"Alle gucken einem auf den Bauch"
Trotz der Möglichkeiten von künstlicher Befruchtung bleiben zahlreiche Menschen kinderlos. Franziska Ferber machte selbst diese schmerzliche Erfahrung und berät heute andere Frauen mit schwierigen Alltagssituationen umzugehen.
Für ihre Eltern war Louise Brown ein kleines Wunder, für die Medizin ein wichtiger Fortschritt, das erste durch künstliche Befruchtung gezeugte Baby. Ihre Geburt vor 40 Jahren war damals eine medizinische Sensation. Heute ist die In-vitro-Fertilisation (IVF) für viele Paare ein selbstverständlicher Weg, um sich ihren unerfüllten Kinderwunsch erfüllen zu können. Aber trotz aller medizinischen Möglichkeiten gelingt es nicht allen, Eltern zu werden. Diese Erfahrung machte auch Franziska Ferber, die mit ihrem Mann fünf Jahre vergebens versuchte, schwanger zu werden.
Schwieriger Weg der Erkenntnis
Es sei ein schleichender Prozess gewesen, sagte Ferber als Betroffene im Deutschlandfunk Kultur. "Es ist ja nicht so, dass diese Erkenntnis über Nacht kommt." Viele Versuche klappten nicht und schließlich blicke man in die ratlosen Gesichter der Ärzte. "Mit jedem gescheiterten Versuch dämmert ihnen, dass die Wahrscheinlichkeit geringer wird."
Die Erkenntnis sei dann im ersten Moment sogar eine Entlastung gewesen, weil sie nicht mehr ständig in die Kinderwunschklinik gehen musste. "Natürlich fängt dann ein zweiter, langer Weg an, in dem sich sehr viele und sehr tiefe Fragen stellen." Sich selbst die Frage zu beantworten, wie man ohne ein Wunschkind weiter ein sinnvolles Leben führe, dauere dann auch nochmal eine Weile.
Familienfeiern als Klippe
Um ihre persönlichen Erfahrungen weiterzugeben, berät Ferber andere Frauen, um mit dem unerfüllten Kinderwunsch umzugehen. Wenn Frauen noch Hoffnung hätten, sei es schwierig damit umzugehen, dass alle Freundinnen schwanger würden und viele im Bekanntenkreis Familien gründeten.
Schließlich veränderten sich dadurch auch Freundschaften und Lebensrealitäten. "Wenn ich auf Familienfeiern gehe, jetzt im Sommer ist Hochzeitssaison, alle gucken einem auf den Bauch."
Kinder, Nachwuchs, Schwangerschaft sei das Topthema Nummer 1. Sie begleite deshalb Frauen dabei, mit solchen Situationen umzugehen und Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden. Freunden und Bekannten rät Ferber im Umgang mit ungewollt kinderlosen Menschen vorsichtig damit umzugehen.
"Ich empfehle, sich mit schlauen Ratschlägen sehr zurückzuhalten, die ja oft gut gemeint sind." Besser sei es als Gesprächspartner bereit zu stehen, die Menschen reden zu lassen und zuzuhören.
(gem)