In unserer Sendung "Studio 9 -Der Tag mit...." begrüßte der Publizist Christian Demand, dass Mitpassagiere Video-Mitschnitte des Vorfalls gemacht haben: "Der Umstand, dass jemand einen Rechtsbruch oder zumindest ein ungerechtes Verhalten anderer dokumentiert, damit öffentlich macht und damit überhaupt die Möglichkeit schafft, eine Beweissicherung zu gestalten und allen Beteiligten ein Verfahren zu ermöglichen, halte ich erst einmal für eine Tugend."
Passagier aus überbuchtem Flugzeug gezerrt

Der Flug der US-Gesellschaft United Airlines zwischen zwei amerikanischen Städten war überbucht. Weil kein Fluggast bereit war, freiwillig einen Tag später zu fliegen, wurde ein Mann gegen seinen Willen aus dem Flugzeug gezerrt. Für das Luftfahrtunternehmen ist es ein Image-Desaster.
Schnell verbreitete sich das schockierende Video, das einer der Passagiere mit seinem Smartphone aufgenommen hatte, über die sozialen Medien. Im Internet wurde es millionenfach geklickt. Schließlich strahlten es die US-Fernsehsender in ihren Hauptnachrichten-Sendungen am Abend aus. Zu sehen sind drei Flughafen-Polizisten, die einen 69-jährigen Passagier mit Gewalt aus seinem Sitz reißen. Der Mann wehrt sich mit lauten Schreien.
Mit blutender Nase wird der am Boden liegende Fluggast von den Polizisten zum vorderen Ausgang gezerrt. Die anderen Passagiere trauen ihren Augen nicht: "Mein Gott! Was machen Sie mit ihm?", empört sich eine Frau.
Was war passiert? Der United Airlines-Flug am Sonntagabend von Chicago nach Louisville in Kentucky war - wie so viele Flüge in den USA - überbucht. Außerdem wollte die Fluggesellschaft kurzfristig vier zusätzliche Crew-Mitglieder mitnehmen, weil diese am nächsten Morgen in Kentucky sein mussten. United Airlines suchte also nach Freiwilligen, die bereit waren, für 400 Dollar und eine kostenlose Hotelübernachtung auf ihren Flug zu verzichten. Doch auch als das Angebot auf 800 Dollar verdoppelt wurde, meldete sich niemand. Alle Passagiere wollten noch am Sonntagabend nach Hause fliegen. Also wählte United Airlines vier Passagiere nach dem Zufallsprinzip aus und forderte sie auf, das Flugzeug zu verlassen. Drei gehorchten, doch der 69-jährige Mann weigerte sich. "Er war überhaupt nicht rebellisch", sagte Augenzeuge John Klaassen dem Sender CNN:
"Als die Stewardess sagte, er müsse das Flugzeug verlassen, sagte er: Ich bin Arzt. Auf mich warten morgen Patienten. Ich muss zurück nach Louisville und bleibe im Flugzeug."
US-Verkehrsministerium kündigt Untersuchung an
Daraufhin wurden die Flughafen-Polizisten gerufen. Einer von ihnen wurde wegen seines rabiaten Vorgehens mittlerweile beurlaubt. Zur Begründung sagte die Flugsicherheitsbehörde von Chicago: "Der Vorfall war nicht im Einklang mit dem standardmäßigen Prozedere" in solchen Fällen. Der Vorstandsvorsitzende von United Airlines, Oscar Munoz, entschuldigte sich über Twitter: Das Verhalten des Polizisten ärgere alle bei United. Er werde sich mit dem betroffenen Passagier in Verbindung setzen.
Doch auch United Airlines habe sich unmöglich verhalten, kritisierte Douglas Kidd vom Verband der Fluggäste. Zwar habe United notfalls das Recht, Passagiere gegen ihren Willen aus überbuchten Fliegern zu entfernen. Unverständlich sei jedoch, warum man zuvor den Passagieren nicht die Höchstsumme von 1350 Dollar angeboten habe:
"Es ist nicht nur ein PR-Desaster, sondern auch ein Beispiel dafür, wie man Passagiere, die schon im Flugzeug sitzen, nicht behandeln sollte."
Als wäre der Image-Schaden nicht schon schlimm genug, hat nun auch das US-Verkehrsministerium eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt.