"Unerhörte Orte" von Christoph Forsthoff, Hinstorff Verlag, 20 Euro
Mit Festspielstars unterwegs in Meck-Pomm
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Elf Künstlerinnen und Künstler der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern stellen Orte vor, an denen sie sonst spielen. Besonders die Weite und die Geschichte des nördlichen Bundeslands faszinierten sie, sagt der Initiator des Reiseführers "Unerhörte Orte".
Sommer für Sommer finden in mecklenburgischen Renaissance-Schlössern, alten Scheunen, Klöstern, Festungen, Gutshäusern, sogar auf den Seebrücken der Ostseebäder Konzerte statt. Das muss dann die Zeit der alljährlichen Festspiele sein. Und all diese Orte lassen sich nun in einem ungewöhnlichen Reiseführer mit dem Titel "Unerhörte Orte" entdecken.
Der Kulturjournalist Christoph Forsthoff hat sie mit elf verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern beziehungsweise Ensembles besucht. Der Geiger Daniel Hope, das Weltmusik-Ensemble "Quadro Nuevo" oder die Organistin Iveta Apkalna stellen darin die Orte vor, an denen sie sonst auftreten.
"Sie schwärmen alle von dieser unglaublichen Weite, die das Land bietet, und zwar keineswegs nur an den Küsten, wo man natürlich das Meer, den Blick übers Meer hat und in die Weite, sondern auch von der Weite, die einem im Landesinneren begegnet", berichtet Forsthoff aus den Gesprächen mit den prominenten Reiseführern.
Diese Weite von außen wirke auch nach innen, weite das eigene Innere und damit auch wieder den eigenen Horizont, gibt Forsthoff die Aussagen der Musikerinnen und Musiker wieder. "Das ist etwas, was sie sehr begeistert hat, was natürlich auch mit ihrer großen Naturliebe zusammenhängt."
Mecklenburg-Vorpommern wirkt wie ein Zeitfenster
Im Buch findet man aber auch interessante geschichtliche Einblicke. Mecklenburg-Vorpommern wirke wie ein Zeitfenster, durch das man zurückblicken könne, vor allem "wenn man mit den Menschen vor Ort spricht, die einem auch viel aus dieser Zeit beziehungsweise aus diesen verschiedenen Zeiten zu erzählen vermögen". So kommt es, dass auch jeweils eine Person, die vor Ort lebt, mit den Künstlerinnen und Künstlern porträtiert wird.
Ein Ort fasziniert Forsthoff dabei ganz besonders, wie er sagt: Das Gut Lebbin, das ihm vom Bratschisten Nils Mönkemeyer gezeigt worden ist: "Das ist ein über 700 Jahre altes ehemaliges Rittergut, wo man wirklich das Gefühl hat, dass man dort am Ende der Welt angekommen ist. Nils Mönkemeyer hat dort aus dem Moment heraus Verse von Rilke zitiert, wo er sagte: 'Etwas ist in den Garten getreten, und das Gitter hat nicht geknarrt, und die Rosen in allen Beeten beben vor seiner Gegenwart."
Und das Beste an den vorgestellten Orten in Zeiten allgegenwärtiger Schließungen ist, dass sie alle "praktisch durchweg zugänglich sind", wie Christoph Forsthoff erklärt.
(ckr)