Umsturz im Jemen

"Eigentlich herrscht schon seit Jahren Bürgerkrieg"

Huthi-Milizionäre patrouillieren am Dienstag nahe dem Präsidentenpalast in Sanaa.
Huthi-Milizionäre patrouillieren am Dienstag nahe dem Präsidentenpalast in Sanaa. © picture alliance / dpa / EPA / STR
Die Politikwissenschaftlerin Mareike Transfeld im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting |
Nach dem Umsturz im Jemen droht das Land im Bürgerkrieg zu versinken. Die Politik- und Islamwissenschaftlerin Mareike Transfeld von der Stiftung Wissenschaft und Politik erläutert die Hintergründe des Konflikts.
Vor einer Woche stürzten die schiitischen Huthi-Rebellen den jemenitischen Übergangspräsident Abed Rabbo Mansur Hadi und lösten das Parlament in Sanaa auf. Nach heftigen Protesten der sunnitischen Mehrheit gegen diese Machtübernahme droht den Vereinten Nationen zufolge jetzt der Zerfall des Staates, der zu den ärmsten der Welt zählt.
Eigentlich herrsche im Jemen schon seit Jahren Bürgerkrieg, sagt Mareike Transfeld von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. "Schließlich kämpfen im Jemen unterschiedliche politische Gruppen und Stämme sowie al-Kaida schon seit sehr vielen Jahren, also schon vor den Protesten von 2011 gegeneinander und auch gegen die Regierung."
Gegen eine Politik der "Sunnifizierung"
Die jüngste Eskalation sei durch einen Verfassungsentwurf ausgelöst worden, der die Aufteilung des Jemen in sechs föderale Gebiete vorsieht. Dadurch sollten unter anderem die Ressourcen des Staates fairer auf die unterschiedlichen Regionen verteilt werden. "Die Huthi-Rebellen lehnen diese Aufteilung ab. Und da die Gruppe seit September 2014 die Hauptstadt kontrolliert, konnten sie eben da sehr schnell mit Gewalt Druck auf die Regierung ausüben, um diese Verfassung zu ändern."
Die Huthi-Rebellen stammten aus dem Norden des Landes und hätten sich organisiert, um ihren schiitischen Glauben gegen eine Politik der "Sunnifizierung" durch die Zentralregierung zu verteidigen. "Darüber hinaus kritisieren sie schon seit Jahren die Involvierung der jemenitischen Regierung in den Krieg gegen den Terrorismus und da eben die enge Zusammenarbeit mit den Amerikanern."
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