"Unser größter sozialer Event"
Bereits im Mittelalter gingen sie das erste Mal über die Bühne: Die Oberammergauer Passionsspiele erzählen alle zehn Jahre die Geschichte der letzten Tage Jesus'. Mit 2500 Menschen wirkt der halbe Ort dabei mit. Im Mai beginnen die Aufführungen. Diesmal gibt der Pressesprecher der Spiele den Jesus und der technische Leiter den Judas.
Die erste Aufführung wird auf das Jahr 1634 zurückdatiert, als die Bewohner des Holzschnitzerdorfes Oberammergau Gott versprachen, alle zehn Jahre die Geschichte Jesus' zu erzählen. Seitdem soll es im Ort keine Pesttoten mehr gegeben haben.
Mitspielen darf bis heute nur, wer in Oberammergau geboren wurde oder seit mindestens 20 Jahren dort lebt. 2000 neue Kostüme wurden für die Passionsspiele 2010 neu angefertigt. Über hundert Vorstellungen mit Zuschauern aus aller Welt gibt es vor der Kulisse der Alpen von Mai bis Oktober 2010 zu sehen.
Der Oberammergauer denkt in "Passionsdekaden", wann er sein Haus gekauft und wann er seine Kinder bekommen hat, erzählt Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters und gebürtiger Oberammergauer. Er führt zum dritten Mal Regie. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch mit ihm:
Liane von Billerbeck: Wie ist das, ein Passionsspiel zu inszenieren?
Christian Stückl: Ich mach das jetzt zum dritten Mal. Ich bin 1990 als jüngster Passionsspielleiter gewählt worden und war damals bei der Wahl 1986 gerade mal 24 Jahre alt. Für mich ist das ein ganz wichtiger Teil: Meine ganze Theaterleidenschaft habe ich in Oberammergau entdeckt. Ich war als Kind da dabei, mein Vater, mein Großvater hatten immer große Rollen, also ich war schon als Kind ganz begeistert und wollte als Kind unbedingt Regisseur werden. Und das kam alles übers Passionsspiel. Und auch heute, wo ich es beruflich mache, ist es trotzdem irgendwie spannend, mit dem halben Dorf, mit 2500 Mitwirkenden eine so große Geschichte zu erzählen, die sechs Stunden erzählt wird.
Liane von Billerbeck: Wie ist das denn, wenn man 2500 Leute auf der Bühne und drum herum dirigieren muss?
Christian Stückl: Das ist ganz spannend. Oberammergau hat ja eine 375-jährige Tradition - und ganz egal, ob jemand nahe der Kirche steht oder Muslim ist oder seit ewigen Zeiten in Oberammergau lebt oder dazugezogen ist - irgendwie hat das Passionsspiel so eine eigenartige Kraft, dass das ganze Dorf zusammenbindet. Es funktioniert, weil es unser größter sozialer Event aller zehn Jahre ist. Da sitzt der 17-Jährige mit dem 80-Jährigen in der gleichen Garderobe und alle treffen sich, auch Menschen, die sich zehn Jahre gar nicht gesehen haben, sind plötzlich wieder beieinander.
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 30.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Homepage Passionsspiele Oberammergau 2010
Mitspielen darf bis heute nur, wer in Oberammergau geboren wurde oder seit mindestens 20 Jahren dort lebt. 2000 neue Kostüme wurden für die Passionsspiele 2010 neu angefertigt. Über hundert Vorstellungen mit Zuschauern aus aller Welt gibt es vor der Kulisse der Alpen von Mai bis Oktober 2010 zu sehen.
Der Oberammergauer denkt in "Passionsdekaden", wann er sein Haus gekauft und wann er seine Kinder bekommen hat, erzählt Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters und gebürtiger Oberammergauer. Er führt zum dritten Mal Regie. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch mit ihm:
Liane von Billerbeck: Wie ist das, ein Passionsspiel zu inszenieren?
Christian Stückl: Ich mach das jetzt zum dritten Mal. Ich bin 1990 als jüngster Passionsspielleiter gewählt worden und war damals bei der Wahl 1986 gerade mal 24 Jahre alt. Für mich ist das ein ganz wichtiger Teil: Meine ganze Theaterleidenschaft habe ich in Oberammergau entdeckt. Ich war als Kind da dabei, mein Vater, mein Großvater hatten immer große Rollen, also ich war schon als Kind ganz begeistert und wollte als Kind unbedingt Regisseur werden. Und das kam alles übers Passionsspiel. Und auch heute, wo ich es beruflich mache, ist es trotzdem irgendwie spannend, mit dem halben Dorf, mit 2500 Mitwirkenden eine so große Geschichte zu erzählen, die sechs Stunden erzählt wird.
Liane von Billerbeck: Wie ist das denn, wenn man 2500 Leute auf der Bühne und drum herum dirigieren muss?
Christian Stückl: Das ist ganz spannend. Oberammergau hat ja eine 375-jährige Tradition - und ganz egal, ob jemand nahe der Kirche steht oder Muslim ist oder seit ewigen Zeiten in Oberammergau lebt oder dazugezogen ist - irgendwie hat das Passionsspiel so eine eigenartige Kraft, dass das ganze Dorf zusammenbindet. Es funktioniert, weil es unser größter sozialer Event aller zehn Jahre ist. Da sitzt der 17-Jährige mit dem 80-Jährigen in der gleichen Garderobe und alle treffen sich, auch Menschen, die sich zehn Jahre gar nicht gesehen haben, sind plötzlich wieder beieinander.
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 30.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Homepage Passionsspiele Oberammergau 2010