Der Filmemacher, Regisseur und Autor Andres Veiel, geboren 1959 in Stuttgart, studierte Psychologie und absolvierte parallel eine Ausbildung in Regie und Dramaturgie am Künstlerhaus Bethanien in Berlin. Einem großen Publikum wurde Veiel 2001 durch den Dokumentarfilm "Black Box BRD" bekannt, der zahlreiche Preise gewann. 2011 lief sein erster Spielfilm "Wer wenn nicht wir" in den Kinos, zuletzt 2020 sein Film "Ökozid" im Fernsehen. Veiel arbeitet auch für das Theater: Sein Stück "Der Kick" feierte große Erfolge.
Grunderbe
Kaputte Kinderschuhe: Armut schmälert Chancen. © imago / photothek / Ute Grabowsky
Reichtum besteuern für mehr Bildung
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Fehlende Bildung führt oft in schlecht bezahlte Berufe und zu einem hohen Armutsrisiko. Um Kindern mehr Chancen zu ermöglichen, müssten sie besser gefördert werden. Der Regisseur Andres Veiel fordert, das nötige Geld dafür über Vermögenssteuern einzuholen.
Für Geringverdiener und von Sozialleistungen abhängige Menschen ist die Inflation derzeit eine echte Bedrohung. Auch Alleinerziehende haben ein hohes Armutsrisiko, sie können in der Regel nicht Vollzeit arbeiten. Deswegen wird momentan darüber diskutiert, Menschen, die Kinder erziehen, besonders zu fördern.
Finanzspritze zur Geburt und bei Volljährigkeit
Den Regisseur Andres Veiel beschäftigt die Frage nach der Chancengleichheit – vor allem für Kinder. Es müsse sichergestellt werden, dass diese eine gute Bildung erhielten, betont er.
Veiel stellt sich deswegen hinter einen Vorschlag zur Umverteilung von gesellschaftlichem Wohlstand: Jedes Kind erhält sowohl bei der Geburt als auch im Alter von 18 Jahren einen bestimmten Betrag, der in die Bildung investiert wird.
Finanzierbar wäre der Plan, so rechnet der Regisseur vor, durch die Umverteilung mittels Vermögenssteuern. So würden in Deutschland jährlich rund 250 Milliarden Euro weitervererbt. Eine Erbschaftssteuer von lediglich sechs Prozent würde es ermöglichen, jedem Kind 20.000 Euro als Grunderbe zur Verfügung zu stellen. Da könne mit „relativ wenig Aufwand viel erreicht werden“, betont Veiel.
Geld muss dort fließen, wo es gebraucht wird
Ausgezahlt werden soll das Geld ohne Antrag, unterstreicht Veiel: "weil Anträge immer Ausgrenzung und Stigmatisierung bedeuten“. Für ihn steht fest: „Wenn klar ist, dass es alle kriegen, dann wäre es eine Art Kinderbürgergeld.“
Gibt es eine neue Klassengesellschaft in Deutschland? Warum ist der individuelle Aufstieg so schwer? Und was könnten Politik und Wirtschaft dagegen tun? Mit solchen Fragen beschäftigen wir uns 2022 in unserem Programm vermehrt. Weitere Reportagen und Interviews zu unserer Denkfabrik unter dem Motto „Von der Hand in den Mund. Wenn Arbeit kaum zum Leben reicht“ finden Sie hier.
Damit das Grunderbe nicht per Gießkannenprinzip auch denjenigen zugutekommt, die bereits reich sind, schlägt Veiel auch an dieser Stelle den Einsatz von Steuern vor. Damit könne sich der Staat das Geld zurückholen. „Es ist eine Abwägung“, so der Filmemacher: Doch es müsse Gerechtigkeit hergestellt werden und das Geld dorthin fließen, wo es gebraucht werde.
(rzr)