Universum JSB (9) - Johann Sebastian Bach im Weimarer Gefängnis

1717 - ein verflixtes Jahr

28:55 Minuten
Das vergitterte Fenster eines Gefängnisses.
Johann Sebastian Bach bestellt sich Notenpapier in seine Weimarer Gefängniszelle. © mago images / imagebroker
Von Michael Maul · 21.11.2017
1717 war für Bach ein besonderes Jahr, voller Höhen und Tiefen. So muss er zum Beispiel ganze vier Wochen hinter Gittern warten, bis der Weimarer Herzog seine "halsstarrigen Bezeugungen" verdaut hat. Unehrenhafte Entlassung folgt samt Wegbelobigung nach Köthen.
Während des allgemeinen Freudentaumels über die 200. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag sitzt der Weimarer Hoforganist und Konzertmeister Johann Sebastian Bach im Gefängnis – wegen "halsstarriger Bezeugung", wie es in den Akten heißt. Offensichtlich hatte er, der frisch berufene Köthener Kapellmeister, sich im Ton vergriffen, als er beim Weimarer Herzog Wilhelm Ernst um seine Entlassung gebeten hatte. Und deshalb setzt ihn der Herzog für vier Wochen unter Arrest und entlässt ihn danach in Ungnade.

Ein Unglück kommt selten allein

Doch das war nur das dramatische Ende eines ohnehin verflixten Jahres für Bach. Einige Wochen zuvor hatte er in Dresden eine weitere herbe Enttäuschung erlebt – in einem der berühmtesten Wettstreite der Musikgeschichte, über dessen Ausgang es sehr widersprüchliche Angaben gibt.
Das Jahr 1717 war für Bach also eine "Scharnierstelle" in seiner Biographie. Wie Bach damals mit seiner "Wut über die verlorenen Taler" umging, weshalb er von Weimar nach Köthen weggelobt wurde, und warum der erste Teil des "Wohltemperierten Claviers" durchaus Bachs "Knastmusik" gewesen sein könnte, erklärt Michael Maul vom Leipziger Bach-Archiv in diesem Teil seiner Sendereihe "Universum JSB".
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