Unermüdliches Ringen um die perfekte Form
Luis de Góngora y Argote gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller des Siglo de Oro, des Goldenen Zeitalters der spanischen Literatur. Die ungewöhnliche Syntax und das komplexe Spiel mit Metaphern und Andeutungen des Barockdichters faszinierten Zeitgenossen ebenso wie Schriftsteller der Neuzeit - und sorgte für eine der heftigsten Fehden der Literaturgeschichte.
Die "erhabenen Mauern" und "gekrönten Türme", die Luis de Góngora y Argote besingen lässt, prägen die Silhouette seiner Heimatstadt Córdoba noch heute. Hier, ganz in der Nähe der Kathedrale, wurde der berühmteste spanische Barockdichter am 11. Juli 1561 geboren.
Der Sohn eines Richters und einer Hofdame genoss eine klassische humanistische Bildung. Nach einem abgebrochenen Jurastudium wurde er auf Wunsch seines Onkels zum Priester geweiht. Um die kirchlichen Moralvorstellungen scherte sich der junge Góngora, ein leidenschaftlicher Spieler, allerdings herzlich wenig, was ihm Rügen des für ihn verantwortlichen Bischofs eintrug:
"Er lebt wie ein junger Bursche, ist Tag und Nacht in Händel verstrickt, pflegt Umgang mit Komödianten und schreibt profane Gedichte."
Die Gedichte, die Bischof Francisco Pacheco so empörten, waren noch der Renaissancetradition verhaftet: Góngora feierte beim Volk Triumphe mit Spottgedichten und burlesken Romanzen, schrieb Theaterstücke, komponierte Musikstücke und ließ sich in Terzetten und Sonetten von der tonangebenden italienischen Lyrik inspirieren. Das unermüdliche Ringen um die perfekte Form kennzeichnete seine Dichtung von Anfang an. Um 1600 versuchte sich Luis de Góngora am Königshof, hatte jedoch wenig Glück bei der Suche nach Förderern und Fürsprechern. Enttäuscht durch Intrigen kehrte er 1610 nach Córdoba zurück und wandte sich auch in seiner literarischen Arbeit Neuem zu. Alberto Blecua ist Professor für die Literatur des Goldenen Zeitalters in Barcelona:
"Die späte Renaissancedichtung empfindet Góngora ab da als nicht mehr zeitgemäß. Er will erneuern, sucht einen formalistischeren, 'kultivierteren' Zugang. Wenn er mythologische Themen einführt, dann macht er das, ohne sie konkret zu benennen. Er verwendet eine komplett neue Syntax. Das alles erfordert vom Leser eine enorme intellektuelle Anstrengung, also etwas, was schon Aristoteles empfahl - nur so kann man diese Dichtung genießen."
Schnell fand das verschachtelte Spiel mit Metaphern, Allegorien und Andeutungen begeisterte Fürsprecher, König Philipp der Dritte ernannte Góngora 1617 zum Ehrenkaplan und holte ihn an den Madrider Hof zurück. Für die Gegner des neuen Stils dagegen war die Abkehr vom Renaissanceideal der Natur literarische Ketzerei. Lope de Vega schimpfte:
"Diese Prosa ist redundant und hohl, Góngora verdummt seine Leser durch angeblichen Scharfsinn des Wortes und flieht vor demütigen, einfachen Worten, wo es nur geht."
Für den Barockdichter Francisco de Quevedo waren Góngoras hermetische Gedichte schlicht "geistige Fürze". Im Gegenzug bezeichnete Góngora seinen 20 Jahre jüngeren Herausforderer als "Muse, die bläst, aber nicht inspiriert". Die Fehde zwischen den beiden sollte über den Tod hinaus dauern: Um den hoch verschuldeten Góngora noch posthum zu demütigen, kaufte Quevedo dessen Madrider Anwesen.
"Es geht um Ruhm, aber auch um Weltanschauungen. Cervantes, Quevedo und Lope de Vega gehören einer klassischeren Tradition an - literarisch und sozial; Góngora kommt aus einer ganz anderen Welt. Er ist ein Bürger, ein niedriger Kleriker, der außerhalb Spaniens nicht viel gesehen hat und sich eben dem Schreiben widmet."
