Unsauber, rustikal und mit einer Vorliebe für Moll-Akkorde
Oberammergau ist vor allem bekannt für seine Passionsspiele. Nun schickt sich die Band Kofelgschroa an, ebenfalls eine Art Markenzeichen für die Gemeinde in Oberbayern zu werden. Ihre Musik beschreibt die "Süddeutsche" als "Alpentechno".
Vier Freunde aus Oberammergau machen Musik, auf Akkordeon, Helikontuba, Tenorhorn, Trompete, Gitarre. Klingt wie … Ja, wie eigentlich? - Wie Volksmusik? Pop oder "Alpentechno", wie die Süddeutsche Zeitung nach Worten suchend schrieb?
Maxi Pongratz: "Um uns sind Alpen drum 'rum in Oberammergau, aber Techno ist es keiner. Volks, na, Musik halt, eine handgemachte."
Maxi Pongratz, Mitte 20, groß und schlank, auf dem Kopf eine Ballonmütze, ist Sänger und Akkordeonspieler von Kofelgschroa. Die meisten der Stücke und Texte stammen von ihm. Im Gespräch lässt er sich Zeit, überlegt. Man merkt, er misstraut den Wörtern und den Schubladen, in die man Kofelgschroa stecken will.
"Eigentlich ist es pure Volksmusik, die Musik ist jetzt nicht groß gebildet, von dem her spricht alles für Volksmusik, aber weil halt der Begriff Volksmusik für die traditionelle Volksmusik vergeben ist schon, ist es halt keine Volksmusik."
Anfangs klang das, was die vier Freunde machten, noch mehr nach jener traditionellen Volksmusik, aber auch schon damals klang ihr Sound anders, unsauber, rustikal. Mit einer Vorliebe für Moll-Akkorde.
"Fehlerfrei spielen, das tut bei uns keiner, wir tun uns zwar nicht absichtlich verspielen, aber wir können es halt nicht besser. Aber lassen es uns trotzdem nicht nehmen, dass wir spielen."
Damals nannten sie sich auch noch Kofelmusik, und nicht Gschroa - Geschrei. Maxi Pongratz machte da gerade eine Lehre als Gärtner. Sie spielten auf Geburtstagsfeiern, Feuerwehrfesten, Hochzeiten und Heimatabenden - und auf den Berghütten rund um Oberammergau.
"Und ich hab halt mal meinem Chef erzählt, meinem Meister, was ich so mache, und dann hat er gesagt: 'Es werd scho so a Gschroa gwesen sei.' Das hat er nicht bösartig gemeint, das hat er schon mit Humor gesagt, und da wir eh überlegt haben, welchen Namen wir nehmen, weil das Kofelmusik irgendwie zu langweilig war, hat uns halt nicht mehr ganz entsprochen, haben wir einfach Kofelgschroa gesagt.Das war sehr frech, eigentlich, weil das keiner in den Mund nehmen wollte von den Leuten, die uns engagiert haben, weil das ein schiecher Name ist…"
…der auch den Eltern zuerst nicht gefällt, sein Vater war lange Vorstand des Trachtenvereins. Und da wundern sich dann manche im Ort, wenn der Sohn vom Vorstand gschlampert angezogen ist, keine saubere Tracht trägt und auch musikalisch von der Norm abweicht: Kofelgschroa sind nicht nur volksfest- sondern auch clubtauglich.
"Unsere Stücke kann man oft sehr lange spielen, weil sie oft so Endlosschlaufen sind, das gefällt uns, diese Art Trance, dieses andauernd Dahinblubbernde."
Und dann ist 2010 auf einmal Schluss mit dem Dahinblubbern. Schuld sind die Passionsspiele, bei denen jeder im Ort eingespannt ist, mithilft, Rollen übernimmt, auch Maxi Pongratz und seine Freunde. Ein Dorf im Ausnahmezustand. Fürs gemeinsame Musizieren ist da keine Zeit mehr.
"Das ist halt die Sache von Oberammergau, von der man redet, die einem wichtig ist. Was das bringt? Freude, dabei zu sein, einer von den vielen."
Nach den Passionsspielen lösen sich Kofelgschroa auf, irgendwie ist die Luft raus, sie geben ein Abschiedskonzert und gehen auf Reisen. Maxi Pongratz bereist den Balkan, landet über Griechenland und Israel in Berlin, wo er drei Monate bleibt.
"Das hat's gebraucht, dass was neues entstehen kann. Also diese Leere hat mich nachher kreativ gemacht."
Michael von Mücke, der Trompeter, holt ihn wieder zurück nach Oberammergau. Allen hat das gemeinsame Musikmachen gefehlt. Und sie schaffen es dann endlich auch, im x-ten Anlauf, ihre Stücke im Studio aufzunehmen. Die Kritiker überschlagen sich fast vor Lob, auch wenn oder vielleicht gerade weil die Musik von Kofelgschroa in keine Schublade passt. Eigenwillig, ungeschliffen, mit poetisch versponnenen Texten - und Melodien, die im Kopf bleiben.
Maxi Pongratz ist inzwischen wieder unterwegs, er pendelt zwischen Oberammergau und Altötting. Dort lernt er auf der Berufsfachschule für Musik klassisches Akkordeon, Bach-Etüden beispielsweise. Und vor allem nach Noten spielen, nicht, wie bisher, nur nach Gefühl.
"Es war halt immer so gewesen, dass ich das spiel', was mir taugt, und auf einmal spielt man was, was dir nicht taugt, aber du sollst es trotzdem spielen, und du musst es so spielen, wie es da steht. Und da tu ich mir immer noch hart. Weil eigentlich für mich Musik immer pure Freiheit war und auf einmal gibt's da Vorschriften. Ja, aber ich hab's mir selber aufgetan. Natürlich gibt's da was zum wissen, da gibt's was. Da gibt's Satztechniken, wo ich zwar noch nicht annähernd durchblicke, aber irgendwas bringt doch ois - oder?"
