Ungewohnte Töne
"Hauschka" nennt sich der 40-jährige Volker Bertelmann als Solo-Pianist. Indem er die Saiten seines Kalviers mit Kronkorken, Plastikfolie und anderen Dingen präpariert, entlockt er dem Instrument neue Klänge und ersetzt damit ein ganzes Orchester.
"Das wäre zum Beispiel eine Taste mit Folie."
"Das ist auch das, was die Menschen total mögen, natürlich bist du der Musiker, aber du bist eigentlich ständig in Aktion. Also wenn ich mit dem Klavier spiele, steht das Klavier zum Publikum, das heißt, sie können auch sehen, was ich mache."
Volker Bertelmann, der sich als Solo-Pianist "Hauschka" nennt, sitzt in seinem kleinen Studio im Keller eines Düsseldorfer Hinterhofhauses und arbeitet am offenen Klavier. Die Frontleiste ist entfernt, der Blick auf die Hammer und Saiten freigelegt. Vor ihm liegt eine Plastiktüte mit Kronkorken, Filzkeilen, Pergamentpapier, Plastikfolie und Klebeband. Damit präpariert er die Saiten des Klaviers und entlockt ihm neue Töne.
"Dann hab ich Tape, zum Beispiel kann man das auf die Saiten kleben. Die klingen sofort sehr stumpf und perkussiv, das macht zum Beispiel den Klang oft so elektronisch."
Der 40-Jährige kleidet sich jugendlich mit gelbem Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen. Während er in seiner Plastiktüte wühlt, fallen immer wieder die leicht gelockten, dunkelblonden Haare in sein schmales Gesicht.
"Dann hab ich hier noch so Kronkorken, wenn die an einer Schnur hängen fangen die natürlich an, zu vibrieren, was wiederum ein bisschen wirkt wie ein Tamburin. Vibration kannst du ja nicht so steuern, also es gibt viele zufällige Begebenheiten, und das macht unglaublich viel Spaß. Während deinem Konzert entdeckst du Dinge, die du noch nie vorher gemacht hast."
Bei seinen Konzerten improvisiert der Klangforscher. Er setzt sich ans Klavier und lässt sich treiben, versucht seine Gefühle in der Musik auszudrücken. Seine Platten sind Momentaufnahmen, "Zeitdokumente seines Lebens" nennt er sie.
Volker Bertelmann wächst als zweitjüngstes von sechs Kindern in einem kleinen Dorf im Siegerland auf. Sein Vater ist Prokurist, die Mutter Hausfrau. Im Alter von acht Jahren entdeckt er an Heilig Abend in der Kirche das Klavier für sich.
"Und dann gab es einen Klavierspieler, der war Anfang 50, der spielte ein Stück von Mozart. Und ich hörte das und hab zu meiner Mutter gesagt, hab ich sie am Ärmel gezogen, hab gesagt, Mama, bei dem will ich Klavierunterricht haben, der ist super."
Sein Wunsch wird erfüllt, die Musik wird seine große Leidenschaft. Mit 14 gründet er seine erste Rockband. Schon mit 18 schreibt er die Filmmusik für zwei Folgen der ZDF-Serie "Ein Fall für Zwei", singt in diversen Bands und schreibt Lieder. Er macht ein sehr gutes Abitur, zieht dann nach Köln, ist nächtelang unterwegs, um das wilde Leben nachzuholen, das ihm im beschaulichen Siegerland verwehrt geblieben ist.
"Dann hab ich angefangen Medizin zu studieren, hab aufgehört, weil ich Musik gemacht hab, hab angefangen BWL zu studieren, hab aufgehört, hab also alle möglichen Versuche gemacht, ein bürgerliches Leben in irgendeiner Weise zu zementieren, hat hinten und vorne nicht geklappt."
Dabei hat Volker Bertelmann bis dahin alle nötigen Prüfungen locker bestanden. Aber er möchte lieber Musik machen, gründet mit seinem Cousin und besten Freund die Band "God’s Favorite Dog", schreibt Lieder und rappt. Mit 26 bekommen die beiden einen großen Plattenvertrag, treten als Vorband der Fantastischen Vier auf, ihre Videos rotieren auf VIVA. Dann bleibt der Erfolg aus, die Plattenfirma lässt sie fallen, und für den Musiker geht es von ganz oben nach ganz unten.
