Unbekannter Weltstar

Von Uwe Golz |
Der argentinische Musiker Gustavo Santaolalla ist zweifacher Oscar- und elffacher Grammy-Preisträger. Allerdings würde niemand den Berlinale-Gast auf der Straße erkennen. Er schrieb zum Beispiel die Filmmusik zu "Brokeback Mountain". Beim Filmfestival ist er in diesem Jahr als Produzent mit dem Film "Cafe de Los Maestros" vertreten.
Er könnte in Deutschland, ja selbst bei der Berlinale auf der Straße spazieren gehen und kaum jemand würde ihn erkennen. Der Argentinier Gustavo Santaolalla, zweifacher Oscar- und elffacher Grammy-Preisträger. Santaolalla ist Musiker, Komponist, Produzent und neuerdings auch Buchautor. Ein Selfmade-Mann, der bereits mit 15 Jahren zu einem Aushängeschild des argentinischen Rock wurde. Das war 1967. Elf Jahre später – Argentinien litt unter der Militärdiktatur – verließ er seine Heimat Richtung USA. Als Punker begann seine US-Karriere, dann wurde Santaolalla Produzent und letztlich Chef des Plattenlabels Surco. Gustava Santaolalla ist ein Mann, der sich nicht gerne in eine Schublade stecken lässt, sich als Künstler immer wieder neu zu definieren, dass ist ihm mit das wichtigste an seinem Beruf.

" Seit meinen ersten Anfängen habe ich immer mit einem Konzept im Kopf gearbeitet. Und dieses Konzept hat etwas mit Identität zu tun – zu wissen wer du bist und woher du kommst. Das ist für mich der einzige Weg zu sehen, wohin du gehst und was du werden kannst. Durch meine Musik und die Arbeit mit anderen Musikern wie beispielsweise Juanes, habe ich immer danach gesucht. Seit Jahren habe ich das mit Fusion versucht, indem ich Rock oder HipHop mit Folk Musik aus Lateinamerika gemischt habe. Und der Tango war immer um mich herum. Mein Vater sang jeden Morgen beim Rasieren Tangos, auf den Straßen war Tango – und so hatte ich immer einen großen Respekt für diese Musik. "

Das aktuelle Projekt Santaolallas ist der Film "Cafe de Los Maestros" der gerade auf der Berlinale läuft. Erstmals ist er hier nicht nur als Musik-, sondern auch als Filmproduzent tätig gewesen. Die Geschichte des Cafés der Meister ist eine Geschichte des Tango, erzählt mit den letzten Überlebenden des goldenen Zeitalters des Tangos. Ein Zusammentreffen von Generationen.
" Anfangs waren sie skeptisch, da ich von einer ganz anderen Musik komme und sie waren skeptisch, weil sie – wie die Bluesmusiker – von den Plattenfirmen schlecht behandelt worden waren. Doch am Ende des Projekts waren wir alle gute Freunde. "

Gustavo Santaolalla – ein unbekannter Weltstar, bescheiden auf der einen Seite, bestimmend auf der anderen. Ein Kinnbärtchen ziert fast trotzig das Gesicht, in den Augen blitzt fast immer der Schalk auf, doch wenn es um seine Arbeit geht, dann kennt er keinen Spaß. Mit dem Bajofondo Tango Club feierte er Triumphe, mit den Musiken zu den Filmen "Brokeback Mountain" und "Babel" wurde er Oscar-Preisträger und doch liebt er, der Komponist die Stille.

" Ich mag keine Filme, die dauernd mit Musik unterlegt sind. Ich lieb es, Platz zu lassen für die Stille in der Musik. Darum suche ich mir die Filme oder Projekte und mit wem ich arbeite auch sehr genau aus. Filme, an denen ich arbeite brauchen an bestimmten Punkten keine Musik. "

Ein Komponist, der so redet hat zu sich selbst gefunden. Und Santaolalla macht auch nicht den Eindruck, als müsse er sich immer wieder und wieder selbst beweisen.

" Ich sehe mich selbst als einen Traditionalisten. Ich kann weder Noten lesen, noch schreiben. Ich mache Musik – und ich spiele auch in meinen Soundtracks selbst eine Menge. "