Unentbehrlicher Sommerschutz
Sonnenschutzmittel versprechen Bräune ohne schmerzhaften Sonnenbrand. Doch Ärzte und Krebsgesellschaften warnen: Schon die angeblich "gesunde Bräune" ist eine Schutzreaktion der Haut vor zu viel UV-Strahlung.
Das Schönheitsideal der gebräunten Haut hält sich hartnäckig – trotz etwa 140.000 neuer Hautkrebsfälle pro Jahr in Deutschland. Bedauerlich, findet Evelyn Diedrichsen, Oberärztin an der Düsseldorfer Universitätshautklinik, denn schon die sprichwörtlich "gesunde Bräune" ist eine Schutzreaktion der Haut vor zu viel UV-Strahlung:
"Gesunde Bräune ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil jede Sonneneinstrahlung, jede Sonnenbräune birgt einen gewissen Schaden in der Haut."
Schuld ist der ultraviolette Anteil im Sonnenlicht, der die Haut gleich in mehrfacher Weise schädigt: Die UVB-Strahlen sorgen auf der obere Hautschicht für Sonnenbrände und galten lange als Hauptverursacher von Hautkrebs. Hinzu kommen die UVA-Strahlen, die wesentlich tiefer in die Haut eindringen. Hier schädigen sie das Bindegewebe und sorgen so für eine vorzeitige Hautalterung. Nicht schön, aber eben auch nicht besonders gefährlich – dachte man zumindest lange Zeit, sagt Eva Kalbheim von der Deutschen Krebshilfe:
"UVA-Strahlung ist früher auch verkauft worden als die sanfte UV-Strahlung, eben weil sie nicht den Sonnenbrand auslöst. Das ist aber irreführend, denn durch das tiefe Eindringen in die Hautschichten sind die Schäden genauso da wie bei UV-B.
Das heißt auch, wenn also beispielsweise in Solarien damit geworben wird, dass die UVA-Strahlung weniger Schaden anrichtet, das stimmt nicht. Wir wissen heute: Hautkrebs wird durch alle Formen der UV-Strahlung ausgelöst und der Schutz der Haut vor sämtlichen UV-Strahlen ist wichtig."
Das hat auch die EU erkannt und empfiehlt, dass der UVA-Schutz in allen Sonnencremes mindestens ein Drittel des angegebenen Lichtschutzfaktors betragen soll. Inzwischen verfügen nahezu alle Produkte über dieses Mindestmaß an UVA-Schutz, zu erkennen an einem runden Logo. Experten raten, keine Sonnencreme zu verwenden, die nicht auch vor UVA-Strahlen schützt.
Außerdem setzen immer mehr Hersteller bei Sonneschutzmitteln auf die Nanotechnologie und die mineralischen Filtersubstanzen Titandioxid und Zinkoxid. Sie reflektieren das Sonnenlicht und sorgen so für einen guten UV-Schutz. Die mineralischen Partikel sind 1000 mal kleiner als der Durchmesser eines Haares. Winzlinge also, die für die Forschung noch recht große Unbekannte sind, wie Eva Dopp, Professorin für Umwelttoxikologie am Uniklinikum Essen, bestätigt:
"Man weiß ganz, ganz wenig über die Risiken und das ist auch ein riesiges Gebiet der Forschung, weil man nicht weiß, was machen Nano-Partikel im Körper, was machen sie in den Zellen. Es ist einiges bekannt, aber eben vieles auch nicht."
Inzwischen deuten jedoch einige Studien darauf hin, dass Nanopartikel, die auch in Wandfarben, Socken und Ketchup vorkommen, keineswegs unbedenklich sind. Die Nanopartikel sind so klein, dass sie im Körper sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, die unser Gehirn normalerweise vor Eindringlingen schützt. Das sei bei Sonnencremes aber nicht der Fall, beruhigt die Wissenschaftlerin Eva Dopp, denn die darin enthaltenen Nanopartikel rotten sich sozusagen zusammen:
"Wenn wir jetzt zum Beispiel zehn Nanometer große Partikel haben, dann wirken zwischen diesen Partikeln starke Kräfte, die heißen Van-der-Waals-Kräfte, und die bewirken, dass man letztendlich größere zusammengeballte Strukturen hat. Und es ist auch bekannt, dass die Haut eine ganz gute Barriere ist und dass diese Agglomerate, diese Klumpen, da nicht durchdringen können, dass die auf der Haut bleiben."
