Mehr zur UNESCO-Sammlung traditioneller Musik aus aller Welt auf der Webseite des Plattenlabels Smithsonian Folkways
Traditionelle Musik rund um den Globus
Lieder der Inuit aus Kanada, Musik aus Bali oder der Mongolei: Die UNESCO wollte 2004 die Sammlung traditioneller Musik aus aller Welt retten, die für ihr Plattenlabel keinen Gewinn mehr abwarf. Nun erscheint die einzigartige Musiksammlung auf CD und als Download. Sie ist Teil des kulturellen Erbes der Menschheit.
Trommeln, Wasserplätschern, ein Singsang, Kinderlachen. Man hört Wassertrommeln aus Kamerun. Feldaufnahmen, die in der Sammlung traditioneller Musik der UNESCO auftauchen. Nichts ist beschönigt, bereinigt oder aufgearbeitet. Es klingt so, als würde man daneben sitzen. Solche und viele andere Aufnahmen wurden von der UNESCO seit den 50er-Jahren zusammengetragen - mit dem Ziel, die Vielfalt und die Bedeutung der Musik rund um den Globus zu dokumentieren.
Wie klingt traditionelle Musik aus der Zentralafrikanischen Republik, wie aus der Mongolei, wie vom kleinen Inselstaat Vanuatu, oder aus Bali? Musik, die eigentlich kaum beachtet wird, die jedoch zum kulturellen Erbe der Menschheit gehört.
2004 verschickte die UNESCO eine Rundmail, in der es hieß, die Plattenfirma, die bislang diese umfangreiche Sammlung auf Schallplatten herausgebracht hatte, mache im digitalen Zeitalter keine Gewinne mehr mit diesen Veröffentlichungen. Niemand wollte wohl mehr eine LP mit Liedern der Inuit aus dem Norden Kanadas kaufen.
Diese Mail kam auch auf den Schreibtisch von Atesh Sonneborn, der beim Plattenlabel Smithsonian Folkways in Washington DC für die Programmarbeit zuständig ist. Sonneborn und seine Labelmitarbeiter mussten nicht lange überlegen. Sie wollten diese Sammlung veröffentlichen, denn sie passte perfekt zum riesigen Archiv des Labels. Folkways Recordings wurde 1948 von Moses Asch gegründet wurde, der darauf ethnische und zeitgenössische Musik aus aller Welt veröffentlichte. Nach dem Tod von Moses Asch stifteten die Erben diese umfangreiche Klang- und Musiksammlung dem Smithsonian Institut für kulturelles Erbe.
Zehn Jahre dauerte die Rechteklärung
Atesh Sonnenborn: "Ich habe auf diese Mail geantwortet und angeboten, dass wir mit dem Material genau das machen könnten, was wir mit unserer geplanten Reihe 'Smithsonian Global Sound' vor hätten. Die Idee sei, wichtige kulturelle Aufnahmen von überallher als Streaming Service, mit Dokumentation und Index anzubieten. Darüberhinaus noch physische CDs 'on demand'."
Die UNESCO nahm dieses Angebot gerne an. Es dauerte nahezu zehn Jahre, um die Rechte an den Aufnahmen zu klären. Ende April 2014 schließlich ging es los: Pro Woche wurden zwei Platten als CD und Downloadveröffentlicht, insgesamt 127 Alben.
"Es ist Musik, die eine ganze Generation noch nie gehört hat. Und wahrscheinlich auch nur wenige davor. Es ist wie ein Spiegel der Menschheit. Ein Spiegel, der uns ein besseres Verständnis der komplizierten Welt vorhält."
Und kompliziert ist auch die Musik selbst. Manches ist eingängig, anderes eher sperrig. Interessant ist hingegen alles. Hier hört man nichts, was auch nur annähernd den Weg in die Hitparaden und Charts der westlichen Welt geschafft hat. Es sind vor allem Feldaufnahmen, die die beeindruckende Vielfalt der Musik rund um den Globus dokumentieren soll. Aus Indien, Russland, Jemen, Kurdistan oder wie hier aus Afghanistan, aufgenommen in den Kriegszeiten von 1979 bis 2001.
Grenzen überschritten
Für Atesh Sonneborn ist klar, dass sich auch diese neue Auflage der UNESCO Sammlung nicht groß verkaufen wird. Das Interesse sei beschränkt, die Musik müsse zugänglich sein.
"Leute, wie Sie und mich, die sich für solch abseitige Musik interessieren, gibt es einfach zu wenige. Ich hoffe deshalb auf die vielen ethnischen Gruppen in den USA und anderswo, die fernab der eigenen Heimat mehr erfahren wollen über ihre Herkunft. Gerade die Enkelkinder blicken wieder zurück auf ihre kulturellen Wurzeln und bekommen wichtige Antworten, nach denen sie suchen."
Mit dieser Reihe werden Grenzen überschritten; geographisch, musikalisch, spielerisch. Man dreht den Globus, hört hin und erkennt, dass die einzige globale Sprache Musik ist. Eine Sprache, die ohne Worte oder ohne entsprechendes Sprachwissen eine emotionale Ebene erreicht. Musik verbindet eben grenzenlos.