Univorlesungen online
Immer mehr Vorlesungen werden abgefilmt und ins Netz gestellt. Weltweit führend in diesem Bereich ist das Hasso Plattner Institut in Potsdam. Das hat für seine 450 Studenten ein System entwickelt, das mit wenig Aufwand Vorträge der Dozenten digitalisieren kann. Diese Videos landen dann auf weltweiten Lernplattformen und darüber auf den entsprechenden Abspielgeräten der Studenten.
Professor Christoph Meinel blickt in den Hörsaal. Die meisten Sitze sind leer. Seine Vorlesung ist die erste an diesem Tag. Außerdem scheint draußen die Sonne. Vielleicht haben sich deswegen einige Studenten entschieden, heute nicht zum Hasso Plattner Institut nach Potsdam zu fahren. Verpassen tun sie dadurch nichts. Denn die Vorlesung von Professor Meinel wird aufgezeichnet.
Am Ende des Hörsaals – hinter den aufsteigenden Stuhlreihen – steht eine Kamera, die auf Dozent Meinel gerichtet ist. Sie schickt ihr Videosignal über ein kurzes Kabel in den danebenstehenden Koffer. Hier erscheint das Kamerabild auf einem kleinen Monitor, der im Deckel des Koffers angebracht ist. Alles genau im Auge behält der Medientechniker Thomas Hetzer:
"Ich steh hier oben und hab meine beiden Systeme immer in Kontrolle, dass kein Signal wegbricht. Ansonsten muss man natürlich sehen, dass man einen ansprechenden Bildausschnitt hat, und dass man jeweils dem Vorlesenden hinterherfährt, gewissermaßen."
Viel Hinterherfahren mit der Kamera muss Medientechniker Thomas heute nicht. Professor Meinel bewegt sich kaum. So kann sich Thomas voll auf die Annotationen konzentrieren. Das sind Zeitmarken, die er dem Video hinzufügt. Dadurch erstellt er quasi ein Inhaltsverzeichnis der Vorlesung.
"Hinterher ist es dann so, wenn man sich die Vorlesung ansieht, kann man innerhalb dieser Vorlesung direkt an die wichtigen Punkte springen. Zum Beispiel zum Beginn eines neuen Themas."
"Tele-Task" heißt das System, das am Hasso Plattner Institut in Potsdam entwickelt wurde. Dadurch sollen Vorträge einfach und ortsunabhängig aufgezeichnet werden, um sie später im Internet zur Verfügung zu stellen.
Es besteht aus einer Kamera, um den Dozenten aufzunehmen, einem Ansteckmikrofon für den Ton und einem Rechner, in dem alle Signale zusammenlaufen. Nach knapp zehn Jahren Forschungsarbeit ist das System inzwischen so einfach, dass jeder Dozent es auch allein bedienen könnte. Das gesamte Equipment passt nun in einen handlichen Koffer, erklärt Mitentwickler Andreas Groß:
"Er ist sehr klein, auch nicht besonders schwer, zwölf Kilo. Und mit diesen zwölf Kilo kann man all das tun, was 'Tele-Task' ausmacht. Man kann den Vortragenden in Bild und Ton aufnehmen und vor allem man kann synchron seinen Vortrag, seine Präsentation von seinem Rechner aufnehmen. Das ist der große Clou an der ganzen Geschichte. Ich mach das Ganze mal auf."
Im Inneren des Koffers befinden sich der Rechner, die herausnehmbare Kamera und das Mikrofon. Außerhalb, an der Kofferrückseite sind die Anschlüsse angebracht – für den Ton und die beiden Videosignale. Es sind zwei Videosignale, weil bei "Tele-Task" nicht nur der Vortragende einfach abgefilmt wird, sondern auch der komplette Desktop vom Vortragslaptop aufgezeichnet wird. Das heißt jede Mausbewegung, jede aufgerufene Power-Point-Folie wird mitgeschnitten.
Beide Filme – sowohl Vortragender als auch Desktop - werden dann sofort von 'Tele-Task' zu einem Bild verschmolzen. Dadurch können die Studenten die Vorlesung exakt nachvollziehen. Egal ob per Livestream oder später als Podcast. Ein Service, den viele gern nutzen. Allein im letzten Jahr gab es auf der Internetseite Tele-Task.de über 1,2 Millionen Downloads.
