Umweltfilm "Invisible Demons"

"Wir müssen den Klimawandel emotional erfahren"

05:02 Minuten
Ein Blick aus dem Luft nach unten zeigt eine wuselige Straßenszene in Indien. Mitten auf einer Kreuzung stehen drei weiße Autos. Fußgänger und andere motorisierte Fahrzeuge sind ebenso zu sehen wie die Dächer der anliegenden Häuser.
Filmstill aus "Invisble Demons" von Regisseur Rahul Jain: Jain geht seinen Film über Neu-Delhi und die Folgen des Klimawandels experimentell an. © © Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH
Heino Deckert im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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"Invisible Demons" von Rahul Jain läuft in Cannes. Der Film handelt vom extremen Klima, wie es in Neu-Delhi schon gegenwärtig ist. Produzent Heino Deckert sagt, er und Jain hätten einen Film machen wollen, der durch seine Visualität anspricht.
Temperaturen bis zu 50 Grad im Sommer, Wassermangel, eine Luftverschmutzung, die für uns in Deutschland unvorstellbar ist. Das sind die Lebensbedingungen in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. Der Regisseur Rahul Jain hat nun einen Film über seine Heimatstadt gedreht und die Folgen des wirtschaftlichen Wachstums dort.

Bestechende Visualität

"In einer Megastadt, in der der Klimawandel schon Gegenwart ist und nicht Zukunft, zeigt der renommierte Filmemacher Rahul Jain eine Welt am Rande des Abgrunds", heißt es auf Website des Festivals in Cannes, wo der Film läuft. Mit herausragenden Bildern und zugleich experimentell erzähle der Film von der Klimarealität heute.
Der Produzent des Films, Heino Deckert, erinnert sich an die Begegnung mit dem Regisseur. Er habe Jains ersten Film schon gekannt. "Der besticht vor allen Dingen durch seine Visualität und nicht so sehr dadurch, dass er nur etwas mitteilen möchte", erklärt Deckert. "Und das hat mich überzeugt und wir haben uns auf die Reise gemacht."
Auch er sei mehr am Filmemachen interessiert als daran, eine Botschaft rüberzubringen, sagt Deckert, er entscheide sich auch weniger wegen eines Themas dafür, einen Film zu machen, sondern wegen des Filmemachers. "Es gibt so viele Filme über Klima-Change im Augenblick – da etwas zu machen, was er durch Visualität anspricht, war mir sehr wichtig."

Klimaanlage oder feuchte Tücher

Der Film nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die Stadt, in die Straßen Neu-Delhis, zwischen die Häuser. Die Szene, die ihn am meisten berührt habe, sei die eines Arbeiters, der seine Erfahrung mit Klimaanlagen teile: "Er sagt, Klimaanlagen sind nur etwas für reiche Menschen: Arme Menschen können sie sich a) nicht leisten, und b) werden sie krank davon."
Im Film sehe man den Unterschied zwischen denjenigen, die gut mit der Hitze zurechtkommen, weil sie große Häuser haben, die voll klimatisiert sind, oder sich nur in Autos bewegen, die klimatisiert sind – und denen, die wirklich auf der Straße sein müssen. Regisseur Rahul Jain zeigt Menschen, die auf feuchten Tüchern auf einer Mauer liegen und so versuchen, so die Hitze zu ertragen.
Heino Deckert, ein Mann mit weißen Haaren, schaut in die Kamera. Er trägt eine dunkle Jacke und ein geringeltes Shirt. 
Heino Deckert ist der Produzent von "Invisible Demons". © Luis Mora
"Wir müssen die Sache emotional erfahren, nicht einfach nur wissen", sagt Heino Deckert. "Wissen nutzt ja offensichtlich sehr wenig."
Er betont, dass der Klimawandel nicht nur eine Sache von Indien, von einem armen Land sei. Er könne sich auch noch an die Zeit seiner Kindheit erinnern, als der Rhein wie der Yamuna in Neu-Delhi ausgesehen habe: "Da lagen die Fische auch oben und es war weißer Schaum auf dem Fluss."
Er halte es für wichtig, dass man mit den Bildern, die man sieht, in eine Art von Dialog gehe. "Dann wird man auch seine Schlüsse ziehen und das übertragen können auf unser Dasein in der Ersten Welt."
(mfu)
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