"Die Band trennte sich, mein bester Freund und Bandkollege ging ins Kloster, meine Freundin trennte sich von mir und das waren diese drei Sachen, die alle in einem Jahr passierten und ich hab mir dann gesagt, egal, ich mach weiter. Und ungefähr nach anderthalb Jahren, dann bin ich zusammengebrochen, da ging gar nichts mehr, ich war einfach ans Bett gefesselt, ich hatte einfach totale Wahrnehmungsstörungen. Also psychisch und körperlich war ich einfach ein Wrack."
In dieser Zeit versorgen ihn seine Eltern im Siegerland. Als es ihm besser geht, zieht Bertelmann nach Düsseldorf, beginnt wieder Musik zu machen und findet nun die Muße und Ruhe, um kontinuierlich zu arbeiten. Mit 29 lernt Bertelmann seine Freundin, eine Yoga-Lehrerin, kennen. Zwei Jahre später wird er Vater von Zwillingen. Nachdem er das Klavier in seiner Zeit als Rapper kaum oder nur zum schnellen Komponieren genutzt hat, entdeckt er es nun wieder für sich.
Volker Bertelmann ist offen für alles. Er schreibt Musik für Werbespots, Filme, seine diversen Bandprojekte und schätzt die Begegnungen mit anderen Musikern. Seit drei Jahren präpariert der Klangforscher als "Hauschka" das Klavier und träumt davon, einmal mit Orchester den Soundtrack zu einem richtig großen Kinofilm zu machen. Aber schon jetzt kann der Klavierpräparator mit dem unprätentiösen Inhalt seiner Plastiktüte die Wirkung eines ganzen Orchesters aus seinem Klavier zaubern.
"Ich bin in der Lage, Schlagzeug damit zu spielen, ich kann den Klangkosmos erweitern. Du kannst auch zupfen. Dann hab ich mir solche Pferdehaare besorgt, das sind eigentlich Haare von alten Geigenbögen. Damit kannst du dann zum Beispiel Streichen.
Also ich kann dadurch auch nur Collagen spielen, die mit der herkömmlichen Popmusik nichts zu tun haben, aber genau das ist total reizvoll."
"Das ist auch das, was die Menschen total mögen, natürlich bist du der Musiker, aber du bist eigentlich ständig in Aktion. Also wenn ich mit dem Klavier spiele, steht das Klavier zum Publikum, das heißt, sie können auch sehen, was ich mache."
Volker Bertelmann, der sich als Solo-Pianist "Hauschka" nennt, sitzt in seinem kleinen Studio im Keller eines Düsseldorfer Hinterhofhauses und arbeitet am offenen Klavier. Die Frontleiste ist entfernt, der Blick auf die Hammer und Saiten freigelegt. Vor ihm liegt eine Plastiktüte mit Kronkorken, Filzkeilen, Pergamentpapier, Plastikfolie und Klebeband. Damit präpariert er die Saiten des Klaviers und entlockt ihm neue Töne.
"Dann hab ich Tape, zum Beispiel kann man das auf die Saiten kleben. Die klingen sofort sehr stumpf und perkussiv, das macht zum Beispiel den Klang oft so elektronisch."
Der 40-Jährige kleidet sich jugendlich mit gelbem Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen. Während er in seiner Plastiktüte wühlt, fallen immer wieder die leicht gelockten, dunkelblonden Haare in sein schmales Gesicht.
"Dann hab ich hier noch so Kronkorken, wenn die an einer Schnur hängen fangen die natürlich an, zu vibrieren, was wiederum ein bisschen wirkt wie ein Tamburin. Vibration kannst du ja nicht so steuern, also es gibt viele zufällige Begebenheiten, und das macht unglaublich viel Spaß. Während deinem Konzert entdeckst du Dinge, die du noch nie vorher gemacht hast."
Bei seinen Konzerten improvisiert der Klangforscher. Er setzt sich ans Klavier und lässt sich treiben, versucht seine Gefühle in der Musik auszudrücken. Seine Platten sind Momentaufnahmen, "Zeitdokumente seines Lebens" nennt er sie.