Am 24. Mai 1627 starb Luis de Góngora an den Folgen eines Hirnschlags. Seinen literarischen Einfluss behielt er bis in die Neuzeit: Im späten 19. Jahrhundert entdeckten die französischen Symbolisten ihn wieder und an seinem 300. Todestag trafen sich in Sevilla junge spanische Lyriker zu einer Hommage: Die sogenannte Generation von 1927 - Rafael Alberti, Federico García Lorca und andere - einte vor allem die gemeinsame Verehrung für Luis de Góngora. So wurde der alte Barockmeister zum Gründungsvater einer der produktivsten poetischen Avantgarden.
Der Sohn eines Richters und einer Hofdame genoss eine klassische humanistische Bildung. Nach einem abgebrochenen Jurastudium wurde er auf Wunsch seines Onkels zum Priester geweiht. Um die kirchlichen Moralvorstellungen scherte sich der junge Góngora, ein leidenschaftlicher Spieler, allerdings herzlich wenig, was ihm Rügen des für ihn verantwortlichen Bischofs eintrug:
"Er lebt wie ein junger Bursche, ist Tag und Nacht in Händel verstrickt, pflegt Umgang mit Komödianten und schreibt profane Gedichte."
Die Gedichte, die Bischof Francisco Pacheco so empörten, waren noch der Renaissancetradition verhaftet: Góngora feierte beim Volk Triumphe mit Spottgedichten und burlesken Romanzen, schrieb Theaterstücke, komponierte Musikstücke und ließ sich in Terzetten und Sonetten von der tonangebenden italienischen Lyrik inspirieren. Das unermüdliche Ringen um die perfekte Form kennzeichnete seine Dichtung von Anfang an. Um 1600 versuchte sich Luis de Góngora am Königshof, hatte jedoch wenig Glück bei der Suche nach Förderern und Fürsprechern. Enttäuscht durch Intrigen kehrte er 1610 nach Córdoba zurück und wandte sich auch in seiner literarischen Arbeit Neuem zu. Alberto Blecua ist Professor für die Literatur des Goldenen Zeitalters in Barcelona:
"Die späte Renaissancedichtung empfindet Góngora ab da als nicht mehr zeitgemäß. Er will erneuern, sucht einen formalistischeren, 'kultivierteren' Zugang. Wenn er mythologische Themen einführt, dann macht er das, ohne sie konkret zu benennen. Er verwendet eine komplett neue Syntax. Das alles erfordert vom Leser eine enorme intellektuelle Anstrengung, also etwas, was schon Aristoteles empfahl - nur so kann man diese Dichtung genießen."
Schnell fand das verschachtelte Spiel mit Metaphern, Allegorien und Andeutungen begeisterte Fürsprecher, König Philipp der Dritte ernannte Góngora 1617 zum Ehrenkaplan und holte ihn an den Madrider Hof zurück. Für die Gegner des neuen Stils dagegen war die Abkehr vom Renaissanceideal der Natur literarische Ketzerei. Lope de Vega schimpfte:
"Diese Prosa ist redundant und hohl, Góngora verdummt seine Leser durch angeblichen Scharfsinn des Wortes und flieht vor demütigen, einfachen Worten, wo es nur geht."
Für den Barockdichter Francisco de Quevedo waren Góngoras hermetische Gedichte schlicht "geistige Fürze". Im Gegenzug bezeichnete Góngora seinen 20 Jahre jüngeren Herausforderer als "Muse, die bläst, aber nicht inspiriert". Die Fehde zwischen den beiden sollte über den Tod hinaus dauern: Um den hoch verschuldeten Góngora noch posthum zu demütigen, kaufte Quevedo dessen Madrider Anwesen.
"Es geht um Ruhm, aber auch um Weltanschauungen. Cervantes, Quevedo und Lope de Vega gehören einer klassischeren Tradition an - literarisch und sozial; Góngora kommt aus einer ganz anderen Welt. Er ist ein Bürger, ein niedriger Kleriker, der außerhalb Spaniens nicht viel gesehen hat und sich eben dem Schreiben widmet."
Am 24. Mai 1627 starb Luis de Góngora an den Folgen eines Hirnschlags. Seinen literarischen Einfluss behielt er bis in die Neuzeit: Im späten 19. Jahrhundert entdeckten die französischen Symbolisten ihn wieder und an seinem 300. Todestag trafen sich in Sevilla junge spanische Lyriker zu einer Hommage: Die sogenannte Generation von 1927 - Rafael Alberti, Federico García Lorca und andere - einte vor allem die gemeinsame Verehrung für Luis de Góngora. So wurde der alte Barockmeister zum Gründungsvater einer der produktivsten poetischen Avantgarden.