Widersprüche bei ökologischen Zielen
Extreme Armut und Hunger beenden, Ungleichheit bekämpfen, Klimawandel stoppen: Das sind drei der insgesamt 17 Ziele im neuen UN-Aktionsplan "Agenda 2030". Der Wissenschaftler und Ko-Präsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, begrüßt den Plan zwar, bemängelt aber zugleich Widersprüche.
Der Umweltforscher und Ko-Präsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, hat Widersprüche innerhalb der neuen UNO-Nachhaltigkeitsziele beim Thema Umwelt- und Klimaschutz kritisiert. "Beim Thema Klima steht in den Nachhaltigkeitszielen, das werde sowieso an anderer Stelle verhandelt, und bei den Ozeanen geht es im Wesentlichen um Ozeannutzung, und nicht um Schutz", sagte der Physiker und Biologe am Samstag im Deutschlandradio Kultur zu den gestern in New York von der UNO-Vollversammlung verabschiedeten umfassenden Agenda für nachhaltige Entwicklung.
Auch stehe der proklamierte Schutz der Biodiversität im Widerspruch zur geplanten Ausweitung der Landwirtschaft, die zur Produktion von mehr Nahrung dienen soll. Die Biodiversität werde sich dadurch eher verschlechtern. "Es gibt im Grunde sechs Widersprüche innerhalb der 17 Ziele", kritisierte der Ko-Präsident des Club of Rome und Gründer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie an dem Aktionsplan "Agenda 2030". Dieser umfasst 17 Entwicklungsziele und 169 Unterziele, die bis zum Jahr 2030 Armut und soziale Ungleichheit beseitigen, die Umwelt schützen und die Menschenrechtslage stärken sollen.
Ökologische Ziele nicht gewollt
Von Weizsäcker begrüßte, dass die UNO neue Entwicklungsziele setzt, da in den bisherigen Milleniumszielen der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000 die Themen Klimaschutz, Schutz der Ozeane und der Biodiversität gefehlt hätten. Auch sei es verfehlt, von einem generellen Scheitern der Milleniumsziele zu sprechen, weil diese bisher nicht in allen Teilen erreicht wurden. "Man kann nicht in 15 Jahren etwas bewerkstelligen (...), was man in Tausend Jahren nicht erreicht hat." Insgesamt habe sich Armut deutlich vermindert, auch der Zugang zu Wasser beispielsweise habe sich deutlich verbessert.
Zwar würden die drei ökologischen Ziele der nun verabschiedeten "Agenda 2030" eigentlich von der Mehrheit der Entwicklungsländer nicht gewollt", bedauerte von Weizsäcker. Dennoch sei es besser, die Staatengemeinschaft einige sich überhaupt auf gemeinsame Ziele, "als sie lassen das Ganze schludern", betonte der Diplom-Physiker und promovierte Biologe, der ab 1998 auch sieben Jahre als SPD-Abgeordneter für Stuttgart im Bundestag saß.