"Unser Gott und euer Gott ist einer"
Selbstgefälligkeit, Intoleranz und Vorurteile nennt der im Libanon geborene renommierte Religionswissenschaftler Adel Theodor Khoury als Hindernisse für den Dialog zwischen Christen und Muslimen. Als exzellenter Korankenner sowie als katholischer Theologe zitiert er in seinem Buch unter anderem den Koranvers "Unser Gott und euer Gott ist einer".
Die aktuellen Auseinandersetzungen um Moscheebauten sind von Kontrast Profilierungen und Abgrenzungsstrategien ebenso geprägt wie etwa von religiösem Desinteresse und dem Wunsch nach billigem Frieden. Wie in einem Brennglas, so hat es mitunter den Anschein, zeigt sich der Konflikt zwischen dem "christlichen" Westen und der islamischen Welt.
"Trotz aller Hindernisse und skeptischer Äußerungen muss der Dialog gesucht und die Zusammenarbeit gewagt werden. Es gibt dazu keine Alternative."
Diese These vertritt der renommierte Religionswissenschaftler Adel Theodor Khoury. Sie ist nicht ganz neu, aber immer wieder wichtig und durchzieht die knapp 130 Textseiten eines Sammelbändchens, das acht Artikel umfasst. Die sind – dem Untertitel gemäß – gedacht als "Beiträge zum christlich-islamischen Dialog". Der ist in Khourys Augen der Königsweg für ein friedliches und verständnisvolles Miteinander in Gegenwart und Zukunft.
Im Vorwort benennt Khoury Haupthindernisse auf dem Weg des Dialogs: Selbstgefälligkeit und Intoleranz, hartnäckige Vorurteile und allzu schnelle Urteile. Positiv gewendet: Für die Förderung des Dialogs zwischen Christen und Muslimen ist die Fähigkeit, das Denken auszuhalten, sprich: differenziertes Wissen zu erwerben, um differenziert urteilen sowie den Menschen und der Sache gerecht werden zu können, ebenso erforderlich wie die Bereitschaft, Unterschiede zu dulden.
Differenzen gibt es genügend, wie Khoury anhand mehrerer Beispiele verdeutlicht. Ein zentraler "Knackpunkt" ist zum Beispiel die Kritik an der christlichen Trinitätslehre von Seiten der Muslime. Deren streng monotheistische Haltung erwächst aus dem Kampf Muhammads gegen den Polytheismus der Altaraber und aus der Ablehnung der christlichen Lehre von der Gottheit Jesu Christi.
Christen glauben an Gott, "den Vater, Sohn und Heiligen Geist". Zugleich bekennen sie: Gott ist ein einziger Gott, und es ist nur ein Gott. Diese Ausprägung des Monotheismus wird in den Augen anderer Religionen, speziell im Islam, oft als "Drei-Götterei" verstanden, als "Tritheismus". Der Koran, den Khoury an vielen Stellen seines Buchs zitiert, äußert seine Kritik an zwei Stellen direkt:
" "So glaubt an Gott und seine Gesandten. Und sagt nicht: Drei. ... Gott ist doch ein einziger Gott. Preis sei Ihm, und erhaben ist Er darüber, dass Er kein Kind habe." (4,171) "
Der 1930 im Libanon Geborene bringt folgenden Gedanken in die Debatte ein: Der Unterschied im Glauben an Gott zwischen Islam und Christentum ist nicht als Differenz "zwischen Monotheismus und (verkapptem) Polytheismus" zu begreifen, sondern als Unterschied zwischen einem nicht differenzierten (und nicht differenzieren wollenden) Monotheismus ... und einem differenzierten Monotheismus". Dann gewinnt folgender Koranvers wieder volle Geltung:
" "Unser Gott und euer Gott ist einer". (29,46) "
Die beiden Titelfragen veranlassen Khoury zunächst zu grundsätzlichen Anmerkungen, wie Christentum und Islam Erlösung und Heil verstehen. Dann stellt der emeritierte Professor heraus: Nichtchristen können durchaus "in den Himmel kommen", Erlösung und ein Leben in Fülle erlangen. Voraussetzungen sind etwa die Suche nach (dem unbekannten) Gott aus ehrlichem Herzen sowie ein sittliches Leben aus dem Gewissen. Auch aus Sicht der Muslime besteht schließlich die Hoffnung, dass sie einst mit Christen im paradiesischen Frieden Gottes zusammenfinden. Allemal gilt das für die "Ungläubigen", die vor Muhammad verstorben sind. Für derzeit Lebende ist in dieser Hinsicht wichtig, dass sie Glaubenslehre und -praxis des Islam nicht aktiv verleugnen und bekämpfen – etwa aus Hochmut.
Khoury erweist sich im vorliegenden Band einmal mehr als exzellenter Kenner des Korans – sowie als katholischer Theologe, der immer wieder die entsprechenden, wegweisenden, im Kirchenvolk jedoch kaum rezipierten Verlautbarungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in Erinnerung ruft. Daher ermöglicht die Lektüre christlichen Lesern ein besseres Verständnis auch ihres eigenen Glaubens. Wünschenswert wäre, wenn das Büchlein zudem in die Hände von Muslimen gelangt, bietet es doch eine gut lesbare, allgemein verständliche, fundierte Diskussionsgrundlage – für beide Seiten.