Kritiker betonen jedoch, dass die Tests der Sonnencreme mit Nanopartikeln nur auf gesunder Haut erfolgen. Noch fehlen Antworten, ob die Nanoteilchen dünne Kinderhaut oder beispielsweise durch Allergien und Ekzeme geschädigte Haut nicht doch passieren können.
Ganz gleich für welche Art Sonnencreme man sich letztlich entscheidet, raten Experten generell, einen hohen Lichtschutzfaktor zu wählen. Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie viel länger man in der Sonne bleiben kann als es der eigene Hauttyp erlaubt. Mit einem Lichtschutzfaktor 20 könnte man also 20 mal länger in der Sonne bleiben, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Doch Vorsicht, warnt Eva Kalbheim von der Deutschen Krebshilfe:
"Das ist aber trügerisch. Die Schäden in den Hautzellen setzen schon viel früher ein, denn Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand, aber nicht vor Hautkrebs. Die Strahlung dringt dennoch ein, insbesondere dann, wenn die Sonnencreme nicht dick genug aufgetragen worden ist."
Das Motto heißt hier: Viel hilft viel, denn der angegebene Schutz ist nur gegeben, wenn in etwa die gleiche Menge Creme benutzt wird wie in den Testverfahren, betont die Hautärztin Evelyn Diedrichsen:
"Die Testungen verwenden über die Körperoberfläche von zirka 1,5 Quadratmeter pro Anwendung, pro Person etwa 30 Gramm. 30 Gramm ist eine ganze Menge Creme, die wir realistischerweise nicht anwenden bei einem normalen Sonnenbad."
Eine 100-Gramm-Tube würde also nur für dreimal eincremen reichen. Doch tatsächlich landet aber nicht einmal die Hälfte der Menge auf dem Körper.
Evelyn Diedrichsen : "Das heißt, wir nehmen zirka 20 bis 30 Prozent der getesteten Dosis und haben aus diesem Grund einen viel geringeren Lichtschutz, als der, der auf der Packung steht, den man nach Berechnungen theoretisch hätte."
"Gesunde Bräune ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil jede Sonneneinstrahlung, jede Sonnenbräune birgt einen gewissen Schaden in der Haut."
Schuld ist der ultraviolette Anteil im Sonnenlicht, der die Haut gleich in mehrfacher Weise schädigt: Die UVB-Strahlen sorgen auf der obere Hautschicht für Sonnenbrände und galten lange als Hauptverursacher von Hautkrebs. Hinzu kommen die UVA-Strahlen, die wesentlich tiefer in die Haut eindringen. Hier schädigen sie das Bindegewebe und sorgen so für eine vorzeitige Hautalterung. Nicht schön, aber eben auch nicht besonders gefährlich – dachte man zumindest lange Zeit, sagt Eva Kalbheim von der Deutschen Krebshilfe:
"UVA-Strahlung ist früher auch verkauft worden als die sanfte UV-Strahlung, eben weil sie nicht den Sonnenbrand auslöst. Das ist aber irreführend, denn durch das tiefe Eindringen in die Hautschichten sind die Schäden genauso da wie bei UV-B.
Das heißt auch, wenn also beispielsweise in Solarien damit geworben wird, dass die UVA-Strahlung weniger Schaden anrichtet, das stimmt nicht. Wir wissen heute: Hautkrebs wird durch alle Formen der UV-Strahlung ausgelöst und der Schutz der Haut vor sämtlichen UV-Strahlen ist wichtig."
Das hat auch die EU erkannt und empfiehlt, dass der UVA-Schutz in allen Sonnencremes mindestens ein Drittel des angegebenen Lichtschutzfaktors betragen soll. Inzwischen verfügen nahezu alle Produkte über dieses Mindestmaß an UVA-Schutz, zu erkennen an einem runden Logo. Experten raten, keine Sonnencreme zu verwenden, die nicht auch vor UVA-Strahlen schützt.
