Unser Leben im Jahr 2050
Grüne Städte oder verwüstetes Land - zwischen diesen Extremen schwanken die Zukunftsszenarien internationaler Wissenschaftler, die sich 2010 an der Europäischen Akademie trafen.
In dem Sammelband "Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung" beschreiben sie, wohin sich unsere Energie, Mobilität, Arbeit und Ernährung entwickeln sollten. Dafür malen sie ein eindrückliches Bild der Zukunft: Die Welt im Jahr 2050, so ihr Resümee, kann ein Chaos aus stürmischem Klima, Millionen Hungernden und Flüchtlingsströmen rund um die Welt sein oder im besten Falle werden Energie, Nahrung, Wasser und Wohlstand nachhaltig erzeugt und gerechter verteilt.
Wie? Das beschrieben sie detailliert: In der Stadt von morgen arbeiten alle Menschen, aber die bezahlte Wochenarbeitszeit beträgt nur 20 Stunden. Das genügt für einen bescheidenen Wohlstand. Die übrige Zeit bauen sie im Nachbarschaftsgarten Gemüse an, reparieren gemeinsam Räder in der Werkstatt, betreuen freiwillig Kinder oder Ältere. Ein dichtes effektives Netz aus öffentlichen Verkehrsmitteln und Leihfahrzeugen mit umweltfreundlichem Antrieb sichert den Transport. Die Gebäude verbrauchen kaum noch Energie, stattdessen erzeugen sie selbst welche über Wärmerückgewinnung oder Solaranlagen. Dank grüner Informationstechnik sind alle Energiequellen kontinentweit in Stromnetzen verbunden, die Schwankungen bei Wind und Sonne ausgleichen. Die Industrie produziert langlebige Geräte, die leicht zu reparieren sind.
Schöne neue Welt. Geben kann es die nur, wenn die Anfänge schon heute gemacht werden, daran lassen die Autoren keinen Zweifel und nennen zahlreiche Beispiele. Da wären die Genossenschaften, die eigene Windräder oder Solarkollektoren bauen, oder die Menschen in den Industrieländern, die Gärten anlegen und auf Eigenanbau setzten. So weit die Vision des Buches, der man gerne folgt.
Doch wenn es um die Umsetzbarkeit geht, verlieren sich die Autoren in Schuldzuweisungen. Sie beklagen einhellig die Kurzsichtigkeit heutiger Politik und Wirtschaft, die nachhaltige Entwicklung behindert. Neu ist das nicht. Und so bleibt der Leser ein wenig hilflos zurück. Zeigt es doch, wie schwer ein nötiges Umdenken gelingt. Auch der Appell an eine neue Welle der Demokratisierung, die Weltpolitik in die richtige Richtung zwingt, klingt da zahm. Zumal der Gedanke, dass Bürgerinitiativen und Nichtregierungsorganisationen Motor für solch einen Umbruch sein könnten, alt ist.
Wer sich also Neues erhoffte, den wird dieser Sammelband enttäuschen. Für alle anderen aber, die sich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, ist das Buch ein guter Einstieg. Bietet es doch einen Einblick in den Stand der verschiedenen Fachgebiete. Statt 13 Bücher zu lesen, kann man hier in jeweils einem Artikel nachlesen, welcher Weg aus der Wachstumsfalle führt oder warum Klimaverantwortung auch ein Verteilungsproblem ist.
Besprochen von Susanne Harmsen
Harald Welzer und Klaus Wiegandt (Hrsg.): Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung
Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
340 Seiten, 12,99 Euro
Wie? Das beschrieben sie detailliert: In der Stadt von morgen arbeiten alle Menschen, aber die bezahlte Wochenarbeitszeit beträgt nur 20 Stunden. Das genügt für einen bescheidenen Wohlstand. Die übrige Zeit bauen sie im Nachbarschaftsgarten Gemüse an, reparieren gemeinsam Räder in der Werkstatt, betreuen freiwillig Kinder oder Ältere. Ein dichtes effektives Netz aus öffentlichen Verkehrsmitteln und Leihfahrzeugen mit umweltfreundlichem Antrieb sichert den Transport. Die Gebäude verbrauchen kaum noch Energie, stattdessen erzeugen sie selbst welche über Wärmerückgewinnung oder Solaranlagen. Dank grüner Informationstechnik sind alle Energiequellen kontinentweit in Stromnetzen verbunden, die Schwankungen bei Wind und Sonne ausgleichen. Die Industrie produziert langlebige Geräte, die leicht zu reparieren sind.
Schöne neue Welt. Geben kann es die nur, wenn die Anfänge schon heute gemacht werden, daran lassen die Autoren keinen Zweifel und nennen zahlreiche Beispiele. Da wären die Genossenschaften, die eigene Windräder oder Solarkollektoren bauen, oder die Menschen in den Industrieländern, die Gärten anlegen und auf Eigenanbau setzten. So weit die Vision des Buches, der man gerne folgt.
Doch wenn es um die Umsetzbarkeit geht, verlieren sich die Autoren in Schuldzuweisungen. Sie beklagen einhellig die Kurzsichtigkeit heutiger Politik und Wirtschaft, die nachhaltige Entwicklung behindert. Neu ist das nicht. Und so bleibt der Leser ein wenig hilflos zurück. Zeigt es doch, wie schwer ein nötiges Umdenken gelingt. Auch der Appell an eine neue Welle der Demokratisierung, die Weltpolitik in die richtige Richtung zwingt, klingt da zahm. Zumal der Gedanke, dass Bürgerinitiativen und Nichtregierungsorganisationen Motor für solch einen Umbruch sein könnten, alt ist.
Wer sich also Neues erhoffte, den wird dieser Sammelband enttäuschen. Für alle anderen aber, die sich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, ist das Buch ein guter Einstieg. Bietet es doch einen Einblick in den Stand der verschiedenen Fachgebiete. Statt 13 Bücher zu lesen, kann man hier in jeweils einem Artikel nachlesen, welcher Weg aus der Wachstumsfalle führt oder warum Klimaverantwortung auch ein Verteilungsproblem ist.
Besprochen von Susanne Harmsen
Harald Welzer und Klaus Wiegandt (Hrsg.): Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung
Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
340 Seiten, 12,99 Euro