Einen Tonbandmitschnitt des ersten FrankfurterAuschwitz-Prozesses finden Sie hier.
Akten des Auschwitz-Prozesses bald Welterbe?
Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess war für die westdeutsche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit entscheidend, sagt die Holocaust-Forscherin Sybille Steinbacher. Die Unesco könnte die Prozessakten am Freitag zum Weltkulturerbe erklären.
Diese Woche berät die Unesco-Kommission über die diesjährigen Nominierungen für das Weltkulturerbe. Für Deutschland wurden die Akten des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses nominiert. "Diese Akten sind von welthistorischer Bedeutung" sagte Sybille Steinbacher, Leiterin des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main im Deutschlandfunk Kultur. Von 1963 bis 1965 habe sich zum ersten Mal ein Gericht damit beschäftigt, wie der Massenmord in Auschwitz-Birkenau habe stattfinden können. "Vor diesem Hintergrund sind diese Akten bedeutsam. "
Die Professorin am Lehrstuhl zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main machte deutlich, dass dieser von Fritz Bauer initiierte Prozess sich vor allem auf die Aussagen von Überlebenden des Holocaust stützte. "Mehrere hundert haben ausgesagt und ihre Überlieferungen, ihre Aussagen sind ein ganz einzigartiges Zeugnis." Diese Aussagen seien damals auf Tonband aufgenommen worden und wurden in den Prozessakten verwahrt.
Wegmarke für gesellschaftliche Aufarbeitung
"Ich denke, dass dieser Prozess eine ganz, ganz wichtige Wegmarke gewesen ist", sagte Steinbacher. Es sei zwar nicht das erste Verfahren zu NS-Verbrechen gewesen, aber ein zentraler Prozess, um den Blick der westdeutschen Gesellschaft auf die Verbrechen und die Verantwortung dafür zu lenken. "Vor diesem Hintergrund war dieser Prozess entscheidend für die westdeutsche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit", sagte die Holocaust-Forscherin. (gem)