Universum JSB (29)
Als Friedrich II. ein musikalisches Thema vorgibt, vertieft sich Johann Sebastian Bach in die Improvisation und kreiert später daraus sein "Musikalisches Opfer". © imago images/Leemage
„Musikalisches Opfer“. Bach auf politischem Glatteis
30:07 Minuten
Der sächsische Hofkapellmeister Johann Sebastian Bach trifft 1747 auf Friedrich den Großen. Danach widmet er ihm den Zyklus "Musikalisches Opfer". Und das, nachdem die Preußen die sächsisch-österreichische Allianz geschlagen hatten. Ein innenpolitischer Affront!
Beschwerlich muss die Reise per Kutsche für den gealterten Johann Sebastian Bach im Mai 1747 gewesen sein. Am Ziel, am preußischen Hof, fällt der sächsische Hofkapellmeister vor Friedrich dem Großen buchstäblich auf die Knie. Am Hof variiert er ein Thema, das ihm der König persönlich vorgegeben haben soll.
Auf das Schaulaufen in Potsdam folgt die Widmung des „Musikalischen Opfers“ an den Preußenkönig, in dem er seine Improvisationen über das Thema schriftlich fixiert hatte. Das Widmungsschreiben überschlägt sich: „unterthänigst“ und voller lauthals verkündeter Verehrung für Friedrichs „Größe und Stärke in allen Kriegs- und Friedens-Wissenschaften“.
Musikalische Provokation
Vor dem Hintergrund, dass kurz zuvor preußische Armeen in der Schlacht bei Kesselsdorf die sächsisch-österreichische Allianz vernichtend geschlagen hatten, war Bachs „musikalischer Kniefall“ ein veritabler innenpolitischer Affront.
Am Hof in Dresden wird man über diese Anbiederung des noch immer „Königlich Polnischen und Kurfürstlichen Hof-Compositeur Bach“ beim Todfeind Friedrich jedenfalls alles andere als amused gewesen sein. Das Echo folgte auf dem Fuß. Es stellte den mehr und mehr frustrierten Leipziger Thomaskantor auf eine harte Probe.
Folgen für den undiplomatischen Thomaskantor
Die Hintergründe und Folgen von Bachs legendärer Berlinreise und all die Rätsel und Legenden um das „Musikalische Opfer“ thematisiert Bachforscher Michael Maul in dieser Folge seiner Hör-Biografie.