Unicredito und Hypo-Vereinsbank

Von Ernst Rommeney |
Genau genommen übernimmt die erfolgreichste Bank Italiens das nicht minder profitable, größte Geldhaus Österreichs. Und die Münchner Hypo-Vereinsbank, die zweitplazierte unter den Kreditinstituten Deutschland, ist lediglich im Spiel, weil sie Eigentümerin der Wiener Bank Austria ist.
Die Mailänder Unicredito verfügt längst nicht über die Bilanzsumme der bayrischen Hypo. Sie zeigt sich aber ertragsstark und erzielt einen hohen Börsenwert. Die neu gewonnene Münchner Schwester dagegen ist mit Verlusten geschlagen, verdient aber in Osteuropa mit Hilfe ihrer Wiener Tochter gutes Geld.

Unicredito könnte, so die Hoffnung, nun den eigenen Erfolg wiederholen und auch das deutsche Bankgeschäft der Hypo sanieren. Doch darin liegt das Risiko. Die Mailänder könnten, so die Skepsis, sich ebenso übernehmen an den wackligen Altkrediten des Münchner Bankhauses, das einst im großen Stil Immobilien finanzierte.

Im Grunde setzen die drei ihre eigene Geschichte fort. Unicredito, Bank Austria und Hypo-Vereinsbank sind in den Neunziger Jahren aus Fusionen und Übernahmen entstanden. Nun lassen die Mailänder eine große europäische Regionalbank entstehen. Sie wird ihre Stammkunden in Norditalien, Österreich und Bayern haben - also im wirtschaftlich starken Zentrum der Europäischen Union.

Und sie wird zudem engagiert sein auf den neuen Märkten des Ostens - von Polen, über Ungarn bis Kroatien. Und dorthin begleitet sie auch ihre Mittelstandskunden. Unicredito bietet den deutschen Aktionären nicht Geld, sondern eigene Aktien an. So wird sich zeigen, ob die kleinen Anleger dieses europäische Wagnis unterstützen und italienische Papiere ins Depot nehmen.

Die großen werden gewiss nicht abseits stehen. Die Versicherer Münchner Rück wie auch Allianz sind gleichermaßen Geschäftspartner wie Miteigentümer, mithin Paten der neu entstehenden Bank. Auch wenn eine prominente deutsche Bank künftig italienisch geführt wird, verliert der Finanzplatz Deutschland eben nicht. Er vernetzt sich nur, zumindest Mailand, München und Wien kommen einander näher.

Alle drei Institute haben ihre Kompetenz in geographische Nähe zum Firmensitz erworben, sich nicht als weltweiten global player gesehen. Und doch wird der Marktwert der geplanten Unicredito-Gruppe den der Deutschen Bank übertreffen. Vergleichsweise bescheiden eben sich die neuen Partner. Nicht 25 Prozent, sondern 18 Prozent werde als Eigenkapitalrendite angestrebt.

Unicredito besitzt also mit seiner Idee einer europäischen Regionalbank ein Konzept und es wirkt zunächst einmal solide. All die umlaufenden Spekulationen für die Zukunft der Frankfurter Großbanken tun dies nicht. Natürlich ließe sich ein nationaler Champion schaffen, vorstellbar wäre, dass eine amerikanische, französische oder niederländische Bank sich in Deutschland engagiert. Doch jedes der Gerüchte klingt eher so, als ginge es um ein Monopoly-Spiel. Es fehlt die Strategie, die überzeugt.