandt:
"Er geht es ein bisschen härter an und sagt: Diese biblischen Themen seien letztendlich falsche Fabeln. Und konfessionelle Kunst gehört in die Kirchen, aber nicht in den öffentlichen Raum."
Auf diese Position können sich laut Wetzel viele in der Stadt einigen:
"Da gibt es jetzt richtig schön Zoff."