Universitäten

Befragung offenbart höhere Zufriedenheit der Studenten

Studenten sitzen in einem Hörsaal bei der Erstsemesterbegrüßung der Universität Koblenz-Landau im April 2014 im Hörsaal.
Studenten sitzen in einem Hörsaal bei der Erstsemesterbegrüßung der Universität Koblenz-Landau im April 2014 im Hörsaal. © dpa / picture-alliance / Thomas Frey
Von Bastian Brandau |
Der Sturm der Entrüstung, der mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge aufkam, hat sich gelegt. Die deutschen Studierenden finden in der Mehrzahl "sehr okay", was die Hochschule ihnen bieten.
Jede Generation hat ihren Kanzler, heißt es. Und offensichtlich hat auch jede Generation ihr Hochschulsystem. Bildungsministerin Johanna Wanka:
"Ich glaube, dass die Studierendenbefragung, dass sie uns zeigt, dass wir leistungsfähige Studenten haben, die also auch den Leistungsanforderungen aus ihrer Sicht auch gewachsen sind und dass wir auch ein Hochschulsystem haben, was den Interessen und den Bedürfnissen dieser jungen Leute in nicht geringem Maße gerecht wird."
Diese jungen Leute − um sie ging es in der Umfrage. 5000 von ihnen wurden im Wintersemester 2012/13 befragt. Auftraggeber der Studie ist seit den 1980ern das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ministerin Johanna Wanka nimmt gerne zur Kenntnis,
"dass rund drei Viertel der Studentinnen und Studenten in Deutschland gerne studieren. Es wurde gefragt nach der inhaltlichen Qualität des Lehrangebotes und 2001, das ist so ein Bezugspunkt nach Bologna, 2001 also haben 64 Prozent der Befragten gesagt, sie sehen das also als positiv. Jetzt, wenn es nach der Qualität des Studienangebots geht, sind es fast 80 Prozent, die das sehr okay finden, 78 Prozent."
Von Magister und Diplom spricht heute keiner mehr
Hohe Zustimmungswerte, die in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Zufriedenheit im Ministerium. Es ist Ruhe eingekehrt. Der Sturm der Entrüstung, der mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge aufkam, hat sich gelegt. Von Magister und Diplom spricht heute keiner mehr. Beigetragen dazu haben auch die Studierenden selbst, sagt der Bildungsforscher Tino Bargel. Er ist einer der Autoren der Studie:
"Und das scheint zu sein, dass offenbar die Diskussionen um die Umsetzung der Bologna-Vorgaben mit allen Auseinandersetzungen, wohl auch den studentischen Protesten vor einigen Jahren, ich sage, belebend gewirkt haben, also Korrekturen veranlasst haben und auch neue Wege angeregt haben und manche Konventionen aufgebrochen haben."
Das hat zu Studiengängen wie "Europäische Medienwissenschaften" geführt. Thao Tran ist dafür in Potsdam eingeschrieben:
"Ich hab das Gefühl, dass wir zwar diese Strukturen haben, aber sie sehr locker aufgebaut sind und dass man nicht tausend Rechtsdinger zu verfolgen hat. Sondern weiß: Okay, das muss ich zwar machen und ich muss auch so und so viele Hausarbeiten abgeben, aber wann und wie, das ist mir vollkommen überlassen."
Möglichkeit zur Selbstplanung kombiniert mit viel Praxisbezug: Thao ist zufrieden mit ihrem Studium. Auch weil ein Praktikum fester Teil des Studiums ist − das wünschen sich laut Studie mehr Studierende. Denn wer ein mehrmonatiges Praktikum in einen Bachelor hereinquetschen will, studiert schnell länger als sechs Semester. Auch der Berliner VWL-Student Christoph Schult wünscht sich gelegentlich mehr Praktikumsplätze, die direkt von der Uni organisiert werden:
"Klingt ganz gut, nimmt aber den Effekt heraus, dass man sich selbst organisieren muss und das ist ja auch ein Ziel vom Studium und wenn man jemandem immer alles bereitlegt, dann ist es später trotzdem schwierig, weil man dann ja auf sich selbst gestellt ist."
Viele wollen dem Allgemeinwohl dienen
Wenn die Zufriedenheit mit dem Studium in den vergangenen Jahren zugenommen hat, ist eines stets gesunken: Das Interesse für Politik. Gefragt nach der Bedeutung von Politik und öffentlichem Leben, halten 24 Prozent diese Bereiche für wichtig. Rund ein Drittel finden sie sogar ganz unwichtig. Gleichzeitig wollen viele Studierende aber etwas zur Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse beitragen. Bildungsforscher Tino Bargel:
"Und für diese Studentengeneration ist das nicht widersprüchlich. Da müssen wir sogar lernen von dieser neuen Generation, dass sie in der Lage ist, mehr als wir, idealistisch-utilitaristische Ziele nicht mehr als Gegensatz zu sehen − also der eigene Egoismus und das eigene Vorankommen oder auch das Kümmern um andere, auch anderen helfen wollen, auch dem Allgemeinwohl dienen, nicht mehr als Widerspruch sehen."
Also unpolitische Generation will auch Thao Tran sich und ihre Kommilitonen nicht sehen:
"Die Studierenden die ich kenne, haben 'ne Meinung zu allem, eher als dass ich's andersrum wahrnehme. Ist 'ne andere Frage des tatsächlichen Engagements, ob du dich irgendwo einbringst, aber ich glaube 'ne Meinung hast du als Studierender ganz klar."
Die Meinung zu Auslandsaufenthalten zeigt auch eine Tendenz – und zwar eine überraschende. Besonders heiß scheinen deutsche Studierende nicht mehr darauf zu sein, die weite Welt zu entdecken. Immer weniger halten Auslandsaufenthalte für wichtig für Beruf und persönliche Entwicklung. Dabei sollte durch die Bologna-Reform ja auch ein Studienaufenthalt im Ausland vereinfacht werden. Der Anteil derer, die ins Ausland gehen, stagniert aber seit 2007.
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