Umfrage unter Studenten:
"Runtergeladen hab ich vor der letzten Prüfungsvorbereitung. Also da hab ich mir wirklich von einer Vorlesung die ganzen Ausschnitte runtergeladen und dann immer im Zug geguckt. Also ich komm aus Berlin und fahre da jeden Tag eine Stunde. Und da macht sich das natürlich super, sich auch im Zug noch direkt vorzubereiten."
"So direkt zur Vorlesung zu gehen ist schon lukrativer, weil man da direkt auch Fragen stellen kann. Das ist bei 'Tele-Task' schon schwieriger. Ansonsten ist es eine gute Alternative, wenn man keine Zeit hat, die Vorlesung zu besuchen."
"Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich setze mich lieber zu Hause hin und halte halt die Vorlesung an und hör zu, was der Dozent sagt, guck bei Wikipedia, mach mir Notizen. Find ich viel effektiver, als in der Vorlesung zu sitzen."
Egal, ob die Studenten in der Vorlesung oder am Bildschirm lernen – ihre Leistungen unterscheiden sich später nicht, so die Erfahrung des Hasso Plattner Instituts.
Das gesamte System kostet 12.000 Euro und ist damit wesentlich günstiger als ein kompletter Multimedia-Hörsaal. Auch ein Grund, warum andere Hochschulen weltweit auf das einfach deutsche Tele-Teaching-System aufmerksam geworden sind. Inzwischen läuft es sogar in den amerikanischen Elite-Unis Stanford und Princton.
Die Zukunft von "Tele Task" soll sich aber nicht nur auf Hörsäle beschränken. Schon jetzt gibt es Anwendungen zum Beispiel in der Medizin. Beim Herzzentrum in Lahr wird das System direkt im OP eingesetzt, um Herzoperationen mitzuschneiden. Denkbar wäre auch der Einsatz bei Museums-führungen oder als Instrument im Schulunterricht, für die Nachhilfe.
Das größte Potenzial sieht Professor Christoph Meinel – gleichzeitig auch Direktor des Hasso Plattner Instituts – aber in der Erwachsenenbildung:
"Es wird ja nicht umsonst von diesem lebenslangen Lernen gesprochen. Wenn ich da im Beruf stehe und da nicht ohne Weiteres jeden Mittwoch zur Vorlesung kommen kann, ist das dann ein Problem, was ich dann am Abend oder am Wochenende lösen muss. Dann werden diese Formen eine weitaus größere Rolle spielen als heute."
Am Ende des Hörsaals – hinter den aufsteigenden Stuhlreihen – steht eine Kamera, die auf Dozent Meinel gerichtet ist. Sie schickt ihr Videosignal über ein kurzes Kabel in den danebenstehenden Koffer. Hier erscheint das Kamerabild auf einem kleinen Monitor, der im Deckel des Koffers angebracht ist. Alles genau im Auge behält der Medientechniker Thomas Hetzer:
"Ich steh hier oben und hab meine beiden Systeme immer in Kontrolle, dass kein Signal wegbricht. Ansonsten muss man natürlich sehen, dass man einen ansprechenden Bildausschnitt hat, und dass man jeweils dem Vorlesenden hinterherfährt, gewissermaßen."
Viel Hinterherfahren mit der Kamera muss Medientechniker Thomas heute nicht. Professor Meinel bewegt sich kaum. So kann sich Thomas voll auf die Annotationen konzentrieren. Das sind Zeitmarken, die er dem Video hinzufügt. Dadurch erstellt er quasi ein Inhaltsverzeichnis der Vorlesung.
"Hinterher ist es dann so, wenn man sich die Vorlesung ansieht, kann man innerhalb dieser Vorlesung direkt an die wichtigen Punkte springen. Zum Beispiel zum Beginn eines neuen Themas."
"Tele-Task" heißt das System, das am Hasso Plattner Institut in Potsdam entwickelt wurde. Dadurch sollen Vorträge einfach und ortsunabhängig aufgezeichnet werden, um sie später im Internet zur Verfügung zu stellen.
