Vergewaltigung oder politisches Komplott?
Am Freitag urteilt ein UN-Gremium über den Wikileaks-Gründer Julian Assange. Sollte das Gremium zu Assanges Gunsten entscheiden, müssten England und Schweden das akzeptieren, fordert Theaterregisseurin Angela Richter. Richter ist eine Vertraute Assanges und hatte seinen Fall auf die Bühne verarbeitet.
Ein UN-Gremium äußert sich Freitag zum Fall Julian Assange: Der Wikileaks-Gründer hatte es selbst angerufen. Sollte die UN keine Willkür in der Strafverfolgung feststellen, will Assange die Botschaft von Ecuador nach über drei Jahren verlassen und sich festnehmen lassen. Die Kölner Theaterregisseurin Angela Richter hat sich mehrfach auf der Bühne mit Assange beschäftigt, arbeitet in neuen Projekten mit ihm zusammen und hat sich mit dem Wikileaks-Gründer befreundet.
Die Theatermacherin sagt: "Wenn wir mal davon ausgehen würden, dass morgen zu seinen Gunsten entschieden wird - die BBC hat ja sowas schon angedeutet -, dann bin ich sehr gespannt auf die Reaktion von England und Schweden. Wenn Großbritannien und Schweden sich nicht an diese Entscheidung halten – was ist dann die UN noch wert? Wenn sie das ignorieren, dann ist es ja fast so, als würden sie die politische Verfolgung, die von Wikileaks immer gesehen wird, noch mal bestätigen."
Das UN-Gremium als moralische Instanz
Die UN-Gremien seien eine moralische Instanz, die Gewicht habe - das habe sich schon in etlichen anderen Fällen wie etwa dem der Bürgerrechtlerin und Politikerin Aung San Suu Kyi in Myanmar gezeigt. "Andererseits sollten sie auch juristisches Gewicht haben - wozu haben wir sonst die UN?"
Zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Assange sagte Angela Richter: "Ich denke, dass es in fast keinem anderen Land außer Schweden als Vergewaltigung angesehen würde. Ich denke, dass es vielleicht schief gegangener Sex ist, wie ihn vielleicht viele Leute erleben." Zudem habe eine der betroffenen Frauen getwittert, sie sei nicht vergewaltigt worden.
Handelt es sich also nur um ein politisches Komplott? Angela Richter betonte, sie sei keine Verschwörungstheoretikerin. Aber: "Ich denke, dass es einfach Motive gibt, ihn politisch zu verfolgen, die sehr viel mehr mit seiner Arbeit zu tun haben als mit der Frage, ob er hier oder da ein Kondom getragen hat."