Rezensiert von Thomas Kroll
Adel Theodor Khoury,
Kommen Muslime in den Himmel? Gelangen Christen ins Paradies?
Beiträge zum christlich-islamischen Dialog
Echter Verlag: Würzburg 2007.
132 Seiten, 9,90 Euro.
"Trotz aller Hindernisse und skeptischer Äußerungen muss der Dialog gesucht und die Zusammenarbeit gewagt werden. Es gibt dazu keine Alternative."
Diese These vertritt der renommierte Religionswissenschaftler Adel Theodor Khoury. Sie ist nicht ganz neu, aber immer wieder wichtig und durchzieht die knapp 130 Textseiten eines Sammelbändchens, das acht Artikel umfasst. Die sind – dem Untertitel gemäß – gedacht als "Beiträge zum christlich-islamischen Dialog". Der ist in Khourys Augen der Königsweg für ein friedliches und verständnisvolles Miteinander in Gegenwart und Zukunft.
Im Vorwort benennt Khoury Haupthindernisse auf dem Weg des Dialogs: Selbstgefälligkeit und Intoleranz, hartnäckige Vorurteile und allzu schnelle Urteile. Positiv gewendet: Für die Förderung des Dialogs zwischen Christen und Muslimen ist die Fähigkeit, das Denken auszuhalten, sprich: differenziertes Wissen zu erwerben, um differenziert urteilen sowie den Menschen und der Sache gerecht werden zu können, ebenso erforderlich wie die Bereitschaft, Unterschiede zu dulden.
Differenzen gibt es genügend, wie Khoury anhand mehrerer Beispiele verdeutlicht. Ein zentraler "Knackpunkt" ist zum Beispiel die Kritik an der christlichen Trinitätslehre von Seiten der Muslime. Deren streng monotheistische Haltung erwächst aus dem Kampf Muhammads gegen den Polytheismus der Altaraber und aus der Ablehnung der christlichen Lehre von der Gottheit Jesu Christi.
Christen glauben an Gott, "den Vater, Sohn und Heiligen Geist". Zugleich bekennen sie: Gott ist ein einziger Gott, und es ist nur ein Gott. Diese Ausprägung des Monotheismus wird in den Augen anderer Religionen, speziell im Islam, oft als "Drei-Götterei" verstanden, als "Tritheismus". Der Koran, den Khoury an vielen Stellen seines Buchs zitiert, äußert seine Kritik an zwei Stellen direkt:
" "So glaubt an Gott und seine Gesandten. Und sagt nicht: Drei. ... Gott ist doch ein einziger Gott. Preis sei Ihm, und erhaben ist Er darüber, dass Er kein Kind habe." (4,171) "
Der 1930 im Libanon Geborene bringt folgenden Gedanken in die Debatte ein: Der Unterschied im Glauben an Gott zwischen Islam und Christentum ist nicht als Differenz "zwischen Monotheismus und (verkapptem) Polytheismus" zu begreifen, sondern als Unterschied zwischen einem nicht differenzierten (und nicht differenzieren wollenden) Monotheismus ... und einem differenzierten Monotheismus". Dann gewinnt folgender Koranvers wieder volle Geltung:
" "Unser Gott und euer Gott ist einer". (29,46) "
Die beiden Titelfragen veranlassen Khoury zunächst zu grundsätzlichen Anmerkungen, wie Christentum und Islam Erlösung und Heil verstehen. Dann stellt der emeritierte Professor heraus: Nichtchristen können durchaus "in den Himmel kommen", Erlösung und ein Leben in Fülle erlangen. Voraussetzungen sind etwa die Suche nach (dem unbekannten) Gott aus ehrlichem Herzen sowie ein sittliches Leben aus dem Gewissen. Auch aus Sicht der Muslime besteht schließlich die Hoffnung, dass sie einst mit Christen im paradiesischen Frieden Gottes zusammenfinden. Allemal gilt das für die "Ungläubigen", die vor Muhammad verstorben sind. Für derzeit Lebende ist in dieser Hinsicht wichtig, dass sie Glaubenslehre und -praxis des Islam nicht aktiv verleugnen und bekämpfen – etwa aus Hochmut.
Khoury erweist sich im vorliegenden Band einmal mehr als exzellenter Kenner des Korans – sowie als katholischer Theologe, der immer wieder die entsprechenden, wegweisenden, im Kirchenvolk jedoch kaum rezipierten Verlautbarungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in Erinnerung ruft. Daher ermöglicht die Lektüre christlichen Lesern ein besseres Verständnis auch ihres eigenen Glaubens. Wünschenswert wäre, wenn das Büchlein zudem in die Hände von Muslimen gelangt, bietet es doch eine gut lesbare, allgemein verständliche, fundierte Diskussionsgrundlage – für beide Seiten.
Rezensiert von Thomas Kroll
Adel Theodor Khoury,
Kommen Muslime in den Himmel? Gelangen Christen ins Paradies?
Beiträge zum christlich-islamischen Dialog
Echter Verlag: Würzburg 2007.
132 Seiten, 9,90 Euro.