Umweltberaterin der Bundesregierung ist über EU-Klimabeschlüsse enttäuscht

Renate Schubert, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung "Globale Umweltveränderungen", sieht die europäische Vorreiterrolle im Klimaschutz trotz der letzten Brüsseler Entschlüsse nicht ganz verspielt. Dennoch sei sie etwas enttäuscht über die Vorgänge der vergangenen Monate, sagte Schubert.
Die neue Front zwischen dem Klimaschutz auf der einen und dem Abfedern der Finanzkrise auf der anderen Seite sei unsinnig und blockiere wichtige Vorhaben, so Schubert unter Bezug auf den jüngsten Kompromiss beim Emissionshandel.

Dennoch sei das EU-Ziel einer Verringerung der CO2-Emissionen von 30 Prozent bis 2020 grundsätzlich noch zu schaffen, sagte die Professorin für Nationalökonomie an der ETH Zürich. "Aber es erfordert ein erhebliches Mehr oder etwas anderes an Anstrengungen jetzt, als man haben könnte mithilfe dieses Emissionshandels", sagte Schubert.

Denn wer in Umwelttechnologien investiere, könne beide Probleme zugleich angehen, so Schubert weiter. Dadurch ließe sich einerseits die Wirtschaft ankurbeln, andererseits werde auch etwas für die Energieeffizienz getan. Ähnliche Vorschläge enthalte auch das Wahlprogramm des künftigen US-Präsidenten Barack Obama, sagte Schubert. "Er scheint sehr klar diese Botschaft verstanden zu haben und auch gewillt zu sein, die umzusetzen."

Weiterhin sei es wichtig, auch die Schwellenländer wie Brasilien oder Indien über ökonomische Anreize für den Klimaschutz zu gewinnen. "Eine Belohnung, auf die diese Länder selbst auch immer hinweisen, ist Technologietransfer von Ländern wie Europa, aber auch USA in diese Länder. Und zwar Technologietransfer, für den sie eben fast nichts zahlen müssen." Bisher seien die westlichen Staaten bei diesem Thema noch zurückhaltend. Sie glaube aber, dass sich die Fronten aufweichen würden, sagte Schubert.

Sie hoffe daher, dass 2009 ein Jahr des Aufbruchs in der Klimapolitik werde. Das immer stärkere Schmelzen der Eiskappe am Nordpol sei ein dringendes Alarmzeichen. "Ein Jahr des Stillstands können wir uns überhaupt nicht mehr leisten."