Ungarisches aus Berlin

György Ligeti, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Musik, starb am 12. Juni 2006 im Alter von 83 Jahren in Wien. Im rumänischen Siebenbürgen geboren, war der Komponist ungarisch-jüdischer Abstammung und österreichischer Staatbürger eigentlich ein Kosmopolit und Polyglott. Sein "Requiem" wird im Konzert der Berliner Philharmoniker von Peter Eötvös mit Werken zweier anderer Ungarn gekoppelt: Franz Liszt und Béla Bartók.
Reinhard J. Brembeck hat in der Süddeutschen Zeitung am 13. Juni 2006, einen Tag nach dem Tod Ligetis, folgendes Bild von dem großen Komponisten gezeichnet:
"Seine kommunikative Energie war überwältigend, in den Bann schlagend, visionär, verzaubernd... In dieser drahtigen Gestalt mit der knarzenden Stimme, unverkennbar ungarisch gefärbt, schien Musikgeschichte wie Lava zu brodeln. Ligeti konnte als Redner wie Musiker sein Publikum mitreißen wie kein anderer der großen Komponisten der vergangenen 50 Jahre - aber er konnte auch schweigen: 1961 hielt er einen berühmt gewordenen Vortrag zum Thema 'Die Zukunft der Musik' - und sagte kein einziges Wort."
Im Zentrum unseres Livekonzertes steht Ligetis "Requiem"; es entstand in den Jahren 1963- bis 65, in jener Zeit, als er auf der Suche nach neuen Klangkonzeptionen das Verfahren der Mikropolyphonie entdeckte: chromatische Komplexe, zusammengesetzt aus Melodieformeln, die in harmonischen Zusammenhängen stehen. Auf der Mikropolyphonie wird die Makropolyphonie aufgebaut – komplizierte Gebilde aus Verschachtelungen und Überlagerungen, die an die Sänger höchste Ansprüche stellen. Die werden in der Philharmonie Berlin von Barbara Hannigan, Monica Bacelli, Attila Fekete und Hanno Müller-Brachmann gemeistert sowie vom Rundfunkchor Berlin, einstudiert von Terry Edwards.



Live aus der Philharmonie Berlin

Franz Liszt
"Von der Wiege bis zum Grabe", Sinfonische Dichtung Nr. 13

Béla Bartók
Cantata Profana "Die Zauberhirsche"

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten und anschließend:
Volker Michael im Gespräch mit Peter Eötvös

György Ligeti
Requiem für Sopran- und Mezzosopran-Solo, zwei gemischte Chöre
und Orchester


Barbara Hannigan, Sopran
Monica Bacelli, Mezzosopran
Attila Fekete, Tenor
Hanno Müller-Brachmann, Bass-Bariton
Rundfunkchor Berlin
Berliner Philharmoniker
Leitung: Peter Eötvös