Aufstand der jungen Leute
Die Lage im Iran ist unübersichtlich. Die Demonstrationen gehen weiter, die Regierung macht das Ausland für die Unruhen verantwortlich. Der Germanistik-Dozent Raed Faridzadeh sieht vor allem junge Menschen auf den Straßen, die um ihre wirtschaftliche Zukunft kämpfen.
Im Iran hören die Demonstrationen nicht auf. Auch eine Woche nach Beginn der Proteste gegen die politische Führung gehen Menschen auf die Straße und zeigen ihren Unmut. In sozialen Medien kursieren Videos von Kundgebungen, die in der vergangenen Nacht gefilmt worden sein sollen.
Soziale Plattformen im Netz werden blockiert
Das Ausmaß der Proteste bleibt allerdings unklar, die Nachrichtenlage unsicher. Denn die staatlichen Medien berichten nicht über die Demonstrationen. Das Regime verlangsamt das Internet oder blockiert soziale Plattformen, auf denen sich die Demonstranten austauschen.
Auch die Frage, wogegen sich die Demonstrationen genau richten, ist noch nicht endgültig beantwortet. Raed Faridzadeh, Dozent für Germanistik an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Shahid Beheshti Universität in Teheran, sieht in den Demonstrationen vor allem ein Aufbegehren junger Menschen, die aus wenig begüterten Schichten kommen und um ihre Zukunft kämpfen.
Vor zehn Jahren rebellierte die Mittelschicht
Im Deutschlandfunk Kultur sagte Faridzadeh, die meisten der Demonstranten seien jung - zwischen 15 und 25 Jahre alt. Es sei anders als von zehn Jahren, als die Mittelschicht rebelliert habe, erklärte Faridzadeh - das sähen auch die meisten Professoren an der Universität so.
Es seien die wirtschaftlichen Probleme im Land, die die armen Leute dazu gebracht hätten, auf die Straße zu gehen. Inzwischen gebe es aber tatsächlich auch eine "breite Palette von Parolen" auf den Demonstrationen, meinte der Dozent.
Ebadi: Bezahlt die Wasser- und Stromrechnungen nicht!
Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, die im Exil lebt, hat die Menschen in ihrem Heimatland inzwischen zur Fortsetzung der Proteste aufgerufen. Sie machte zudem den Vorschlag, Wasser- und Stromrechnungen nicht mehr zu bezahlen und Geld von den Banken abzuziehen.
Bei den Protesten hat es inzwischen etliche Tote gegeben, Hunderte wurden verletzt oder verhaftet. UN-Generalsekretär António Guterres hat ein Ende der Gewalt verlangt. Er forderte ausdrücklich auch die Demonstranten auf, sich bei ihren Protesten friedlich zu verhalten. Die Regierung brachte indes Zehntausende Menschen auf die Straße, die am Mittwoch für das Regime demonstrierten. (ahe)