Aaron Aachen (Archivar), Chainarong F. Toperngpong: "Aus dem Papierkorb der Weltgeschichte - Unglaubliche Briefe, gesammelt von Aaron Aachen (Archivar)"
Verlag Jakoby und Stuart, Berlin 2018
128 Seiten, 24 Euro
Wenn sich Kafka von Freud beraten lässt
Wahrheit oder Fälschung? Im Buch "Aus dem Papierkorb der Weltgeschichte" kann man einen Liebesbrief von Elvis oder eine Bitte um Traumdeutung von Franz Kafka an Freud nachlesen. Mitherausgeber Florian Toperngpong lässt offen, ob das Ganze erfunden ist.
In "Aus dem Papierkorb der Weltgeschichte – Unglaubliche Briefe, gesammelt von Aaron Aachen (Archivar)" finden sich erstaunliche Schriftstücke aus geheimnisvollen Archiven. Dazu gehören ein Brief von Elvis an seine erste Liebe in Deutschland, ein Monatsplan der Kommune 1 aus dem Jahr 1968, ein Bettelbrief von Tim Mälzer an McDonalds und ein Ablehnungsschreiben an Alice Schwarzer, als sie sich um den Titel der "Schönsten Frau Deutschlands" bewarb.
Florian Toperngpong über die erste Begegnung mit seinem Kollegen Aaron Aachen, mit dem er das Buch zusammen herausgegeben hat:
"Herr Aachen ist ein sehr seltsamer alter Mann. Ich habe ihn im Bayerischen Wald getroffen bei einer meiner Pilztouren und wir sind ins Gespräch gekommen. Er hat mich eingeladen auf sein Jagdschloss und hat mir sein Archiv gezeigt. Er hat die Archive der Welt durchforstet und das eine oder andere interessante Schriftstück gefunden. Daraus ist dann dieses Buch entstanden."
Kaffeeflecke und Schreibfehler
Die Dokumente werden als Faksimiles präsentiert und sehen mit alten Stempeln, alten Schrifttypen, alten Briefköpfen, Kaffeeflecken und Verschreibern ziemlich echt aus. War Brecht als junger Autor wirklich Ghostwriter der Liebesromane von Hedwig Courths-Mahler? Und bat Franz Kafka tatsächlich Sigmund Freud um eine Analyse seines Traums, in dem es um Käfer ging, den er später in seiner Erzählung "Die Verwandlung" Gregor Samsa andichtet?
Die Leser werden im Unklaren darüber gelassen, ob es sich um Fälschungen handelt oder nicht. "Ich finde es wichtig, dass die Leute dem Ganzen gegenüber kritisch bleiben", sagt Toperngpong. Das Buch lässt sich auch als Beitrag zur Debatte über Fake-News lesen – oder zum Diskurs über den Schriftsteller Robert Menasse, der Zitate von Walter Hallstein erfunden hat.
Plädoyer für ein Fake-News-Schulfach
Man solle viel öfter kritisch hinterfragen, was man sieht und liest, findet Florian Toperngpong und plädiert sogar für ein entsprechendes Schulfach:
"In Amerika gibt es seit einigen Jahren einen Kurs, der heißt 'Visual literacy'. Da lernen Schüler, Bilder zu lesen und zu beurteilen. Ist das nun echt oder könnte das eine Fälschung sein und in welchem Kontext ist das entstanden. Und das fehlt bei uns komplett in der Ausbildung."
An seinem Buch kann man das testen.
(cosa)
"In Amerika gibt es seit einigen Jahren einen Kurs, der heißt 'Visual literacy'. Da lernen Schüler, Bilder zu lesen und zu beurteilen. Ist das nun echt oder könnte das eine Fälschung sein und in welchem Kontext ist das entstanden. Und das fehlt bei uns komplett in der Ausbildung."
An seinem Buch kann man das testen.
(cosa)