Bastian Baltasar Bux ist ein Außenseiter: Dick, unsportlich, von seinem Vater ignoriert, von den Kindern in seiner Klasse gemobbt.

Ausschnitt Hörspiel: "Ein Schwächling, was?"

Einer, der sich gern in andere Welten flüchtet. Und die findet er in dem Roman von Michael Ende, der 1979 veröffentlicht wurde. Gut das es damals noch kein Internet gab.

Ausschnitt Hörspiel: Das Buch… Bastian starrte auf das Buch. Er konnte seine Augen nicht davon abwenden. Er streckte die Hand aus und berührte das Buch. Sogleich hatte er das Gefühl, dass mit dieser Berührung etwas Unwiderrufliches begonnen hatte und nun seinen Lauf nehmen würde.

"Die unendliche Geschichte" - vor 35 Jahren als Buch veröffentlicht, vor 30 Jahren verfilmt, als Hörbuch bereits in unterschiedlichen Versionen auf dem Markt - und jetzt in einer nagelneuen und äußerst liebevollen Inszenierung als Hörspiel erschienen.

Ausschnitt Hörspiel: "Hallo? Mächtig viel Betrieb hier heute Nacht. Huhu, wollen Sie sich nicht setzen? Eigentlich bin ich sehr in Eile, wollte nur fragen, ob Sie mir sagen, wie ich zum Elfenbeinturm komme – ich hab' eine wichtige Botschaft für Sie. Was denn für eine? Es ist eine geheime Botschaft."

Es gibt zwei Welten und zwei Erzähler: Anna Thalbach auf der Realweltebene, Hans Kramer in Phantasien – und zwischen den Welten Bastian, der denkt, nur ein Buch zu lesen, aber im wahrsten Sinne des Wortes in die Geschichte gezogen wird.

Ausschnitt Hörspiel: Die dunklen Äste knarrten. Plötzlich huschte ein Lichtschein in zickzack-Linien durchs Unterholz.

50 Schauspieler, von Felix Rösch und Matija Strnisa neu komponierte und vom WDR Sinfonieorchester eigespielte Musik, Atmos und Geräusche, eine Glanzleistung der Tontechnik. Das sind die Zutaten, die dafür sorgen, dass man in das Hörspiel hineingezogen wird, so wie Bastian in das Buch. Bastian, gesprochen von Benny Hogenacker der erkennt, dass er das Geschehen sogar beeinflussen kann.

Ausschnitt Hörspiel: "Halt - im Namen der kindlichen Kaiserin." Das Wesen fuhr herum… "Nein, Atréju…" Das Wesen fuhr herum, um zu sehen, wer da geschrien hatte – Bastian: "War das etwa mein Schrei?" Aber das kann doch gar nicht sein.

Doch! Denn so wie im Buch, ist auch im Hörspiel alles möglich. Der Außenseiter wird zum Retter, der Underdog in der Realwelt zum Helden Phantasiens. Doch es dauert eine Weile, bis die Figuren der Geschichte herausfinden, wer der kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben kann - nur so kann nämlich Phantasien gerettet werden.

Ausschnitt Hörspiel: Atréju: "Wer kann ihr den Namen geben?" - Morla: "Kein Wesen in Phantasien." - Atréju: "Wer denn?" - Morla: "Mach nicht solchen Lärm."

Immer wieder überraschen neue Stimmen, denen ihre Rollen wie auf den Leib geschneidert zu sein scheinen – Mechthild Großmann als mufflige Schildkröte Morla zum Beispiel.

Ausschnitt Hörspiel: "Lass uns in Ruhe."

Ruhe? Von wegen: In vielen Szenen sprüht das Hörspiel geradezu vor actiongeladener Spannung. Stimmen, Geräusche und Musik ebnen einem zwar den akustischen Weg, auf dem die eigenen Gedanken auf die Reise nach Phantasien gehen, doch nur wenn das Hirn angeschaltet ist, materialisieren sich vor dem geistigen Auge Bastian, Artréju, die kindliche Kaiserin, der Glücksdrache Fuchur, der Werwolf Gmork, Perelin, der Nachtwald, Goab in die glutheiße Wüste der Farben.

Ausschnitt Hörspiel: "Ich bin tödliches Feuer, mir ist nichts weiter bestimmt, als die Einsamkeit." - Bastian: "Aber ich bin doch bei Dir."

Die unendliche Geschichte handelt auch von Freundschaft und Eifersucht, Macht, Misstrauen und Liebe. Bastian und Atréju stellen sich gegeneinander, doch am Ende siegten das Gefühl und die Vernunft - und natürlich: die Fantasie. Und Bastian findet zurück in die andere, eigentliche Welt, in der er ist, wer er war.

Ausschnitt Hörspiel: Bastian weiß wer ich bin: Aus dem Schönen und starken Helden wurde wieder der dicke bleiche Junge. Eine unbeschreibliche und warme Freude erfüllte Bastian: "Ich weiß jetzt wieder, wer ich bin." – "Und ich erkenne dich auch wieder."

Michael Ende wäre vermutlich sehr zufrieden mit dieser Hörspielversion, in der es all das wiederzuerkennen gibt, was all die, die irgendwann den Roman gelesen haben, an Erinnerungen in den tiefsten Winkeln ihrer zentralnervösen Festplatte gespeichert haben.

Viereinhalb Stunden dauert das Hörspiel und am Ende wünscht man sich, sie wäre tatsächlich unendlich, diese "Unendliche Geschichte".

Ausschnitt Hörspiel: "Ich glaube, es ist Zeit, mal wieder nach Phantasien zu reisen."