Volker Bertelmann wächst als zweitjüngstes von sechs Kindern in einem kleinen Dorf im Siegerland auf. Sein Vater ist Prokurist, die Mutter Hausfrau. Im Alter von acht Jahren entdeckt er an Heilig Abend in der Kirche das Klavier für sich.
"Und dann gab es einen Klavierspieler, der war Anfang 50, der spielte ein Stück von Mozart. Und ich hörte das und hab zu meiner Mutter gesagt, hab ich sie am Ärmel gezogen, hab gesagt, Mama, bei dem will ich Klavierunterricht haben, der ist super."
Sein Wunsch wird erfüllt, die Musik wird seine große Leidenschaft. Mit 14 gründet er seine erste Rockband. Schon mit 18 schreibt er die Filmmusik für zwei Folgen der ZDF-Serie "Ein Fall für Zwei", singt in diversen Bands und schreibt Lieder. Er macht ein sehr gutes Abitur, zieht dann nach Köln, ist nächtelang unterwegs, um das wilde Leben nachzuholen, das ihm im beschaulichen Siegerland verwehrt geblieben ist.
"Dann hab ich angefangen Medizin zu studieren, hab aufgehört, weil ich Musik gemacht hab, hab angefangen BWL zu studieren, hab aufgehört, hab also alle möglichen Versuche gemacht, ein bürgerliches Leben in irgendeiner Weise zu zementieren, hat hinten und vorne nicht geklappt."
Dabei hat Volker Bertelmann bis dahin alle nötigen Prüfungen locker bestanden. Aber er möchte lieber Musik machen, gründet mit seinem Cousin und besten Freund die Band "God’s Favorite Dog", schreibt Lieder und rappt. Mit 26 bekommen die beiden einen großen Plattenvertrag, treten als Vorband der Fantastischen Vier auf, ihre Videos rotieren auf VIVA. Dann bleibt der Erfolg aus, die Plattenfirma lässt sie fallen, und für den Musiker geht es von ganz oben nach ganz unten.
"Die Band trennte sich, mein bester Freund und Bandkollege ging ins Kloster, meine Freundin trennte sich von mir und das waren diese drei Sachen, die alle in einem Jahr passierten und ich hab mir dann gesagt, egal, ich mach weiter. Und ungefähr nach anderthalb Jahren, dann bin ich zusammengebrochen, da ging gar nichts mehr, ich war einfach ans Bett gefesselt, ich hatte einfach totale Wahrnehmungsstörungen. Also psychisch und körperlich war ich einfach ein Wrack."
In dieser Zeit versorgen ihn seine Eltern im Siegerland. Als es ihm besser geht, zieht Bertelmann nach Düsseldorf, beginnt wieder Musik zu machen und findet nun die Muße und Ruhe, um kontinuierlich zu arbeiten. Mit 29 lernt Bertelmann seine Freundin, eine Yoga-Lehrerin, kennen. Zwei Jahre später wird er Vater von Zwillingen. Nachdem er das Klavier in seiner Zeit als Rapper kaum oder nur zum schnellen Komponieren genutzt hat, entdeckt er es nun wieder für sich.
Volker Bertelmann ist offen für alles. Er schreibt Musik für Werbespots, Filme, seine diversen Bandprojekte und schätzt die Begegnungen mit anderen Musikern. Seit drei Jahren präpariert der Klangforscher als "Hauschka" das Klavier und träumt davon, einmal mit Orchester den Soundtrack zu einem richtig großen Kinofilm zu machen. Aber schon jetzt kann der Klavierpräparator mit dem unprätentiösen Inhalt seiner Plastiktüte die Wirkung eines ganzen Orchesters aus seinem Klavier zaubern.
"Ich bin in der Lage, Schlagzeug damit zu spielen, ich kann den Klangkosmos erweitern. Du kannst auch zupfen. Dann hab ich mir solche Pferdehaare besorgt, das sind eigentlich Haare von alten Geigenbögen. Damit kannst du dann zum Beispiel Streichen.
Also ich kann dadurch auch nur Collagen spielen, die mit der herkömmlichen Popmusik nichts zu tun haben, aber genau das ist total reizvoll."