Irgendwas bringt doch ois - alles hat irgendwie einen Sinn.
Maxi Pongratz: "Um uns sind Alpen drum 'rum in Oberammergau, aber Techno ist es keiner. Volks, na, Musik halt, eine handgemachte."
Maxi Pongratz, Mitte 20, groß und schlank, auf dem Kopf eine Ballonmütze, ist Sänger und Akkordeonspieler von Kofelgschroa. Die meisten der Stücke und Texte stammen von ihm. Im Gespräch lässt er sich Zeit, überlegt. Man merkt, er misstraut den Wörtern und den Schubladen, in die man Kofelgschroa stecken will.
"Eigentlich ist es pure Volksmusik, die Musik ist jetzt nicht groß gebildet, von dem her spricht alles für Volksmusik, aber weil halt der Begriff Volksmusik für die traditionelle Volksmusik vergeben ist schon, ist es halt keine Volksmusik."
Anfangs klang das, was die vier Freunde machten, noch mehr nach jener traditionellen Volksmusik, aber auch schon damals klang ihr Sound anders, unsauber, rustikal. Mit einer Vorliebe für Moll-Akkorde.
"Fehlerfrei spielen, das tut bei uns keiner, wir tun uns zwar nicht absichtlich verspielen, aber wir können es halt nicht besser. Aber lassen es uns trotzdem nicht nehmen, dass wir spielen."
Damals nannten sie sich auch noch Kofelmusik, und nicht Gschroa - Geschrei. Maxi Pongratz machte da gerade eine Lehre als Gärtner. Sie spielten auf Geburtstagsfeiern, Feuerwehrfesten, Hochzeiten und Heimatabenden - und auf den Berghütten rund um Oberammergau.
"Und ich hab halt mal meinem Chef erzählt, meinem Meister, was ich so mache, und dann hat er gesagt: 'Es werd scho so a Gschroa gwesen sei.' Das hat er nicht bösartig gemeint, das hat er schon mit Humor gesagt, und da wir eh überlegt haben, welchen Namen wir nehmen, weil das Kofelmusik irgendwie zu langweilig war, hat uns halt nicht mehr ganz entsprochen, haben wir einfach Kofelgschroa gesagt.Das war sehr frech, eigentlich, weil das keiner in den Mund nehmen wollte von den Leuten, die uns engagiert haben, weil das ein schiecher Name ist…"
…der auch den Eltern zuerst nicht gefällt, sein Vater war lange Vorstand des Trachtenvereins. Und da wundern sich dann manche im Ort, wenn der Sohn vom Vorstand gschlampert angezogen ist, keine saubere Tracht trägt und auch musikalisch von der Norm abweicht: Kofelgschroa sind nicht nur volksfest- sondern auch clubtauglich.
"Unsere Stücke kann man oft sehr lange spielen, weil sie oft so Endlosschlaufen sind, das gefällt uns, diese Art Trance, dieses andauernd Dahinblubbernde."
Und dann ist 2010 auf einmal Schluss mit dem Dahinblubbern. Schuld sind die Passionsspiele, bei denen jeder im Ort eingespannt ist, mithilft, Rollen übernimmt, auch Maxi Pongratz und seine Freunde. Ein Dorf im Ausnahmezustand. Fürs gemeinsame Musizieren ist da keine Zeit mehr.
"Das ist halt die Sache von Oberammergau, von der man redet, die einem wichtig ist. Was das bringt? Freude, dabei zu sein, einer von den vielen."
Nach den Passionsspielen lösen sich Kofelgschroa auf, irgendwie ist die Luft raus, sie geben ein Abschiedskonzert und gehen auf Reisen. Maxi Pongratz bereist den Balkan, landet über Griechenland und Israel in Berlin, wo er drei Monate bleibt.
"Das hat's gebraucht, dass was neues entstehen kann. Also diese Leere hat mich nachher kreativ gemacht."
Michael von Mücke, der Trompeter, holt ihn wieder zurück nach Oberammergau. Allen hat das gemeinsame Musikmachen gefehlt. Und sie schaffen es dann endlich auch, im x-ten Anlauf, ihre Stücke im Studio aufzunehmen. Die Kritiker überschlagen sich fast vor Lob, auch wenn oder vielleicht gerade weil die Musik von Kofelgschroa in keine Schublade passt. Eigenwillig, ungeschliffen, mit poetisch versponnenen Texten - und Melodien, die im Kopf bleiben.
Maxi Pongratz ist inzwischen wieder unterwegs, er pendelt zwischen Oberammergau und Altötting. Dort lernt er auf der Berufsfachschule für Musik klassisches Akkordeon, Bach-Etüden beispielsweise. Und vor allem nach Noten spielen, nicht, wie bisher, nur nach Gefühl.
"Es war halt immer so gewesen, dass ich das spiel', was mir taugt, und auf einmal spielt man was, was dir nicht taugt, aber du sollst es trotzdem spielen, und du musst es so spielen, wie es da steht. Und da tu ich mir immer noch hart. Weil eigentlich für mich Musik immer pure Freiheit war und auf einmal gibt's da Vorschriften. Ja, aber ich hab's mir selber aufgetan. Natürlich gibt's da was zum wissen, da gibt's was. Da gibt's Satztechniken, wo ich zwar noch nicht annähernd durchblicke, aber irgendwas bringt doch ois - oder?"
Irgendwas bringt doch ois - alles hat irgendwie einen Sinn.