Schriftsteller Imre Kertész ist tot
Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Der Romancier, Essayist und Übersetzer hatte 2002 den Nobelpreis für Literatur erhalten. Zu seinen wichtigsten Werken zählen "Roman eines Schicksallosen", "Fiasko" und "Ich - ein anderer".
Kertész sei heute nach langer Krankheit in seiner Wohnung in Budapest verstorben, so ein Sprecher von Kertész' Verlag. Der Schriftsteller litt an Parkinson.
2002 gewann Imre Kertész den Literaturnobelpreis für seine Arbeit über die Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Sie sei laut Nobelpreis-Jury die "ultimative Wahrheit" darüber, wie tief menschliche Wesen sinken können.
Späte Anerkennung für Romane über den Holocaust
Kertész wurde 1929 in Budapest geboren. 1944 wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert, später nach Buchenwald, wo er 1945 befreit wurde. Danach kehrte er nach Budapest zurück. Kertész' Vater kam im Holocaust um, die Mutter überlebte in einem Versteck. Mit seinen seinen Romanen über den Holocaust erst spät erfuhr Kertész erst spät, dann aber weltweit und insbesondere in Deutschland große Anerkennung.
In dem "Roman eines Schicksalslosen", den die Fachkritik als eines der bedeutendsten Erzählwerke über den Holocaust einstuft, zeichnet Kertész den Leidensweg eines 15-jährigen Jungen nach, der zunächst nach Auschwitz-Birkenau, dann nach Buchenwald und Zeitz deportiert wird. Nach seiner Befreiung in Budapest ist er mit dem Unverständnis der Menschen konfrontiert. Das Buch ist nur in den Fakten autobiografisch.
Kertész lebte mehr als zehn Jahre in seiner Wahlheimat Berlin, die er besonders wegen ihrer Weltoffenheit schätzte. 2012 kehrte er nach Budapest zurück.
Der Nachruf von Sigried Wesener in der Sendung Studio 9 zum Nachhören: