Ungeschminkte Autobiografie
"Life" ist der Titel der mit Spannung erwarteten Autobiografie des Rolling Stones-Gitarristen Keith Richards, der damit, nach jahrzehntelangem Drogen- und Alkoholexzessen, schlicht auf sein noch wichtigstes Gut hinweist.
Ein freies und ungezwungenes Leben hatte Richards sich schon als kleiner, zurückhaltender und etwas schüchterner Junge im Londoner Vorort Dartford erträumt. Dass er aber eines Tages der Inbegriff eines Rock'n Roll-Stars und das musikalische Herz einer der wichtigsten Bands der Musikgeschichte werden würde, war da noch nicht absehbar.
Das Wichtigste vorab: Neue sensationelle Einblicke in das Innenleben der Rolling Stones kann auch deren Gitarrist nicht mehr liefern. Zu viele Randfiguren, Wegbegleiter und Mitarbeiter haben sich schon über Mick, Keith & Co. in den Jahrzehnten seit der Bandgründung 1962 ausgelassen, als dass noch irgendein Geheimnis unentdeckt geblieben wäre. Doch anders als den eher lauen Memoiren von Bill Wyman und Ron Wood gelingt es Richards mithilfe des britischen Journalisten James Fox, den Leser von der ersten Zeile an sich zu binden und einzunehmen.
Mit großer Liebenswürdigkeit und Leidenschaft erzählt der Musiker von seiner Kindheit und Jugend, der engen Beziehung zu seinen Eltern und Großeltern, der ersten Gitarre, die ihm sein Großvater schenkte, den Problemen während der verhassten Schulzeit und schließlich von jener Begegnung des 17-Jährigen mit Mick Jagger auf dem Kleinstadtbahnhof, die zur Gründung der Rolling Stones führte. Natürlich spielen auch die Idole Scotty Moore und Chuck Berry, Muddy Waters und Howlin' Wolf, die sein Leben maßgeblich beeinflusst haben, eine Rolle. Lieben und Liebschaften, Drogendealer und Schmarotzer tauchen auf und verschwinden wieder, was Richards in seinem Buch schmunzelnd kommentiert.
Ohne Verherrlichung oder Verharmlosung schildert der Stones-Gitarrist seinen Hang zu Exzessen, der zu einem immer ausschweifenderen Lebensstil, Abhängigkeiten von Alkohol und noch mehr Drogen führte, die er nach etlichen Entzugsversuchen erst Ende der 90er-Jahre hinter sich lassen konnte.
Den Spaß am Leben und die Lust an der Musik hat er darüber nie verloren. Ausgiebig und ein wenig detailverliebt erklärt Richards seine Spielweise, lässt sich über die Stimmungen seiner Gitarren aus, beschreibt seine Art, Songs zu schreiben und eröffnet dem Leser – mehr, als alle Anekdoten und Skandalgeschichten es tun könnten - wie die Rolling Stones allein durch ihre Musik bis heute die Fans faszinieren konnten.
Ein Buch, wie man es über Rockmusik kaum besser schreiben kann und das selbst in seiner Sprache purer Rock'n Roll ist - mitreißend, unverblümt und mit jeder Zeile der pure Stoff; Keith Richards selbst ist bis heute erstaunt, wie weit es ein einfacher Gitarrist bringen kann, der sich dem Blues verschrieben hat.
Besprochen von Uwe Wohlmacher
Keith Richards: Life
Aus dem Englischen von Willi Winkler, Wolfgang Müller und Ulrich Thiele Heyne, 2010
736 Seiten, 26,99 Euro
Das Wichtigste vorab: Neue sensationelle Einblicke in das Innenleben der Rolling Stones kann auch deren Gitarrist nicht mehr liefern. Zu viele Randfiguren, Wegbegleiter und Mitarbeiter haben sich schon über Mick, Keith & Co. in den Jahrzehnten seit der Bandgründung 1962 ausgelassen, als dass noch irgendein Geheimnis unentdeckt geblieben wäre. Doch anders als den eher lauen Memoiren von Bill Wyman und Ron Wood gelingt es Richards mithilfe des britischen Journalisten James Fox, den Leser von der ersten Zeile an sich zu binden und einzunehmen.
Mit großer Liebenswürdigkeit und Leidenschaft erzählt der Musiker von seiner Kindheit und Jugend, der engen Beziehung zu seinen Eltern und Großeltern, der ersten Gitarre, die ihm sein Großvater schenkte, den Problemen während der verhassten Schulzeit und schließlich von jener Begegnung des 17-Jährigen mit Mick Jagger auf dem Kleinstadtbahnhof, die zur Gründung der Rolling Stones führte. Natürlich spielen auch die Idole Scotty Moore und Chuck Berry, Muddy Waters und Howlin' Wolf, die sein Leben maßgeblich beeinflusst haben, eine Rolle. Lieben und Liebschaften, Drogendealer und Schmarotzer tauchen auf und verschwinden wieder, was Richards in seinem Buch schmunzelnd kommentiert.
Ohne Verherrlichung oder Verharmlosung schildert der Stones-Gitarrist seinen Hang zu Exzessen, der zu einem immer ausschweifenderen Lebensstil, Abhängigkeiten von Alkohol und noch mehr Drogen führte, die er nach etlichen Entzugsversuchen erst Ende der 90er-Jahre hinter sich lassen konnte.
Den Spaß am Leben und die Lust an der Musik hat er darüber nie verloren. Ausgiebig und ein wenig detailverliebt erklärt Richards seine Spielweise, lässt sich über die Stimmungen seiner Gitarren aus, beschreibt seine Art, Songs zu schreiben und eröffnet dem Leser – mehr, als alle Anekdoten und Skandalgeschichten es tun könnten - wie die Rolling Stones allein durch ihre Musik bis heute die Fans faszinieren konnten.
Ein Buch, wie man es über Rockmusik kaum besser schreiben kann und das selbst in seiner Sprache purer Rock'n Roll ist - mitreißend, unverblümt und mit jeder Zeile der pure Stoff; Keith Richards selbst ist bis heute erstaunt, wie weit es ein einfacher Gitarrist bringen kann, der sich dem Blues verschrieben hat.
Besprochen von Uwe Wohlmacher
Keith Richards: Life
Aus dem Englischen von Willi Winkler, Wolfgang Müller und Ulrich Thiele Heyne, 2010
736 Seiten, 26,99 Euro