Es besteht aus einer Kamera, um den Dozenten aufzunehmen, einem Ansteckmikrofon für den Ton und einem Rechner, in dem alle Signale zusammenlaufen. Nach knapp zehn Jahren Forschungsarbeit ist das System inzwischen so einfach, dass jeder Dozent es auch allein bedienen könnte. Das gesamte Equipment passt nun in einen handlichen Koffer, erklärt Mitentwickler Andreas Groß:
"Er ist sehr klein, auch nicht besonders schwer, zwölf Kilo. Und mit diesen zwölf Kilo kann man all das tun, was 'Tele-Task' ausmacht. Man kann den Vortragenden in Bild und Ton aufnehmen und vor allem man kann synchron seinen Vortrag, seine Präsentation von seinem Rechner aufnehmen. Das ist der große Clou an der ganzen Geschichte. Ich mach das Ganze mal auf."
Im Inneren des Koffers befinden sich der Rechner, die herausnehmbare Kamera und das Mikrofon. Außerhalb, an der Kofferrückseite sind die Anschlüsse angebracht – für den Ton und die beiden Videosignale. Es sind zwei Videosignale, weil bei "Tele-Task" nicht nur der Vortragende einfach abgefilmt wird, sondern auch der komplette Desktop vom Vortragslaptop aufgezeichnet wird. Das heißt jede Mausbewegung, jede aufgerufene Power-Point-Folie wird mitgeschnitten.
Beide Filme – sowohl Vortragender als auch Desktop - werden dann sofort von 'Tele-Task' zu einem Bild verschmolzen. Dadurch können die Studenten die Vorlesung exakt nachvollziehen. Egal ob per Livestream oder später als Podcast. Ein Service, den viele gern nutzen. Allein im letzten Jahr gab es auf der Internetseite Tele-Task.de über 1,2 Millionen Downloads.
Umfrage unter Studenten:
"Runtergeladen hab ich vor der letzten Prüfungsvorbereitung. Also da hab ich mir wirklich von einer Vorlesung die ganzen Ausschnitte runtergeladen und dann immer im Zug geguckt. Also ich komm aus Berlin und fahre da jeden Tag eine Stunde. Und da macht sich das natürlich super, sich auch im Zug noch direkt vorzubereiten."
"So direkt zur Vorlesung zu gehen ist schon lukrativer, weil man da direkt auch Fragen stellen kann. Das ist bei 'Tele-Task' schon schwieriger. Ansonsten ist es eine gute Alternative, wenn man keine Zeit hat, die Vorlesung zu besuchen."
"Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich setze mich lieber zu Hause hin und halte halt die Vorlesung an und hör zu, was der Dozent sagt, guck bei Wikipedia, mach mir Notizen. Find ich viel effektiver, als in der Vorlesung zu sitzen."
Egal, ob die Studenten in der Vorlesung oder am Bildschirm lernen – ihre Leistungen unterscheiden sich später nicht, so die Erfahrung des Hasso Plattner Instituts.
Das gesamte System kostet 12.000 Euro und ist damit wesentlich günstiger als ein kompletter Multimedia-Hörsaal. Auch ein Grund, warum andere Hochschulen weltweit auf das einfach deutsche Tele-Teaching-System aufmerksam geworden sind. Inzwischen läuft es sogar in den amerikanischen Elite-Unis Stanford und Princton.
Die Zukunft von "Tele Task" soll sich aber nicht nur auf Hörsäle beschränken. Schon jetzt gibt es Anwendungen zum Beispiel in der Medizin. Beim Herzzentrum in Lahr wird das System direkt im OP eingesetzt, um Herzoperationen mitzuschneiden. Denkbar wäre auch der Einsatz bei Museums-führungen oder als Instrument im Schulunterricht, für die Nachhilfe.
Das größte Potenzial sieht Professor Christoph Meinel – gleichzeitig auch Direktor des Hasso Plattner Instituts – aber in der Erwachsenenbildung:
"Es wird ja nicht umsonst von diesem lebenslangen Lernen gesprochen. Wenn ich da im Beruf stehe und da nicht ohne Weiteres jeden Mittwoch zur Vorlesung kommen kann, ist das dann ein Problem, was ich dann am Abend oder am Wochenende lösen muss. Dann werden diese Formen eine weitaus größere Rolle spielen als heute."