"Europa hat keine liberale demokratische Tradition"
Noch im hohen Alter erhebt die ungarische Philosophin Ágnes Heller ihre Stimme, um auf politische und gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Wir haben mit ihr unter anderem über das Erstarken von rechtsnationalen und rechtsextremen Bewegungen in Europa gesprochen.
Am 27. Januar, jährt sich zum 70. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland ein nationaler Gedenktag – der "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus".
Ein Gedenktag, der auch immer wieder die Frage herausfordert: Wo stehen wir heute? Wie gehen wir unserer Vergangenheit um – und was können wir tun, um sie nicht zu wiederholen?
Zu Gast bei Sein und Streit ist heute aus diesem Anlass die große ungarische Philosophin Ágnes Heller. Sie hat fast ihre gesamte Familie im Holocaust verloren – sie selber konnte durch Glück der Deportation entgehen. Lange lehrte sie in New York – seit ihrer Emeritierung lebt sie wieder in Budapest. Und selbst im hohen Alter erhebt sie noch immer beherzt ihre Stimme, um auf politische und gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Und das völlig furchtlos, auch und gerade angesichts von Anfeindungen, ja sogar antisemitischen Anwürfen, denen sie in den letzten Jahren in der rechtsnationalen Atmosphäre des Ungarns von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Wir sprechen mit Ágnes Heller über das Erstarken von rechtsnationalen und rechtsextremen Bewegungen in Europa, über die Tragfähigkeit der demokratischen Traditionen des Kontinents, über Antisemitismus heute – und darüber, dass sich Demokratie nicht wehrlos gegen den Terror machen darf.
Zum Nachhören:
Europa hat keine liberale demokratische Tradition (24:02)
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Außerdem in der heutigen Sendung:
Kleine Leute, große Fragen: Was ist Mut? (01:40)
Gerd Michalek hat diese Woche Kinder gefragt: "Was ist Mut?"
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