Außerdem setzen immer mehr Hersteller bei Sonneschutzmitteln auf die Nanotechnologie und die mineralischen Filtersubstanzen Titandioxid und Zinkoxid. Sie reflektieren das Sonnenlicht und sorgen so für einen guten UV-Schutz. Die mineralischen Partikel sind 1000 mal kleiner als der Durchmesser eines Haares. Winzlinge also, die für die Forschung noch recht große Unbekannte sind, wie Eva Dopp, Professorin für Umwelttoxikologie am Uniklinikum Essen, bestätigt:
"Man weiß ganz, ganz wenig über die Risiken und das ist auch ein riesiges Gebiet der Forschung, weil man nicht weiß, was machen Nano-Partikel im Körper, was machen sie in den Zellen. Es ist einiges bekannt, aber eben vieles auch nicht."
Inzwischen deuten jedoch einige Studien darauf hin, dass Nanopartikel, die auch in Wandfarben, Socken und Ketchup vorkommen, keineswegs unbedenklich sind. Die Nanopartikel sind so klein, dass sie im Körper sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, die unser Gehirn normalerweise vor Eindringlingen schützt. Das sei bei Sonnencremes aber nicht der Fall, beruhigt die Wissenschaftlerin Eva Dopp, denn die darin enthaltenen Nanopartikel rotten sich sozusagen zusammen:
"Wenn wir jetzt zum Beispiel zehn Nanometer große Partikel haben, dann wirken zwischen diesen Partikeln starke Kräfte, die heißen Van-der-Waals-Kräfte, und die bewirken, dass man letztendlich größere zusammengeballte Strukturen hat. Und es ist auch bekannt, dass die Haut eine ganz gute Barriere ist und dass diese Agglomerate, diese Klumpen, da nicht durchdringen können, dass die auf der Haut bleiben."
Kritiker betonen jedoch, dass die Tests der Sonnencreme mit Nanopartikeln nur auf gesunder Haut erfolgen. Noch fehlen Antworten, ob die Nanoteilchen dünne Kinderhaut oder beispielsweise durch Allergien und Ekzeme geschädigte Haut nicht doch passieren können.
Ganz gleich für welche Art Sonnencreme man sich letztlich entscheidet, raten Experten generell, einen hohen Lichtschutzfaktor zu wählen. Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie viel länger man in der Sonne bleiben kann als es der eigene Hauttyp erlaubt. Mit einem Lichtschutzfaktor 20 könnte man also 20 mal länger in der Sonne bleiben, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Doch Vorsicht, warnt Eva Kalbheim von der Deutschen Krebshilfe:
"Das ist aber trügerisch. Die Schäden in den Hautzellen setzen schon viel früher ein, denn Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand, aber nicht vor Hautkrebs. Die Strahlung dringt dennoch ein, insbesondere dann, wenn die Sonnencreme nicht dick genug aufgetragen worden ist."
Das Motto heißt hier: Viel hilft viel, denn der angegebene Schutz ist nur gegeben, wenn in etwa die gleiche Menge Creme benutzt wird wie in den Testverfahren, betont die Hautärztin Evelyn Diedrichsen:
"Die Testungen verwenden über die Körperoberfläche von zirka 1,5 Quadratmeter pro Anwendung, pro Person etwa 30 Gramm. 30 Gramm ist eine ganze Menge Creme, die wir realistischerweise nicht anwenden bei einem normalen Sonnenbad."
Eine 100-Gramm-Tube würde also nur für dreimal eincremen reichen. Doch tatsächlich landet aber nicht einmal die Hälfte der Menge auf dem Körper.
Evelyn Diedrichsen : "Das heißt, wir nehmen zirka 20 bis 30 Prozent der getesteten Dosis und haben aus diesem Grund einen viel geringeren Lichtschutz, als der, der auf der Packung steht, den man nach Berechnungen theoretisch hätte."